Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.zulesen. Ich habe leider sorge / das ich ein warer Prophet sein muß /Anno 1528. Kein Ketzermeister wird bekeret. da ich geschrieben habe: Es werde kein Ketzermeister bekeret. So wil ich nun sie faren lassen / nach der lehr S. Pauli / Tit. 3. Einen Ketzer solstu meiden / wenn er ein mal oder zwier vermanet ist / Denn sie werdens hinfort nicht besser machen / es ist heraus was sie vermögen / vnd wil mich zu den vnsern keren / dieselbigen weiter / so viel ich vermag / durch Christus gnad in diesem Artickel vnterrichten. Item / Es wil mir nicht lenger ziemen / mit seinem Narrenwerck vmbgehen / vnd die heilige Schrifft ligen lassen / er speye hinfort wie viel er wolle. WEil aber auch dieses buch in Tomis Lutheri jederman selbst lesen kan / achten wirs für vnnötig / hie viel sprüche daraus zu allegiren. Wollen demnach den Christlichen Leser ermanet haben / gemeltes buch mit fleiß zulesen vnd zuerwegen. ES sind aber vnter andern vielen zweenn punct daraus mit fleiß zumercken / welche vns zu diesen zeiten nützlich vnd nötig sind. DEr erste ist von der Vbiquitet oder allenthalbenheit / welchesVon der Vbiquitet. stück die Sacramentirer aus etlichen worten Lutheri erhascht / vnd darüber viel wesen gemacht / die Leute von den einfeltigen klaren worten der einsetzung abzuführen / vnd in eine andere verwirrte weitleufftigkeit zubringen. Denn Zwingel hat D. Luthero schuld gegeben / als machte er mit solcher seiner disputation duo infinita, nemlich / das ewige vnendliche wesen der Gottheit / vnd darnach als setzte er vnd machete gleichsfals die angenommene vnd persönlich mit der Göttlichen natur deß Sohns Gottes vereinigte Menschliche natur auch alterum infinitum, das die auch infinita & immensa essentia worden were. DArauff sagt D. Lutherus / Nein / vnd streitet allein / das es mit der angenommenen vnd persönlich vereinigten Menschlichen natur Christi nicht die meinung habe / als wie Anttorff an einem kleinen platz vnd ort deß grossen Meers gelegen vnd anstosse / oder wie corpus planetae an einem eintzigen ort seines grossen weiten circuli gehefftet / oder wie ein edler stein in einem grossen weiten Ringe an einem kleinen örtlein desselben versetzet / oder als wenn ein klein steinlein etwa henget vnd klebet an einem geringen ort eines grossen felsens / der da mole sua sehr fern vnd weit sich erstreckt vnd ausbreitet / wie die jetzigen Sacramentirer disputirn vnd reden. Denn wenn wir hielten vnd lehreten / das der Sohn Gottes nur allein an einem einigen ort seine angenommene vnd persönliche vereinigte Menschliche natur / mit vnd bey sich gegenwertig hette / aber an andern orten / da wir gleich auch sein wort vnd verheissung von haben / were der Sohn Gottes ohn oder ausser seiner persönlich vereinigten Menschlichen natur / so würde vnd were die person getrennet / welche bestehet in persönlicher vereinigung beyder naturen. zulesen. Ich habe leider sorge / das ich ein warer Prophet sein muß /Anno 1528. Kein Ketzermeister wird bekeret. da ich geschrieben habe: Es werde kein Ketzermeister bekeret. So wil ich nun sie faren lassen / nach der lehr S. Pauli / Tit. 3. Einen Ketzer solstu meiden / wenn er ein mal oder zwier vermanet ist / Denn sie werdens hinfort nicht besser machen / es ist heraus was sie vermögen / vnd wil mich zu den vnsern keren / dieselbigen weiter / so viel ich vermag / durch Christus gnad in diesem Artickel vnterrichten. Item / Es wil mir nicht lenger ziemen / mit seinem Narrenwerck vmbgehen / vnd die heilige Schrifft ligen lassen / er speye hinfort wie viel er wolle. WEil aber auch dieses buch in Tomis Lutheri jederman selbst lesen kan / achten wirs für vnnötig / hie viel sprüche daraus zu allegiren. Wollen demnach den Christlichen Leser ermanet haben / gemeltes buch mit fleiß zulesen vnd zuerwegen. ES sind aber vnter andern vielen zweenn punct daraus mit fleiß zumercken / welche vns zu diesen zeiten nützlich vnd nötig sind. DEr