Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807. Charis. Ging ich nicht gleich, so wie du kamst, Verräther, Zur Plumpe? Kämmt' ich dieses Haar mir nicht? Legt' ich dies reingewaschne Kleid nicht an? Und das, um ausgehunzt von dir zu werden. Merkur. Ei was ein reines Kleid! Wenn du das Kleid Ausziehen könntest, das dir von Natur ward, Ließ ich die schmutz'ge Schürze mir gefallen. Charis. Als du mich freitest, da gefiel dir's doch. Da hätt' es Noth gethan, es in der Küche Beim Waschen und beim Heuen anzuthun. Kann ich dafür, wenn es die Zeit genutzt? Merkur. Nein, liebstes Weib. Doch ich kann's auch nicht flicken. Charis. Hallunke, du verdienst es nicht, daß eine Frau dir von Ehr und Reputation geworden. Charis. Ging ich nicht gleich, ſo wie du kamſt, Verraͤther, Zur Plumpe? Kaͤmmt’ ich dieſes Haar mir nicht? Legt’ ich dies reingewaſchne Kleid nicht an? Und das, um ausgehunzt von dir zu werden. Merkur. Ei was ein reines Kleid! Wenn du das Kleid Ausziehen koͤnnteſt, das dir von Natur ward, Ließ ich die ſchmutz’ge Schuͤrze mir gefallen. Charis. Als du mich freiteſt, da gefiel dir’s doch. Da haͤtt’ es Noth gethan, es in der Kuͤche Beim Waſchen und beim Heuen anzuthun. Kann ich dafuͤr, wenn es die Zeit genutzt? Merkur. Nein, liebſtes Weib. Doch ich kann’s auch nicht flicken. Charis. Hallunke, du verdienſt es nicht, daß eine Frau dir von Ehr und Reputation geworden. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0059" n="43"/> <sp who="#CHA"> <speaker><hi rendition="#g">Charis</hi>.</speaker><lb/> <p>Ging ich nicht gleich, ſo wie du kamſt, Verraͤther,<lb/> Zur Plumpe? Kaͤmmt’ ich dieſes Haar mir nicht?<lb/> Legt’ ich dies reingewaſchne Kleid nicht an?<lb/> Und das, um ausgehunzt von dir zu werden.</p> </sp><lb/> <sp who="#MER"> <speaker><hi rendition="#g">Merkur</hi>.</speaker><lb/> <p>Ei was ein reines Kleid! Wenn du das Kleid<lb/> Ausziehen koͤnnteſt, das dir von Natur ward,<lb/> Ließ ich die ſchmutz’ge Schuͤrze mir gefallen.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHA"> <speaker><hi rendition="#g">Charis</hi>.</speaker><lb/> <p>Als du mich freiteſt, da gefiel dir’s doch.<lb/> Da haͤtt’ es Noth gethan, es in der Kuͤche<lb/> Beim Waſchen und beim Heuen anzuthun.<lb/> Kann ich dafuͤr, wenn es die Zeit genutzt?</p> </sp><lb/> <sp who="#MER"> <speaker><hi rendition="#g">Merkur</hi>.</speaker><lb/> <p>Nein, liebſtes Weib. Doch ich kann’s auch nicht<lb/> flicken.</p> </sp><lb/> <sp who="#CHA"> <speaker><hi rendition="#g">Charis</hi>.</speaker><lb/> <p>Hallunke, du verdienſt es nicht, daß eine<lb/> Frau dir von Ehr und Reputation geworden.</p> </sp><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [43/0059]
Charis.
Ging ich nicht gleich, ſo wie du kamſt, Verraͤther,
Zur Plumpe? Kaͤmmt’ ich dieſes Haar mir nicht?
Legt’ ich dies reingewaſchne Kleid nicht an?
Und das, um ausgehunzt von dir zu werden.
Merkur.
Ei was ein reines Kleid! Wenn du das Kleid
Ausziehen koͤnnteſt, das dir von Natur ward,
Ließ ich die ſchmutz’ge Schuͤrze mir gefallen.
Charis.
Als du mich freiteſt, da gefiel dir’s doch.
Da haͤtt’ es Noth gethan, es in der Kuͤche
Beim Waſchen und beim Heuen anzuthun.
Kann ich dafuͤr, wenn es die Zeit genutzt?
Merkur.
Nein, liebſtes Weib. Doch ich kann’s auch nicht
flicken.
Charis.
Hallunke, du verdienſt es nicht, daß eine
Frau dir von Ehr und Reputation geworden.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/59 |
Zitationshilfe: | Kleist, Heinrich von: Amphitryon. Dresden, 1807, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleist_amphytrion_1807/59>, abgerufen am 20.07.2024. |