Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.
Doch Thränen, seht, ersticken mir die Sprache. Denn da Frau Marthe jetzt in's Zimmer tritt, Die Lampe hebt, und ich das Mädchen dort Jetzt schlotternd, zum Erbarmen vor mir sehe, Sie, die so herzhaft sonst wohl um sich sah, So sag' ich zu mir, blind ist auch nicht übel. Ich hätte meine Augen hingegeben, Knippkügelchen, wer will, damit zu spielen. Eve. Er ist nicht werth, der Bös'wicht -- Adam. Sie soll schweigen. Ruprecht. Das Weitre wißt ihr. Adam. Wie, das Weitere? Ruprecht. Nun ja, Frau Marthe kam, und geiferte, Und Ralf, der Nachbar, kam, und Hinz, der Nachbar, Und Muhme Sus' und Muhme Liese kamen, Und Knecht und Mägd' und Hund' und Katzen kamen, S' war ein Spektakel, und Frau Marthe fragte Die Jungfer dort, wer ihr den Krug zerschlagen, Und die, die sprach, ihr wißt's, das ich's gewesen. Mein Seel', sie hat so Unrecht nicht, ihr Herren.
Doch Thraͤnen, ſeht, erſticken mir die Sprache. Denn da Frau Marthe jetzt in’s Zimmer tritt, Die Lampe hebt, und ich das Maͤdchen dort Jetzt ſchlotternd, zum Erbarmen vor mir ſehe, Sie, die ſo herzhaft ſonſt wohl um ſich ſah, So ſag’ ich zu mir, blind iſt auch nicht uͤbel. Ich haͤtte meine Augen hingegeben, Knippkuͤgelchen, wer will, damit zu ſpielen. Eve. Er iſt nicht werth, der Boͤſ’wicht — Adam. Sie ſoll ſchweigen. Ruprecht. Das Weitre wißt ihr. Adam. Wie, das Weitere? Ruprecht. Nun ja, Frau Marthe kam, und geiferte, Und Ralf, der Nachbar, kam, und Hinz, der Nachbar, Und Muhme Suſ’ und Muhme Lieſe kamen, Und Knecht und Maͤgd’ und Hund’ und Katzen kamen, S’ war ein Spektakel, und Frau Marthe fragte Die Jungfer dort, wer ihr den Krug zerſchlagen, Und die, die ſprach, ihr wißt’s, das ich’s geweſen. Mein Seel’, ſie hat ſo Unrecht nicht, ihr Herren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#RUP"> <p><pb facs="#f0084" n="78"/> Doch Thraͤnen, ſeht, erſticken mir die Sprache.<lb/> Denn da Frau Marthe jetzt in’s Zimmer tritt,<lb/> Die Lampe hebt, und ich das Maͤdchen dort<lb/> Jetzt ſchlotternd, zum Erbarmen vor mir ſehe,<lb/> Sie, die ſo herzhaft ſonſt wohl um ſich ſah,<lb/> So ſag’ ich zu mir, blind iſt auch nicht uͤbel.<lb/> Ich haͤtte meine Augen hingegeben,<lb/> Knippkuͤgelchen, wer will, damit zu ſpielen.</p> </sp><lb/> <sp who="#EVE"> <speaker> <hi rendition="#g">Eve.</hi> </speaker><lb/> <p>Er iſt nicht werth, der Boͤſ’wicht —</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Sie ſoll ſchweigen.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#RUP"> <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/> <p>Das Weitre wißt ihr.</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker> <hi rendition="#g">Adam.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Wie, das Weitere?</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#RUP"> <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/> <p>Nun ja, Frau Marthe kam, und geiferte,<lb/> Und Ralf, der Nachbar, kam, und Hinz, der Nachbar,<lb/> Und Muhme Suſ’ und Muhme Lieſe kamen,<lb/> Und Knecht und Maͤgd’ und Hund’ und Katzen kamen,<lb/> S’ war ein Spektakel, und Frau Marthe fragte<lb/> Die Jungfer dort, wer ihr den Krug zerſchlagen,<lb/> Und die, die ſprach, ihr wißt’s, das ich’s geweſen.<lb/> Mein Seel’, ſie hat ſo Unrecht nicht, ihr Herren.<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [78/0084]
Doch Thraͤnen, ſeht, erſticken mir die Sprache.
Denn da Frau Marthe jetzt in’s Zimmer tritt,
Die Lampe hebt, und ich das Maͤdchen dort
Jetzt ſchlotternd, zum Erbarmen vor mir ſehe,
Sie, die ſo herzhaft ſonſt wohl um ſich ſah,
So ſag’ ich zu mir, blind iſt auch nicht uͤbel.
Ich haͤtte meine Augen hingegeben,
Knippkuͤgelchen, wer will, damit zu ſpielen.
Eve.
Er iſt nicht werth, der Boͤſ’wicht —
Adam.
Sie ſoll ſchweigen.
Ruprecht.
Das Weitre wißt ihr.
Adam.
Wie, das Weitere?
Ruprecht.
Nun ja, Frau Marthe kam, und geiferte,
Und Ralf, der Nachbar, kam, und Hinz, der Nachbar,
Und Muhme Suſ’ und Muhme Lieſe kamen,
Und Knecht und Maͤgd’ und Hund’ und Katzen kamen,
S’ war ein Spektakel, und Frau Marthe fragte
Die Jungfer dort, wer ihr den Krug zerſchlagen,
Und die, die ſprach, ihr wißt’s, das ich’s geweſen.
Mein Seel’, ſie hat ſo Unrecht nicht, ihr Herren.
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