erste ist von der Vbiquitet oder allenthalbenheit / welchesVon der Vbiquitet. stück die Sacramentirer aus etlichen worten Lutheri erhascht / vnd darüber viel wesen gemacht / die Leute von den einfeltigen klaren worten der einsetzung abzuführen / vnd in eine andere verwirrte weitleufftigkeit zubringen. Denn Zwingel hat D. Luthero schuld gegeben / als machte er mit solcher seiner disputation duo infinita, nemlich / das ewige vnendliche wesen der Gottheit / vnd darnach als setzte er vnd machete gleichsfals die angenommene vnd persönlich mit der Göttlichen natur deß Sohns Gottes vereinigte Menschliche natur auch alterum infinitum, das die auch infinita & immensa essentia worden were. DArauff sagt D. Lutherus / Nein / vnd streitet allein / das es mit der angenommenen vnd persönlich vereinigten Menschlichen natur Christi nicht die meinung habe / als wie Anttorff an einem kleinen platz vnd ort deß grossen Meers gelegen vnd anstosse / oder wie corpus planetae an einem eintzigen ort seines grossen weiten circuli gehefftet / oder wie ein edler stein in einem grossen weiten Ringe an einem kleinen örtlein desselben versetzet / oder als wenn ein klein steinlein etwa henget vnd klebet an einem geringen ort eines grossen felsens / der da mole sua sehr fern vnd weit sich erstreckt vnd ausbreitet / wie die jetzigen Sacramentirer disputirn vnd reden. Denn wenn wir hielten vnd lehreten / das der Sohn Gottes nur allein an einem einigen ort seine angenommene vnd persönliche vereinigte Menschliche natur / mit vnd bey sich gegenwertig hette / aber an andern orten / da wir gleich auch sein wort vnd verheissung von haben / were der Sohn Gottes ohn oder ausser seiner persönlich vereinigten Menschlichen natur / so würde vnd were die person getrennet / welche bestehet in persönlicher vereinigung beyder naturen. <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#drucke_418-theol-2f_00093" n="77"/> zulesen. Ich habe leider sorge / das ich ein warer Prophet sein muß /<note place="right">Anno 1528. Kein Ketzermeister wird bekeret.</note> da ich geschrieben habe: Es werde kein Ketzermeister bekeret. So wil ich nun sie faren lassen / nach der lehr S. Pauli / Tit. 3. Einen Ketzer solstu meiden / wenn er ein mal oder zwier vermanet ist / Denn sie werdens hinfort nicht besser machen / es ist heraus was sie vermögen / vnd wil mich zu den vnsern keren / dieselbigen weiter / so viel ich vermag / durch Christus gnad in diesem Artickel vnterrichten. Item / Es wil mir nicht lenger ziemen / mit seinem Narrenwerck vmbgehen / vnd die heilige Schrifft ligen lassen / er speye hinfort wie viel er wolle.</p> <p>WEil aber auch dieses buch in Tomis Lutheri jederman selbst lesen kan / achten wirs für vnnötig / hie viel sprüche daraus zu allegiren. Wollen demnach den Christlichen Leser ermanet haben / gemeltes buch mit fleiß zulesen vnd zuerwegen.</p> <p>ES sind aber vnter andern vielen zweenn punct daraus mit fleiß zumercken / welche vns zu diesen zeiten nützlich vnd nötig sind.</p> <p>DEr erste ist von der Vbiquitet oder allenthalbenheit / welches<note place="right">Von der Vbiquitet.</note> stück die Sacramentirer aus etlichen worten Lutheri erhascht / vnd darüber viel wesen gemacht / die Leute von den einfeltigen klaren worten der einsetzung abzuführen / vnd in eine andere verwirrte weitleufftigkeit zubringen. Denn Zwingel hat D. Luthero schuld gegeben / als machte er mit solcher seiner disputation duo infinita, nemlich / das ewige vnendliche wesen der Gottheit / vnd darnach als setzte er vnd machete gleichsfals die angenommene vnd persönlich mit der Göttlichen natur deß Sohns Gottes vereinigte Menschliche natur auch alterum infinitum, das die auch infinita & immensa essentia worden were.