Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.gebung Anno 1559.der Sünden / so sind sie doch in den eusserlichen sichtigen zeichen oder mittel / auch in der action vnd handelung gar nicht gleich. Denn im Nachtmal wird gesagt / Das ist mein leib / Das ist mein blut. Item / Das brod das wir brechen ist die gemeinschafft deß leibs Christi. Aber mit der Tauffe hat es weit ein ander meinung vnd gestalt. DAs sie vns aber den spruch S. Pauli fürwerffen: Wie viel ewer getaufft sind / die haben Christum angezogen. Hierauff antworten wir / das S. Paulus mit denselben worten / gar nicht redet von der niessung deß leibs Christi / sondern von seinem verdienst vnd wolthaten / wie man derselben müge vnd könne geniessen vnd teilhafftig werden / wie er auch spricht Rom. 6. Wir sind in den todt Christi getaufft. Nu reden aber diese wort / Das ist mein leib / eigentlich nicht vom verdienst / noch wie man desselben muß teilhafftig werden / sondern von dem darbieten / vnd reichen seines waren leibs / welcher am Creutz in die allerbittersten schmertzen vnd todt gegeben ist / das es also weit eine andere meinung hat zwischen dem Nachtmal vnd der Tauff / darumb kan diß kindisch fürgeben nicht bestehen / das weil in der Tauffe der leib vnd blut Christi nicht sey / darumb muß er auch im Nachtmal nicht sein. 7. Die Sacrament sind geistliche hendel. Darumb sollen auch die wort (Das ist mein leib) im Nachtmal geistlich verstanden werden. ANtwort. Man sol in den hohen vnd Göttlichen sachen / die vnserer Seelen seligkeit belangen / nicht mit vngewissen vnd schweiffenden reden gauckeln / oder ein schertzgespöt daraus machen / denn man weis wol / Daß das wort / Geist / vnd geistlich wird etwa gebraucht / damit zu vnterscheiden die leiblichen vnd eusserlichen Creaturen / von den vnsichtbaren / als das heist man Geistliche naturen / Gott / Engel / Teuffel / Seele / etc. Weiter heist auch das geistlich / das wol an sich leiblich ist / jedoch hat es seine innerliche vnd heimliche deutung vnd verstand / als das Manna oder Himelbrod / vnd dergleichen viel im alten Testament. ENdlich heist man auch das alles geistlich / was zu vnser Religion vnd Seelen seligkeit gehöret / vnd von Gott zum geistlichen nutz verordnet vnd gestellet ist / als mittel vnd werckzeug / durch welche der H. Geist in vns wircket / vnd dadurch vnser heil schaffet vnd fordert / zu sterckung vnd gründlicher bereitung vnsers glaubens. Nachdem wir nu angezeiget haben / die fürnemlichen bedeutung dieses worts (geistlich) so sollen wir nu acht geben / das die Sacramentirer pflegen die Sacrament / vnd sonderlich das Nachtmal deß HErrn geistliche dinge zunennen / nach dem verstande im ersten ort vermeldet / das sie sind etliche figuren vnd fürbilde allein der vernunfft / vnd Mensch- gebung Anno 1559.der Sünden / so sind sie doch in den eusserlichen sichtigen zeichen oder mittel / auch in der action vnd handelung gar nicht gleich. Denn im Nachtmal wird gesagt / Das ist mein leib / Das ist mein blut. Item / Das brod das wir brechen ist die gemeinschafft deß leibs Christi. Aber mit der Tauffe hat es weit ein ander meinung vnd gestalt. DAs sie vns aber den spruch S. Pauli fürwerffen: Wie viel ewer getaufft sind / die haben Christum angezogen. Hierauff antworten wir / das S. Paulus mit denselben worten / gar nicht redet von der niessung deß leibs Christi / sondern von seinem verdienst vnd wolthaten / wie man derselben müge vnd könne geniessen vnd teilhafftig werden / wie er auch spricht Rom. 6. Wir sind in den todt Christi getaufft. Nu reden aber diese wort / Das ist mein leib / eigentlich nicht vom verdienst / noch wie man desselben muß teilhafftig werden / sondern von dem darbieten / vnd reichen seines waren leibs / welcher am Creutz in die allerbittersten