Kleist, Heinrich von: Der zerbrochne Krug. Berlin, 1811. Walter. Nun? Eve. Nun -- geh' ich zur Mutter heim, und harre, Den Kummer, den verschwiegnen, in der Brust, In meiner Klause, durch den Tag, und harre, Bis zehn zu Nacht auf Ruprecht, der nicht kömmt. Und geh verstimmt Glock zehn die Trepp' hinab, Die Gartenthür zu schließen, und erblicke, Da ich sie öffn', im Dunkel fernhin wen, Der schleichend von den Linden her mir naht. Und sage: Ruprecht! -- "Evchen," heisert es. -- Wer ist da? frag ich. -- "St! Wer wird es sein?" -- Ist er's, Herr Richter? -- "Ja, der alte Adam" -- Ruprecht. Gott's Blitz! Eve. Er selbst -- Ruprecht. Gott's Donnerwetter! Eve. Ist's, Und kommt, und scherzt, und kneipt mir in die Backen, Und fragt, ob Mutter schon zu Bette sei. Ruprecht. Geht, den Hallunken! Walter. Nun? Eve. Nun — geh’ ich zur Mutter heim, und harre, Den Kummer, den verſchwiegnen, in der Bruſt, In meiner Klauſe, durch den Tag, und harre, Bis zehn zu Nacht auf Ruprecht, der nicht koͤmmt. Und geh verſtimmt Glock zehn die Trepp’ hinab, Die Gartenthuͤr zu ſchließen, und erblicke, Da ich ſie oͤffn’, im Dunkel fernhin wen, Der ſchleichend von den Linden her mir naht. Und ſage: Ruprecht! — „Evchen,“ heiſert es. — Wer iſt da? frag ich. — „St! Wer wird es ſein?“ — Iſt er’s, Herr Richter? — „Ja, der alte Adam“ — Ruprecht. Gott’s Blitz! Eve. Er ſelbſt — Ruprecht. Gott’s Donnerwetter! Eve. Iſt’s, Und kommt, und ſcherzt, und kneipt mir in die Backen, Und fragt, ob Mutter ſchon zu Bette ſei. Ruprecht. Geht, den Hallunken! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0163" n="157"/> <sp who="#WAL"> <speaker> <hi rendition="#g">Walter.</hi> </speaker><lb/> <p>Nun?</p> </sp><lb/> <sp who="#EVE"> <speaker> <hi rendition="#g">Eve.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Nun — geh’ ich zur Mutter heim, und harre,</hi><lb/> Den Kummer, den verſchwiegnen, in der Bruſt,<lb/> In meiner Klauſe, durch den Tag, und harre,<lb/> Bis zehn zu Nacht auf Ruprecht, der nicht koͤmmt.<lb/> Und geh verſtimmt Glock zehn die Trepp’ hinab,<lb/> Die Gartenthuͤr zu ſchließen, und erblicke,<lb/> Da ich ſie oͤffn’, im Dunkel fernhin wen,<lb/> Der ſchleichend von den Linden her mir naht.<lb/> Und ſage: Ruprecht! — „Evchen,“ heiſert es. —<lb/> Wer iſt da? frag ich. — „St! Wer wird es ſein?“ —<lb/> Iſt er’s, Herr Richter? — „Ja, der alte Adam“ —</p> </sp><lb/> <sp who="#RUP"> <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/> <p>Gott’s Blitz!</p> </sp><lb/> <sp who="#EVE"> <speaker> <hi rendition="#g">Eve.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#c">Er ſelbſt —</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#RUP"> <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/> <p> <hi rendition="#et">Gott’s Donnerwetter!</hi> </p> </sp><lb/> <sp who="#EVE"> <speaker> <hi rendition="#g">Eve.</hi> </speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Iſt’s,</hi><lb/> Und kommt, und ſcherzt, und kneipt mir in die Backen,<lb/> Und fragt, ob Mutter ſchon zu Bette ſei.</p> </sp><lb/> <sp who="#RUP"> <speaker> <hi rendition="#g">Ruprecht.</hi> </speaker><lb/> <p>Geht, den Hallunken!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [157/0163]
Walter.
Nun?
Eve.
Nun — geh’ ich zur Mutter heim, und harre,
Den Kummer, den verſchwiegnen, in der Bruſt,
In meiner Klauſe, durch den Tag, und harre,
Bis zehn zu Nacht auf Ruprecht, der nicht koͤmmt.
Und geh verſtimmt Glock zehn die Trepp’ hinab,
Die Gartenthuͤr zu ſchließen, und erblicke,
Da ich ſie oͤffn’, im Dunkel fernhin wen,
Der ſchleichend von den Linden her mir naht.
Und ſage: Ruprecht! — „Evchen,“ heiſert es. —
Wer iſt da? frag ich. — „St! Wer wird es ſein?“ —
Iſt er’s, Herr Richter? — „Ja, der alte Adam“ —
Ruprecht.
Gott’s Blitz!
Eve.
Er ſelbſt —
Ruprecht.
Gott’s Donnerwetter!
Eve.
Iſt’s,
Und kommt, und ſcherzt, und kneipt mir in die Backen,
Und fragt, ob Mutter ſchon zu Bette ſei.
Ruprecht.
Geht, den Hallunken!
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