Kleist, Heinrich von: Das Käthchen von Heilbronn oder die Feuerprobe. Berlin, 1810. Graf vom Strahl. Die Hand selbst, seht ihr, hat es schon vergessen. Wenn's Freiburg war, dem ich im Kampf um euch, Dies Blut gezahlt, so kann ich wirklich sagen: Schlecht war der Preis, um den er euch verkauft. Kunigunde. Ihr denkt von seinem Werthe so -- nicht ich. (indem sie sich zur Muter wendet). -- Doch wie? Wollt ihr euch, Gnädigste, nicht setzen? (sie holt einen Stuhl, der Graf bringt die andern. Sie lassen sich sämmtlich nieder). Gräfin. Wie denkt ihr, über euere Zukunft, Fräulein? Habt ihr die Lag', in der das Schicksal euch Versetzt, bereits erwogen? Wißt ihr schon, Wie euer Herz darin sich fassen wird? Kunigunde (bewegt). Verehrungswürdige und gnäd'ge Gräfin, Die Tage, die mir zugemessen, denk ich In Preis und Dank, in immer glühender Erinnerung dess, was jüngst für mich geschehn, In unauslöschlicher Verehrung eurer, Und eures Hauses, bis auf den letzten Odem, Der meine Brust bewegt, wenn's mir vergönnt ist, In Thurneck bei den Meinen hinzubringen. (sie weint). Graf vom Strahl. Die Hand ſelbſt, ſeht ihr, hat es ſchon vergeſſen. Wenn's Freiburg war, dem ich im Kampf um euch, Dies Blut gezahlt, ſo kann ich wirklich ſagen: Schlecht war der Preis, um den er euch verkauft. Kunigunde. Ihr denkt von ſeinem Werthe ſo — nicht ich. (indem ſie ſich zur Muter wendet). — Doch wie? Wollt ihr euch, Gnädigſte, nicht ſetzen? (ſie holt einen Stuhl, der Graf bringt die andern. Sie laſſen ſich ſämmtlich nieder). Gräfin. Wie denkt ihr, über euere Zukunft, Fräulein? Habt ihr die Lag', in der das Schickſal euch Verſetzt, bereits erwogen? Wißt ihr ſchon, Wie euer Herz darin ſich faſſen wird? Kunigunde (bewegt). Verehrungswürdige und gnäd'ge Gräfin, Die Tage, die mir zugemeſſen, denk ich In Preis und Dank, in immer glühender Erinnerung deſſ, was jüngſt für mich geſchehn, In unauslöſchlicher Verehrung eurer, Und eures Hauſes, bis auf den letzten Odem, Der meine Bruſt bewegt, wenn's mir vergönnt iſt, In Thurneck bei den Meinen hinzubringen. (ſie weint). <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0094" n="88"/> <sp who="#STAR"> <speaker><hi rendition="#g">Graf vom Strahl</hi>.</speaker><lb/> <p>Die Hand ſelbſt, ſeht ihr, hat es ſchon vergeſſen.<lb/> Wenn's Freiburg war, dem ich im Kampf um euch,<lb/> Dies Blut gezahlt, ſo kann ich wirklich ſagen:<lb/> Schlecht war der Preis, um den er euch verkauft.</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker><hi rendition="#g">Kunigunde</hi>.</speaker><lb/> <p>Ihr denkt von ſeinem Werthe ſo — nicht ich.</p><lb/> <stage>(indem ſie ſich zur Muter wendet).</stage><lb/> <p>— Doch wie? Wollt ihr euch, Gnädigſte, nicht ſetzen?</p><lb/> <stage>(ſie holt einen Stuhl, der Graf bringt die andern. Sie<lb/> laſſen ſich ſämmtlich nieder).</stage> </sp><lb/> <sp who="#GRAI"> <speaker><hi rendition="#g">Gräfin</hi>.</speaker><lb/> <p>Wie denkt ihr, über euere Zukunft, Fräulein?<lb/> Habt ihr die Lag', in der das Schickſal euch<lb/> Verſetzt, bereits erwogen? Wißt ihr ſchon,<lb/> Wie euer Herz darin ſich faſſen wird?</p> </sp><lb/> <sp who="#KUN"> <speaker> <hi rendition="#g">Kunigunde</hi> </speaker> <stage>(bewegt).</stage><lb/> <p>Verehrungswürdige und gnäd'ge Gräfin,<lb/> Die Tage, die mir zugemeſſen, denk ich<lb/> In Preis und Dank, in immer glühender<lb/> Erinnerung deſſ, was jüngſt für mich geſchehn,<lb/> In unauslöſchlicher Verehrung eurer,<lb/> Und eures Hauſes, bis auf den letzten Odem,<lb/> Der meine Bruſt bewegt, wenn's mir vergönnt iſt,<lb/> In Thurneck bei den Meinen hinzubringen.</p><lb/> <stage>(ſie weint).</stage> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [88/0094]
Graf vom Strahl.
Die Hand ſelbſt, ſeht ihr, hat es ſchon vergeſſen.
Wenn's Freiburg war, dem ich im Kampf um euch,
Dies Blut gezahlt, ſo kann ich wirklich ſagen:
Schlecht war der Preis, um den er euch verkauft.
Kunigunde.
Ihr denkt von ſeinem Werthe ſo — nicht ich.
(indem ſie ſich zur Muter wendet).
— Doch wie? Wollt ihr euch, Gnädigſte, nicht ſetzen?
(ſie holt einen Stuhl, der Graf bringt die andern. Sie
laſſen ſich ſämmtlich nieder).
Gräfin.
Wie denkt ihr, über euere Zukunft, Fräulein?
Habt ihr die Lag', in der das Schickſal euch
Verſetzt, bereits erwogen? Wißt ihr ſchon,
Wie euer Herz darin ſich faſſen wird?
Kunigunde (bewegt).
Verehrungswürdige und gnäd'ge Gräfin,
Die Tage, die mir zugemeſſen, denk ich
In Preis und Dank, in immer glühender
Erinnerung deſſ, was jüngſt für mich geſchehn,
In unauslöſchlicher Verehrung eurer,
Und eures Hauſes, bis auf den letzten Odem,
Der meine Bruſt bewegt, wenn's mir vergönnt iſt,
In Thurneck bei den Meinen hinzubringen.
(ſie weint).
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