Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.
Den Krug, den sie zu Wasser trug, zerschlug ich, Und der Flickschuster hat im Kopf ein Loch. -- Adam. Frau Marthe! Was entgegnet ihr der Rede? Sagt an! Frau Marthe. Was ich der Red entgegene? Daß sie, Herr Richter, wie der Marder einbricht, Und Wahrheit wie ein gakelnd Huhn erwürgt. Was Recht liebt, sollte zu den Keulen greifen, Um dieses Ungethüm der Nacht zu tilgen. Adam. Da wird sie den Beweis uns führen müssen. Frau Marthe. O ja, sehr gern. Hier ist mein Zeuge. -- Rede! Adam. Die Tochter? Nein, Frau Marthe. Walter. Nein? Warum nicht? Adam. Als Zeuginn, gnäd'ger Herr? Steht im Gesetzbuch Nicht titulo, ist's quarto? oder quinto? Wenn Krüge oder sonst, was weiß ich? Von jungen Bengeln sind zerschlagen worden, So zeugen Töchter ihren Müttern nicht?
Den Krug, den ſie zu Waſſer trug, zerſchlug ich, Und der Flickſchuſter hat im Kopf ein Loch. — Adam. Frau Marthe! Was entgegnet ihr der Rede? Sagt an! Frau Marthe. Was ich der Red entgegene? Daß ſie, Herr Richter, wie der Marder einbricht, Und Wahrheit wie ein gakelnd Huhn erwuͤrgt. Was Recht liebt, ſollte zu den Keulen greifen, Um dieſes Ungethuͤm der Nacht zu tilgen. Adam. Da wird ſie den Beweis uns fuͤhren muͤſſen. Frau Marthe. O ja, ſehr gern. Hier iſt mein Zeuge. — Rede! Adam. Die Tochter? Nein, Frau Marthe. Walter. Nein? Warum nicht? Adam. Als Zeuginn, gnaͤd’ger Herr? Steht im Geſetzbuch Nicht titulo, iſt’s quarto? oder quinto? Wenn Kruͤge oder ſonſt, was weiß ich? Von jungen Bengeln ſind zerſchlagen worden, So zeugen Toͤchter ihren Muͤttern nicht? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#RUP"> <p><pb facs="#f0085" n="79"/> Den Krug, den ſie zu Waſſer trug, zerſchlug ich,<lb/> Und der Flickſchuſter hat im Kopf ein Loch. —</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/> <p>Frau Marthe! Was entgegnet ihr der Rede?<lb/> Sagt an!</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Marthe.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#c">Was ich der Red entgegene?</hi><lb/> Daß ſie, Herr Richter, wie der Marder einbricht,<lb/> Und Wahrheit wie ein gakelnd Huhn erwuͤrgt.<lb/> Was Recht liebt, ſollte zu den Keulen greifen,<lb/> Um dieſes Ungethuͤm der Nacht zu tilgen.</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/> <p>Da wird ſie den Beweis uns fuͤhren muͤſſen.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker> <hi rendition="#g">Frau Marthe.</hi> </speaker><lb/> <p>O ja, ſehr gern. Hier iſt mein Zeuge. — Rede!</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/> <p>Die Tochter? Nein, Frau Marthe.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Nein? Warum nicht?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/> <p>Als Zeuginn, gnaͤd’ger Herr? Steht im Geſetzbuch<lb/> Nicht <hi rendition="#aq">titulo,</hi> iſt’s <hi rendition="#aq">quarto?</hi> oder <hi rendition="#aq">quinto?</hi><lb/> Wenn Kruͤge oder ſonſt, was weiß ich?<lb/> Von jungen Bengeln ſind zerſchlagen worden,<lb/> So zeugen Toͤchter ihren Muͤttern nicht?</p> </sp><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [79/0085]
Den Krug, den ſie zu Waſſer trug, zerſchlug ich,
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Frau Marthe! Was entgegnet ihr der Rede?
Sagt an!
Frau Marthe.
Was ich der Red entgegene?
Daß ſie, Herr Richter, wie der Marder einbricht,
Und Wahrheit wie ein gakelnd Huhn erwuͤrgt.
Was Recht liebt, ſollte zu den Keulen greifen,
Um dieſes Ungethuͤm der Nacht zu tilgen.
Adam.
Da wird ſie den Beweis uns fuͤhren muͤſſen.
Frau Marthe.
O ja, ſehr gern. Hier iſt mein Zeuge. — Rede!
Adam.
Die Tochter? Nein, Frau Marthe.
Walter.
Nein? Warum nicht?
Adam.
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