</p> <p>DArauff sagt D. Lutherus / Nein / vnd streitet allein / das es mit der angenommenen vnd persönlich vereinigten Menschlichen natur Christi nicht die meinung habe / als wie Anttorff an einem kleinen platz vnd ort deß grossen Meers gelegen vnd anstosse / oder wie corpus planetae an einem eintzigen ort seines grossen weiten circuli gehefftet / oder wie ein edler stein in einem grossen weiten Ringe an einem kleinen örtlein desselben versetzet / oder als wenn ein klein steinlein etwa henget vnd klebet an einem geringen ort eines grossen felsens / der da mole sua sehr fern vnd weit sich erstreckt vnd ausbreitet / wie die jetzigen Sacramentirer disputirn vnd reden.</p> <p>Denn wenn wir hielten vnd lehreten / das der Sohn Gottes nur allein an einem einigen ort seine angenommene vnd persönliche vereinigte Menschliche natur / mit vnd bey sich gegenwertig hette / aber an andern orten / da wir gleich auch sein wort vnd verheissung von haben / were der Sohn Gottes ohn oder ausser seiner persönlich vereinigten Menschlichen natur / so würde vnd were die person getrennet / welche bestehet in persönlicher vereinigung beyder naturen.</p> </div> </body> </text> </TEI> [77/NaN]
zulesen. Ich habe leider sorge / das ich ein warer Prophet sein muß / da ich geschrieben habe: Es werde kein Ketzermeister bekeret. So wil ich nun sie faren lassen / nach der lehr S. Pauli / Tit. 3. Einen Ketzer solstu meiden / wenn er ein mal oder zwier vermanet ist / Denn sie werdens hinfort nicht besser machen / es ist heraus was sie vermögen / vnd wil mich zu den vnsern keren / dieselbigen weiter / so viel ich vermag / durch Christus gnad in diesem Artickel vnterrichten. Item / Es wil mir nicht lenger ziemen / mit seinem Narrenwerck vmbgehen / vnd die heilige Schrifft ligen lassen / er speye hinfort wie viel er wolle.
Anno 1528. Kein Ketzermeister wird bekeret. WEil aber auch dieses buch in Tomis Lutheri jederman selbst lesen kan / achten wirs für vnnötig / hie viel sprüche daraus zu allegiren. Wollen demnach den Christlichen Leser ermanet haben / gemeltes buch mit fleiß zulesen vnd zuerwegen.
ES sind aber vnter andern vielen zweenn punct daraus mit fleiß zumercken / welche vns zu diesen zeiten nützlich vnd nötig sind.
DEr erste ist von der Vbiquitet oder allenthalbenheit / welches stück die Sacramentirer aus etlichen worten Lutheri erhascht / vnd darüber viel wesen gemacht / die Leute von den einfeltigen klaren worten der einsetzung abzuführen / vnd in eine andere verwirrte weitleufftigkeit zubringen. Denn Zwingel hat D. Luthero schuld gegeben / als machte er mit solcher seiner disputation duo infinita, nemlich / das ewige vnendliche wesen der Gottheit / vnd darnach als setzte er vnd machete gleichsfals die angenommene vnd persönlich mit der Göttlichen natur deß Sohns Gottes vereinigte Menschliche natur auch alterum infinitum, das die auch infinita & immensa essentia worden were.
Von der Vbiquitet. DArauff sagt D. Lutherus / Nein / vnd streitet allein / das es mit der angenommenen vnd persönlich vereinigten Menschlichen natur Christi nicht die meinung habe / als wie Anttorff an einem kleinen platz vnd ort deß grossen Meers gelegen vnd anstosse / oder wie corpus planetae an einem eintzigen ort seines grossen weiten circuli gehefftet / oder wie ein edler stein in einem grossen weiten Ringe an einem kleinen örtlein desselben versetzet / oder als wenn ein klein steinlein etwa henget vnd klebet an einem geringen ort eines grossen felsens / der da mole sua sehr fern vnd weit sich erstreckt vnd ausbreitet / wie die jetzigen Sacramentirer disputirn vnd reden.
Denn wenn wir hielten vnd lehreten / das der Sohn Gottes nur allein an einem einigen ort seine angenommene vnd persönliche vereinigte Menschliche natur / mit vnd bey sich gegenwertig hette / aber an andern orten / da wir gleich auch sein wort vnd verheissung von haben / were der Sohn Gottes ohn oder ausser seiner persönlich vereinigten Menschlichen natur / so würde vnd were die person getrennet / welche bestehet in persönlicher vereinigung beyder naturen.
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 77. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/93>, abgerufen am 16.02.2025. |