Kleinpaul, Ernst: Die Lehre von den Formen und Gattungen der deutschen Dichtkunst. Für höhere Lehranstalten, so wie zum Selbstunterricht. Barmen, 1843.pkl_160.001 §. 224. Vorzugsweise in der theatralischen pkl_160.021 *) pkl_160.029
Anmerkung. So brach z. B. die belgische Revolution pkl_160.030 von 1830 nach der Aufführung der Stummen von Portici pkl_160.031 in Brüssel aus. pkl_160.001 §. 224. Vorzugsweise in der theatralischen pkl_160.021 *) pkl_160.029
Anmerkung. So brach z. B. die belgische Revolution pkl_160.030 von 1830 nach der Aufführung der Stummen von Portici pkl_160.031 in Brüssel aus. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0186" n="160"/><lb n="pkl_160.001"/> poetischem Gehalt vereinigen. Soll das Drama theatralisch <lb n="pkl_160.002"/> wirken, so muß es die Aufmerksamkeit spannen, <lb n="pkl_160.003"/> die Theilnahme erregen. „Der dramatische Dichter muß <lb n="pkl_160.004"/> den Zuschauer gleich anfangs durch starke Eindrücke <lb n="pkl_160.005"/> aus sich heraus versetzen, seiner Aufmerksamkeit gleichsam <lb n="pkl_160.006"/> körperlich gebieten. Da er auf die Menge zu wirken <lb n="pkl_160.007"/> hat, so muß er Alles, was das gewöhnliche Maaß <lb n="pkl_160.008"/> von Geduld und von Fassungskraft übersteigt, sorgfältig <lb n="pkl_160.009"/> vermeiden.“ Daß er dabei die allgemeine Bildung <lb n="pkl_160.010"/> der Nation und den vorhandenen Grad der Kunstbildung <lb n="pkl_160.011"/> berücksichtige, versteht sich von selbst. Er muß den <lb n="pkl_160.012"/> Zuschauer zu sich empor heben, wenn er sich auch scheinbar <lb n="pkl_160.013"/> zu ihm herabläßt. Er muß ihn mit fortreißen und <lb n="pkl_160.014"/> dazu besonders „die Wirkung der Gegensätze benutzen, <lb n="pkl_160.015"/> wodurch es möglich wird, ruhige Stille, in sich gekehrte <lb n="pkl_160.016"/> Betrachtung, ja die nachlässige Hingegebenheit der Erschöpfung, <lb n="pkl_160.017"/> eben so auffallend hervorzuheben, als in andern <lb n="pkl_160.018"/> Fällen die gewaltsamste Bewegung, den heftigsten <lb n="pkl_160.019"/> Sturm der Leidenschaften.“ (A. W. <hi rendition="#g">Schlegel.</hi>)</p> <lb n="pkl_160.020"/> <p> §. 224. <hi rendition="#g">Vorzugsweise in der theatralischen <lb n="pkl_160.021"/> Wirkung beruht die hohe Bedeutung, <lb n="pkl_160.022"/> die das Drama für das öffentliche Leben, für <lb n="pkl_160.023"/> den Staat, für die Nationalbildung hat.</hi> Man <lb n="pkl_160.024"/> braucht sich nur zu erinnern, wie sich hier und dort <lb n="pkl_160.025"/> an die Aufführung von einzelnen Dramen geschichtliche <lb n="pkl_160.026"/> Ereignisse von sehr ernstem Charakter knüpften, <note xml:id="PKL_160_1" place="foot" n="*)"><lb n="pkl_160.029"/><hi rendition="#g">Anmerkung.</hi> So brach z. B. die belgische Revolution <lb n="pkl_160.030"/> von 1830 nach der Aufführung der Stummen von Portici <lb n="pkl_160.031"/> in Brüssel aus.</note> wie <lb n="pkl_160.027"/> bis auf den heutigen Tag in mehreren Ländern gewisse <lb n="pkl_160.028"/> dramatische Dichtungen nicht auf die Bühne gebracht </p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [160/0186]
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poetischem Gehalt vereinigen. Soll das Drama theatralisch pkl_160.002
wirken, so muß es die Aufmerksamkeit spannen, pkl_160.003
die Theilnahme erregen. „Der dramatische Dichter muß pkl_160.004
den Zuschauer gleich anfangs durch starke Eindrücke pkl_160.005
aus sich heraus versetzen, seiner Aufmerksamkeit gleichsam pkl_160.006
körperlich gebieten. Da er auf die Menge zu wirken pkl_160.007
hat, so muß er Alles, was das gewöhnliche Maaß pkl_160.008
von Geduld und von Fassungskraft übersteigt, sorgfältig pkl_160.009
vermeiden.“ Daß er dabei die allgemeine Bildung pkl_160.010
der Nation und den vorhandenen Grad der Kunstbildung pkl_160.011
berücksichtige, versteht sich von selbst. Er muß den pkl_160.012
Zuschauer zu sich empor heben, wenn er sich auch scheinbar pkl_160.013
zu ihm herabläßt. Er muß ihn mit fortreißen und pkl_160.014
dazu besonders „die Wirkung der Gegensätze benutzen, pkl_160.015
wodurch es möglich wird, ruhige Stille, in sich gekehrte pkl_160.016
Betrachtung, ja die nachlässige Hingegebenheit der Erschöpfung, pkl_160.017
eben so auffallend hervorzuheben, als in andern pkl_160.018
Fällen die gewaltsamste Bewegung, den heftigsten pkl_160.019
Sturm der Leidenschaften.“ (A. W. Schlegel.)
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§. 224. Vorzugsweise in der theatralischen pkl_160.021
Wirkung beruht die hohe Bedeutung, pkl_160.022
die das Drama für das öffentliche Leben, für pkl_160.023
den Staat, für die Nationalbildung hat. Man pkl_160.024
braucht sich nur zu erinnern, wie sich hier und dort pkl_160.025
an die Aufführung von einzelnen Dramen geschichtliche pkl_160.026
Ereignisse von sehr ernstem Charakter knüpften, *) wie pkl_160.027
bis auf den heutigen Tag in mehreren Ländern gewisse pkl_160.028
dramatische Dichtungen nicht auf die Bühne gebracht
*) pkl_160.029
Anmerkung. So brach z. B. die belgische Revolution pkl_160.030
von 1830 nach der Aufführung der Stummen von Portici pkl_160.031
in Brüssel aus.
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