schmertzen vnd todt gegeben ist / das es also weit eine andere meinung hat zwischen dem Nachtmal vnd der Tauff / darumb kan diß kindisch fürgeben nicht bestehen / das weil in der Tauffe der leib vnd blut Christi nicht sey / darumb muß er auch im Nachtmal nicht sein. 7. Die Sacrament sind geistliche hendel. Darumb sollen auch die wort (Das ist mein leib) im Nachtmal geistlich verstanden werden. ANtwort. Man sol in den hohen vnd Göttlichen sachen / die vnserer Seelen seligkeit belangen / nicht mit vngewissen vnd schweiffenden reden gauckeln / oder ein schertzgespöt daraus machen / denn man weis wol / Daß das wort / Geist / vnd geistlich wird etwa gebraucht / damit zu vnterscheiden die leiblichen vnd eusserlichen Creaturen / von den vnsichtbaren / als das heist man Geistliche naturen / Gott / Engel / Teuffel / Seele / etc. Weiter heist auch das geistlich / das wol an sich leiblich ist / jedoch hat es seine innerliche vnd heimliche deutung vnd verstand / als das Manna oder Himelbrod / vnd dergleichen viel im alten Testament. ENdlich heist man auch das alles geistlich / was zu vnser Religion vnd Seelen seligkeit gehöret / vnd von Gott zum geistlichen nutz verordnet vnd gestellet ist / als mittel vnd werckzeug / durch welche der H. Geist in vns wircket / vnd dadurch vnser heil schaffet vnd fordert / zu sterckung vnd gründlicher bereitung vnsers glaubens. Nachdem wir nu angezeiget haben / die fürnemlichen bedeutung dieses worts (geistlich) so sollen wir nu acht geben / das die Sacramentirer pflegen die Sacrament / vnd sonderlich das Nachtmal deß HErrn geistliche dinge zunennen / nach dem verstande im ersten ort vermeldet / das sie sind etliche figuren vnd fürbilde allein der vernunfft / vnd Mensch- <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#drucke_418-theol-2f_00436" n="420"/> gebung <note place="left">Anno 1559.</note>der Sünden / so sind sie doch in den eusserlichen sichtigen zeichen oder mittel / auch in der action vnd handelung gar nicht gleich. Denn im Nachtmal wird gesagt / Das ist mein leib / Das ist mein blut. Item / Das brod das wir brechen ist die gemeinschafft deß leibs Christi. Aber mit der Tauffe hat es weit ein ander meinung vnd gestalt.</p> <p>DAs sie vns aber den spruch S. Pauli fürwerffen: Wie viel ewer getaufft sind / die haben Christum angezogen. Hierauff antworten wir / das S. Paulus mit denselben worten / gar nicht redet von der niessung deß leibs Christi / sondern von seinem verdienst vnd wolthaten / wie man derselben müge vnd könne geniessen vnd teilhafftig werden / wie er auch spricht Rom. 6. Wir sind in den todt Christi getaufft. Nu reden aber diese wort / Das ist mein leib / eigentlich nicht vom verdienst / noch wie man desselben muß teilhafftig werden / sondern von dem darbieten / vnd reichen seines waren leibs / welcher am Creutz in die allerbittersten schmertzen vnd todt gegeben ist / das es also weit eine andere meinung hat zwischen dem Nachtmal vnd der Tauff / darumb kan diß kindisch fürgeben nicht bestehen / das weil in der Tauffe der leib vnd blut Christi nicht sey / darumb muß er auch im Nachtmal nicht sein.</p> <p>7. Die Sacrament sind geistliche hendel. Darumb sollen auch die wort (Das ist mein leib) im Nachtmal geistlich verstanden werden.</p> <p>ANtwort. Man sol in den hohen vnd Göttlichen sachen / die vnserer Seelen seligkeit belangen / nicht mit vngewissen vnd schweiffenden reden gauckeln / oder ein schertzgespöt daraus machen / denn man weis wol / Daß das wort / Geist / vnd geistlich wird etwa gebraucht / damit zu vnterscheiden die leiblichen vnd eusserlichen Creaturen / von den vnsichtbaren / als das heist man Geistliche naturen / Gott / Engel / Teuffel / Seele / etc. Weiter heist auch das geistlich / das wol an sich leiblich ist / jedoch hat es seine innerliche vnd heimliche deutung vnd verstand / als das Manna oder Himelbrod / vnd dergleichen viel im alten Testament.