pkl_069.001 weibliche Reime bilden. Die Verschlingung der Reime pkl_069.002 ist dem Belieben des Dichters überlassen; nur muß sie pkl_069.003 in allen Strophen übereinstimmend sein. Nach dem pkl_069.004 vierten Verse tritt eine logische Pause ein, welche die pkl_069.005 Strophe in zwei Theile trennt. Die Trennung wird pkl_069.006 jedoch dadurch gemildert, daß der folgende Vers sich pkl_069.007 mit ungetrenntem Reim anschließt. -- Zuweilen tritt pkl_069.008 die logische Pause erst nach dem fünften Verse ein.
pkl_069.009
§. 106. Die Dezime findet ihre Anwendung bei pkl_069.010 den sogenannten Glossen. Die Glosse ist ein Gedicht, pkl_069.011 das aus zwei Haupttheilen, dem Thema und den pkl_069.012 Variationen besteht. Der im Thema -- einer, aus pkl_069.013 einem andern Gedicht entlehnten vierzeiligen Strophe -- pkl_069.014 gegebene Hauptgedanke wird in vier Dezimen weiter pkl_069.015 durchgeführt (varirt) und zwar so, daß der letzte Vers pkl_069.016 jeder Dezime die wörtliche Wiederholung eines Verses pkl_069.017 aus dem Thema ist.
pkl_069.018
§. 107. Ferner wird die Dezime zu der Tenzonepkl_069.019 (d. i. Streitgedicht), einer mit der Glosse pkl_069.020 verwandten, ebenfalls spanischen Form gebraucht. Die pkl_069.021 Tenzone besteht aus drei Theilen. Der erste Theil, das pkl_069.022 Thema, -- meist eine Strophe von vier vierfüßigen pkl_069.023 Trochäen -- enthält eine Frage, die eine doppelte Beantwortung pkl_069.024 zuläßt. Die doppelte Antwort liefern die pkl_069.025 beiden letzten Theile. Es vereinigen sich nämlich zwei pkl_069.026 Dichter, das Thema nach entgegengesetzten, sich bekämpfenden pkl_069.027 Ansichten zu beantworten und zwar in folgender pkl_069.028 Form: Jede Antwort ist in so viel Dezimen pkl_069.029 gekleidet, als das Thema Zeilen zählt. Jede Dezime pkl_069.030 schließt mit einem Reimwort des Thema's und zwar pkl_069.031 treten diese Reimworte bei der ersten Antwort in der
pkl_069.001 weibliche Reime bilden. Die Verschlingung der Reime pkl_069.002 ist dem Belieben des Dichters überlassen; nur muß sie pkl_069.003 in allen Strophen übereinstimmend sein. Nach dem pkl_069.004 vierten Verse tritt eine logische Pause ein, welche die pkl_069.005 Strophe in zwei Theile trennt. Die Trennung wird pkl_069.006 jedoch dadurch gemildert, daß der folgende Vers sich pkl_069.007 mit ungetrenntem Reim anschließt. — Zuweilen tritt pkl_069.008 die logische Pause erst nach dem fünften Verse ein.
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§. 106. Die Dezime findet ihre Anwendung bei pkl_069.010 den sogenannten Glossen. Die Glosse ist ein Gedicht, pkl_069.011 das aus zwei Haupttheilen, dem Thema und den pkl_069.012 Variationen besteht. Der im Thema — einer, aus pkl_069.013 einem andern Gedicht entlehnten vierzeiligen Strophe — pkl_069.014 gegebene Hauptgedanke wird in vier Dezimen weiter pkl_069.015 durchgeführt (varirt) und zwar so, daß der letzte Vers pkl_069.016 jeder Dezime die wörtliche Wiederholung eines Verses pkl_069.017 aus dem Thema ist.
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§. 107. Ferner wird die Dezime zu der Tenzonepkl_069.019 (d. i. Streitgedicht), einer mit der Glosse pkl_069.020 verwandten, ebenfalls spanischen Form gebraucht. Die pkl_069.021 Tenzone besteht aus drei Theilen. Der erste Theil, das pkl_069.022 Thema, — meist eine Strophe von vier vierfüßigen pkl_069.023 Trochäen — enthält eine Frage, die eine doppelte Beantwortung pkl_069.024 zuläßt. Die doppelte Antwort liefern die pkl_069.025 beiden letzten Theile. Es vereinigen sich nämlich zwei pkl_069.026 Dichter, das Thema nach entgegengesetzten, sich bekämpfenden pkl_069.027 Ansichten zu beantworten und zwar in folgender pkl_069.028 Form: Jede Antwort ist in so viel Dezimen pkl_069.029 gekleidet, als das Thema Zeilen zählt. Jede Dezime pkl_069.030 schließt mit einem Reimwort des Thema's und zwar pkl_069.031 treten diese Reimworte bei der ersten Antwort in der
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(d. i. Streitgedicht), einer mit der Glosse pkl_069.020
verwandten, ebenfalls spanischen Form gebraucht. Die pkl_069.021
Tenzone besteht aus drei Theilen. Der erste Theil, das pkl_069.022
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Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kleinpaul_poetik_1843/95>, abgerufen am 23.07.2024.
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