Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811.
Verlangt ihr den Beweis? Wohlan, befehlt! Ich kann Recht so jetzt, jetzo so ertheilen. Walter. Ihr gebt mir schlechte Meinungen, Herr Richter. Es sei. Ihr fangt von vorn die Sache an. -- Adam. Auf Ehr'! Gebt Acht, ihr sollt zufrieden sein. -- Frau Marthe Rull! Bringt eure Klage vor. Frau Marthe. Ich klag', ihr wißt's, hier wegen dieses Krugs; Jedoch vergönnt, daß ich, bevor ich melde Was diesem Krug geschehen, auch beschreibe Was er vorher mir war. Adam. Das Reden ist an euch. Frau Marthe. Seht ihr den Krug, ihr werthgeschätzten Herren? Seht ihr den Krug? Adam. O ja, wir sehen ihn. Frau Marthe. Nichts seht ihr, mit Verlaub, die Scherben seht ihr; Der Krüge schönster ist entzwei geschlagen. Hier grade auf dem Loch, wo jetzo nichts, Sind die gesammten niederländischen Provinzen Dem span'schen Philipp übergeben worden.
Verlangt ihr den Beweis? Wohlan, befehlt! Ich kann Recht ſo jetzt, jetzo ſo ertheilen. Walter. Ihr gebt mir ſchlechte Meinungen, Herr Richter. Es ſei. Ihr fangt von vorn die Sache an. — Adam. Auf Ehr’! Gebt Acht, ihr ſollt zufrieden ſein. — Frau Marthe Rull! Bringt eure Klage vor. Frau Marthe. Ich klag’, ihr wißt’s, hier wegen dieſes Krugs; Jedoch vergoͤnnt, daß ich, bevor ich melde Was dieſem Krug geſchehen, auch beſchreibe Was er vorher mir war. Adam. Das Reden iſt an euch. Frau Marthe. Seht ihr den Krug, ihr werthgeſchaͤtzten Herren? Seht ihr den Krug? Adam. O ja, wir ſehen ihn. Frau Marthe. Nichts ſeht ihr, mit Verlaub, die Scherben ſeht ihr; Der Kruͤge ſchoͤnſter iſt entzwei geſchlagen. Hier grade auf dem Loch, wo jetzo nichts, Sind die geſammten niederlaͤndiſchen Provinzen Dem ſpan’ſchen Philipp uͤbergeben worden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <sp who="#ADA"> <p><pb facs="#f0060" n="54"/> Verlangt ihr den Beweis? Wohlan, befehlt!<lb/> Ich kann Recht ſo jetzt, jetzo ſo ertheilen.</p> </sp><lb/> <sp who="#WAL"> <speaker><hi rendition="#g">Walter</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr gebt mir ſchlechte Meinungen, Herr Richter.<lb/> Es ſei. Ihr fangt von vorn die Sache an. —</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker><hi rendition="#g">Adam</hi>.</speaker><lb/> <p>Auf Ehr’! Gebt Acht, ihr ſollt zufrieden ſein.<lb/> — Frau Marthe Rull! Bringt eure Klage vor.</p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Marthe</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich klag’, ihr wißt’s, hier wegen dieſes Krugs;<lb/> Jedoch vergoͤnnt, daß ich, bevor ich melde<lb/> Was dieſem Krug geſchehen, auch beſchreibe<lb/> Was er vorher mir war.</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker><hi rendition="#g">Adam</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Das Reden iſt an euch.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Marthe</hi>.</speaker><lb/> <p>Seht ihr den Krug, ihr werthgeſchaͤtzten Herren?<lb/> Seht ihr den Krug?</p> </sp><lb/> <sp who="#ADA"> <speaker><hi rendition="#g">Adam</hi>.</speaker><lb/> <p> <hi rendition="#c">O ja, wir ſehen ihn.</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#MAR"> <speaker><hi rendition="#g">Frau Marthe</hi>.</speaker><lb/> <p>Nichts ſeht ihr, mit Verlaub, die Scherben ſeht ihr;<lb/> Der Kruͤge ſchoͤnſter iſt entzwei geſchlagen.<lb/> Hier grade auf dem Loch, wo jetzo nichts,<lb/> Sind die geſammten niederlaͤndiſchen Provinzen<lb/> Dem ſpan’ſchen Philipp uͤbergeben worden.<lb/></p> </sp> </div> </body> </text> </TEI> [54/0060]
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Ich kann Recht ſo jetzt, jetzo ſo ertheilen.
Walter.
Ihr gebt mir ſchlechte Meinungen, Herr Richter.
Es ſei. Ihr fangt von vorn die Sache an. —
Adam.
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— Frau Marthe Rull! Bringt eure Klage vor.
Frau Marthe.
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Was dieſem Krug geſchehen, auch beſchreibe
Was er vorher mir war.
Adam.
Das Reden iſt an euch.
Frau Marthe.
Seht ihr den Krug, ihr werthgeſchaͤtzten Herren?
Seht ihr den Krug?
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O ja, wir ſehen ihn.
Frau Marthe.
Nichts ſeht ihr, mit Verlaub, die Scherben ſeht ihr;
Der Kruͤge ſchoͤnſter iſt entzwei geſchlagen.
Hier grade auf dem Loch, wo jetzo nichts,
Sind die geſammten niederlaͤndiſchen Provinzen
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