</p> <p>ENdlich heist man auch das alles geistlich / was zu vnser Religion vnd Seelen seligkeit gehöret / vnd von Gott zum geistlichen nutz verordnet vnd gestellet ist / als mittel vnd werckzeug / durch welche der H. Geist in vns wircket / vnd dadurch vnser heil schaffet vnd fordert / zu sterckung vnd gründlicher bereitung vnsers glaubens. Nachdem wir nu angezeiget haben / die fürnemlichen bedeutung dieses worts (geistlich) so sollen wir nu acht geben / das die Sacramentirer pflegen die Sacrament / vnd sonderlich das Nachtmal deß HErrn geistliche dinge zunennen / nach dem verstande im ersten ort vermeldet / das sie sind etliche figuren vnd fürbilde allein der vernunfft / vnd Mensch- </p> </div> </body> </text> </TEI> [420/NaN]
gebung der Sünden / so sind sie doch in den eusserlichen sichtigen zeichen oder mittel / auch in der action vnd handelung gar nicht gleich. Denn im Nachtmal wird gesagt / Das ist mein leib / Das ist mein blut. Item / Das brod das wir brechen ist die gemeinschafft deß leibs Christi. Aber mit der Tauffe hat es weit ein ander meinung vnd gestalt.
Anno 1559. DAs sie vns aber den spruch S. Pauli fürwerffen: Wie viel ewer getaufft sind / die haben Christum angezogen. Hierauff antworten wir / das S. Paulus mit denselben worten / gar nicht redet von der niessung deß leibs Christi / sondern von seinem verdienst vnd wolthaten / wie man derselben müge vnd könne geniessen vnd teilhafftig werden / wie er auch spricht Rom. 6. Wir sind in den todt Christi getaufft. Nu reden aber diese wort / Das ist mein leib / eigentlich nicht vom verdienst / noch wie man desselben muß teilhafftig werden / sondern von dem darbieten / vnd reichen seines waren leibs / welcher am Creutz in die allerbittersten schmertzen vnd todt gegeben ist / das es also weit eine andere meinung hat zwischen dem Nachtmal vnd der Tauff / darumb kan diß kindisch fürgeben nicht bestehen / das weil in der Tauffe der leib vnd blut Christi nicht sey / darumb muß er auch im Nachtmal nicht sein.
7. Die Sacrament sind geistliche hendel. Darumb sollen auch die wort (Das ist mein leib) im Nachtmal geistlich verstanden werden.
ANtwort. Man sol in den hohen vnd Göttlichen sachen / die vnserer Seelen seligkeit belangen / nicht mit vngewissen vnd schweiffenden reden gauckeln / oder ein schertzgespöt daraus machen / denn man weis wol / Daß das wort / Geist / vnd geistlich wird etwa gebraucht / damit zu vnterscheiden die leiblichen vnd eusserlichen Creaturen / von den vnsichtbaren / als das heist man Geistliche naturen / Gott / Engel / Teuffel / Seele / etc. Weiter heist auch das geistlich / das wol an sich leiblich ist / jedoch hat es seine innerliche vnd heimliche deutung vnd verstand / als das Manna oder Himelbrod / vnd dergleichen viel im alten Testament.
ENdlich heist man auch das alles geistlich / was zu vnser Religion vnd Seelen seligkeit gehöret / vnd von Gott zum geistlichen nutz verordnet vnd gestellet ist / als mittel vnd werckzeug / durch welche der H. Geist in vns wircket / vnd dadurch vnser heil schaffet vnd fordert / zu sterckung vnd gründlicher bereitung vnsers glaubens. Nachdem wir nu angezeiget haben / die fürnemlichen bedeutung dieses worts (geistlich) so sollen wir nu acht geben / das die Sacramentirer pflegen die Sacrament / vnd sonderlich das Nachtmal deß HErrn geistliche dinge zunennen / nach dem verstande im ersten ort vermeldet / das sie sind etliche figuren vnd fürbilde allein der vernunfft / vnd Mensch-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss. Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription.
(2013-02-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |