Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811. Eve. O liebste Mutter! Frau Marthe. Du --! Ich rathe dir! Ruprecht. Mein Seel, 's ist schwer, Frau Marthe, dreist zu sprechen, Wenn das Gewissen an der Kehl' uns sitzt. Adam. Schweig' er jetzt, Nas'weis, mucks' er nicht. Frau Marthe. Wer war's? Eve. O Jesus! Frau Marthe. Maulaffe, der! Der niederträchtige! O Jesus! Als ob sie eine Hure wäre. War's der Herr Jesus? Adam. Frau Marthe! Unvernunft! Was das für --! Laß sie die Jungfer doch gewähren! Das Kind einschrecken -- Hure -- Schaafsgesicht! So wird's uns nichts. Sie wird sich schon besinnen. Ruprecht. O ja, besinnen. Eve. O liebſte Mutter! Frau Marthe. Du —! Ich rathe dir! Ruprecht. Mein Seel, ’s iſt ſchwer, Frau Marthe, dreiſt zu ſprechen, Wenn das Gewiſſen an der Kehl’ uns ſitzt. Adam. Schweig’ er jetzt, Naſ’weis, muckſ’ er nicht. Frau Marthe. Wer war’s? Eve. O Jeſus! Frau Marthe. Maulaffe, der! Der niedertraͤchtige! O Jeſus! Als ob ſie eine Hure waͤre. War’s der Herr Jeſus? Adam. Frau Marthe! Unvernunft! Was das fuͤr —! Laß ſie die Jungfer doch gewaͤhren! Das Kind einſchrecken — Hure — Schaafsgeſicht! So wird’s uns nichts. Sie wird ſich ſchon beſinnen. Ruprecht. O ja, beſinnen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0091" n="85"/> <sp who="#EVE"> <speaker> <hi rendition="#g">Eve.</hi> </speaker><lb/> <p>O liebſte Mutter!</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Marthe.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Du —! Ich rathe dir!</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#RUP"> <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/> <p>Mein Seel, ’s iſt ſchwer, Frau Marthe, dreiſt zu<lb/> ſprechen,<lb/> Wenn das Gewiſſen an der Kehl’ uns ſitzt.</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/> <p>Schweig’ er jetzt, Naſ’weis, muckſ’ er nicht.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Marthe.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Wer war’s?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#EVE"> <speaker> <hi rendition="#g">Eve.</hi> </speaker><lb/> <p>O Jeſus!</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Marthe.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Maulaffe, der! Der niedertraͤchtige!</hi><lb/> O Jeſus! Als ob ſie eine Hure waͤre.<lb/> War’s der Herr Jeſus?</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Frau Marthe! Unvernunft!</hi><lb/> Was das fuͤr —! Laß ſie die <choice><sic>Junfer</sic><corr>Jungfer</corr></choice> doch gewaͤhren!<lb/> Das Kind einſchrecken — Hure — Schaafsgeſicht!<lb/> So wird’s uns nichts. Sie wird ſich ſchon beſinnen.</p> </sp><lb/> <sp who="#RUP"> <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/> <p>O ja, beſinnen.</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [85/0091]
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O liebſte Mutter!
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Du —! Ich rathe dir!
Ruprecht.
Mein Seel, ’s iſt ſchwer, Frau Marthe, dreiſt zu
ſprechen,
Wenn das Gewiſſen an der Kehl’ uns ſitzt.
Adam.
Schweig’ er jetzt, Naſ’weis, muckſ’ er nicht.
Frau Marthe.
Wer war’s?
Eve.
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Maulaffe, der! Der niedertraͤchtige!
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Adam.
Frau Marthe! Unvernunft!
Was das fuͤr —! Laß ſie die Jungfer doch gewaͤhren!
Das Kind einſchrecken — Hure — Schaafsgeſicht!
So wird’s uns nichts. Sie wird ſich ſchon beſinnen.
Ruprecht.
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