Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810. Gräfin. Wann denkt ihr, zu den Euren aufzubrechen? Kunigunde. Ich wünsche -- weil die Tanten mich erwarten, -- Wenn's sein kann, morgen, -- oder mindestens -- In diesen Tagen, abgeführt zu werden. Gräfin. Bedenkt ihr auch, was dem entgegen steht? Kunigunde. Nichts mehr, erlauchte Frau, wenn ihr mir nur Vergönnt, mich offen vor euch zu erklären. (sie küßt ihr die Hand; steht auf und holt die Papiere). Nehmt dies von meiner Hand, Herr Graf vom Strahl. Der Graf vom Strahl (steht auf). Mein Fräulein! Kann ich wissen, was es ist? Kunigunde. Die Documente sind's, den Streit betreffend, Um eure Herrschaft Stauffen, die Papiere Auf die ich meinen Anspruch gründete. Graf vom Strahl. Mein Fräulein, ihr beschämt mich, in der That! Wenn dieses Heft, wie ihr zu glauben scheint, Ein Recht begründet: weichen will ich euch, Und wenn es meine letzte Hütte gälte! Gräfin. Wann denkt ihr, zu den Euren aufzubrechen? Kunigunde. Ich wünſche — weil die Tanten mich erwarten, — Wenn's ſein kann, morgen, — oder mindeſtens — In dieſen Tagen, abgeführt zu werden. Gräfin. Bedenkt ihr auch, was dem entgegen ſteht? Kunigunde. Nichts mehr, erlauchte Frau, wenn ihr mir nur Vergönnt, mich offen vor euch zu erklären. (ſie küßt ihr die Hand; ſteht auf und holt die Papiere). Nehmt dies von meiner Hand, Herr Graf vom Strahl. Der Graf vom Strahl (ſteht auf). Mein Fräulein! Kann ich wiſſen, was es iſt? Kunigunde. Die Documente ſind's, den Streit betreffend, Um eure Herrſchaft Stauffen, die Papiere Auf die ich meinen Anſpruch gründete. Graf vom Strahl. Mein Fräulein, ihr beſchämt mich, in der That! Wenn dieſes Heft, wie ihr zu glauben ſcheint, Ein Recht begründet: weichen will ich euch, Und wenn es meine letzte Hütte gälte! <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0095" n="89"/> <sp who="#GRAI"> <speaker><hi rendition="#g">Gräfin</hi>.</speaker><lb/> <p>Wann denkt ihr, zu den Euren aufzubrechen?</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker><hi rendition="#g">Kunigunde</hi>.</speaker><lb/> <p>Ich wünſche — weil die Tanten mich erwarten,<lb/> — Wenn's ſein kann, morgen, — oder mindeſtens —<lb/> In dieſen Tagen, abgeführt zu werden.</p> </sp><lb/> <sp who="#GRAI"> <speaker><hi rendition="#g">Gräfin</hi>.</speaker><lb/> <p>Bedenkt ihr auch, was dem entgegen ſteht?</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker><hi rendition="#g">Kunigunde</hi>.</speaker><lb/> <p>Nichts mehr, erlauchte Frau, wenn ihr mir nur<lb/> Vergönnt, mich offen vor euch zu erklären.</p><lb/> <stage>(ſie küßt ihr die Hand; ſteht auf und holt die Papiere).</stage><lb/> <p>Nehmt dies von meiner Hand, Herr Graf vom<lb/> Strahl.</p> </sp><lb/> <sp who="#STRA"> <speaker> <hi rendition="#g">Der Graf vom Strahl</hi> </speaker> <stage>(ſteht auf).</stage><lb/> <p>Mein Fräulein! Kann ich wiſſen, was es iſt?</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker><hi rendition="#g">Kunigunde</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Documente ſind's, den Streit betreffend,<lb/> Um eure Herrſchaft Stauffen, die Papiere<lb/> Auf die ich meinen Anſpruch gründete.</p> </sp><lb/> <sp who="# GR"> <speaker><hi rendition="#g"> Graf vom Strahl</hi>.</speaker><lb/> <p>Mein Fräulein, ihr beſchämt mich, in der That!<lb/> Wenn dieſes Heft, wie ihr zu glauben ſcheint,<lb/> Ein Recht begründet: weichen will ich euch,<lb/> Und wenn es meine letzte Hütte gälte!</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [89/0095]
Gräfin.
Wann denkt ihr, zu den Euren aufzubrechen?
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— Wenn's ſein kann, morgen, — oder mindeſtens —
In dieſen Tagen, abgeführt zu werden.
Gräfin.
Bedenkt ihr auch, was dem entgegen ſteht?
Kunigunde.
Nichts mehr, erlauchte Frau, wenn ihr mir nur
Vergönnt, mich offen vor euch zu erklären.
(ſie küßt ihr die Hand; ſteht auf und holt die Papiere).
Nehmt dies von meiner Hand, Herr Graf vom
Strahl.
Der Graf vom Strahl (ſteht auf).
Mein Fräulein! Kann ich wiſſen, was es iſt?
Kunigunde.
Die Documente ſind's, den Streit betreffend,
Um eure Herrſchaft Stauffen, die Papiere
Auf die ich meinen Anſpruch gründete.
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