Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.Abendmal Anno 28. sich ausdrücklich vnd deutlich erkleret / das erAnno 1534. figuram sermonis, wie ers (Esa. 6.) nennet / Synecdochen verstehe /Synecdothe. wenn zwey vnterschiedliche ding oder wesen / bey / vnd mit einander gegenwertig vnd vereinigt sind / vnd mit einer rede zugleich ausgesprochen werden / wie er dasselbige mit vielen exempeln / beydes inn der Schrifft / vnd auch in gemeiner teglicher sprach beweiset / Als wenn eine Mutter auff die Wiegen / da jr Kind jnnen ligt / zeiget / vnd spricht: Das ist mein Kind. Oder wenn ich zeige auff den Menschen Christum / vnd spreche: Das ist Gottes Sohn / etc. Vnd in teglichem / gemeinem brauch aller sprachen / sagt man / wenn man auff einen Beutel zeiget / darinn so viel geld ist / Das sind hundert gülden / Vnd wenn man auff ein Faß zeigt / vnd spricht / Das ist Rheinisch wein / Das ist Welscher wein / Das ist roter wein. Item / auff ein Glaß / vnd spricht: Das ist wasser / Das ist bier / Das ist salbe. Item / wenn jemand deß Königes sohn in die hand sticht / so spricht man / Der hat deß Königes sohn gestochen. Also sagt man / Das ist ein fewrig eisen / so doch eins fewer / das ander eisen ist. DIeweil aber D. Lutherus solche figuram oder Synecdochen selbst gnugsam vnd gar deutlich erkleret de praedicatione identica, so lassen wirs dabey billich bleiben / vnd bitten den Christlichen Leser /Tom. 3. Ien. pag. 528. Was Tropus sey vnd heisse. das er Lutherum dauon selbs lesen wolle / so wird er daraus alle richtigkeit nemen vnd fassen können. Dann proprijssime zu reden / hat ein tropus allein in einem vocabulo oder einigem wort / raum vnd statt / da etwa ein wort von seiner eigentlichen signification vnd bedeutung / anders / dann wie es lautet / wird verwechselt vnd abgewandt. Vnd auff solche meinung streitet Lutherus recht / das in worten des Abendmals kein solcher tropus sey / als were das brod im Abendmal ein solch zeichen / dauon derleib Christi so weit / als der Himel von der Erden / abgesondert vnd abwesend. Das ist aber viel ein anders / wenn Lutherus in Tractatu de predicatione Identica dauon handelt / was die gantze rede / proposition oder predication anlanget / wenn alle wort jhre eigentliche bedeutung / wie sie lauten / behalten / vnd in eine predication oder proposition zusammen gefasset / vnd zugleich ausgesprochen werden / damit anzuzeigen / das da zwey vnterschiedene ding oder wesen zugleich beysammen sind / als wenn die Schrifft saget: Gott ist Mensch / vnd des Menschen sohn ist Gottes sohn. Item / wenn von der sichtlichen gestalt der tauben Johannes sagt / Ich habe den heiligen Geist gesehen herab fahren / etc. Vnd wenn von der sichtlichen gestalt deß Jünglings der Euangelist sagt: Es war der Engel deß HErrn / Vnd wenn von dem gesegneten brod vnd wein im Abendmal der sohn Gottes spricht / Das ist mein leib / Das ist mein blut / Vnd solche praedicationem, wenn die wort alle in jhrem eigentlichem verstand vnd bedeutung / wie sie lauten / bleiben / vnd gelassen werden / vnd aber weil da Abendmal Anno 28. sich ausdrücklich vnd deutlich erkleret / das erAnno 1534. figuram sermonis, wie ers (Esa. 6.) nennet / Synecdochen verstehe /Synecdothe. wenn zwey vnterschiedliche ding oder wesen / bey / vnd mit einander gegenwertig vnd vereinigt sind / vnd mit einer rede zugleich ausgesprochen werden / wie er dasselbige mit vielen exempeln / beydes inn der Schrifft / vnd auch in gemeiner teglicher sprach beweiset / Als wenn eine Mutter auff die Wiegen / da jr Kind jnnen ligt / zeiget / vnd spricht: Das ist mein Kind. Oder wenn ich zeige auff dẽ Menschen Christum / vnd spreche: Das ist Gottes Sohn / etc. Vnd in teglichem / gemeinem brauch aller sprachen / sagt man / wenn man auff einen Beutel zeiget / darinn so viel geld ist / Das sind hundert gülden / Vnd wenn man auff ein Faß zeigt / vnd spricht / Das ist Rheinisch wein / Das ist Welscher wein / Das ist roter wein. Item / auff ein Glaß / vnd spricht: Das ist wasser / Das ist bier / Das ist salbe. Item / wenn jemand deß Königes sohn in die hand sticht / so spricht man / Der hat deß Königes sohn gestochen. Also sagt man / Das ist ein fewrig eisen / so doch eins fewer / das ander eisen ist. DIeweil aber D. Lutherus solche figuram oder Synecdochen selbst gnugsam vnd gar deutlich erkleret de praedicatione identica, so lassen wirs dabey billich bleiben / vnd bitten den Christlichen Leser /Tom. 3. Ien. pag. 528. Was Tropus sey vñ heisse. das er Lutherum dauon selbs lesen wolle / so wird er daraus alle richtigkeit nemen vnd fassen können. Dann proprijssimè zu reden / hat ein tropus allein in einem vocabulo oder einigem wort / raum vnd statt / da etwa ein wort von seiner eigentlichen signification vnd bedeutung / anders / dann wie es lautet / wird verwechselt vnd abgewandt. Vnd auff solche meinung streitet Lutherus recht / das in worten des Abendmals kein solcher tropus sey / als were das brod im Abendmal ein solch zeichen / dauon derleib Christi so weit / als der Himel von der Erden / abgesondert vnd abwesend. Das ist aber viel ein anders / wenn Lutherus in Tractatu de prędicatione Identica dauon handelt / was die gantze rede / proposition oder prędication anlanget / wenn alle wort jhre eigentliche bedeutung / wie sie lauten / behalten / vnd in eine prędication oder proposition zusammen gefasset / vnd zugleich ausgesprochen werden / damit anzuzeigen / das da zwey vnterschiedene ding oder wesen zugleich beysammen sind / als wenn die Schrifft saget: Gott ist Mensch / vnd des Menschen sohn ist Gottes sohn. Item / wenn von der sichtlichen gestalt der tauben Johannes sagt / Ich habe den heiligen Geist gesehen herab fahren / etc. Vnd wenn von der sichtlichen gestalt deß Jünglings der Euangelist sagt: Es war der Engel deß HErrn / Vnd wenn von dem gesegneten brod vnd wein im Abendmal der sohn Gottes spricht / Das ist mein leib / Das ist mein blut / Vnd solche praedicationem, wenn die wort alle in jhrem eigentlichem verstand vnd bedeutung / wie sie lauten / bleiben / vnd gelassen werden / vnd aber weil da <TEI> <text> <body> <div> <p><pb facs="#f0213" n="197"/> Abendmal Anno 28. sich ausdrücklich vnd deutlich erkleret / das er<note place="right">Anno 1534.</note> figuram sermonis, wie ers (Esa. 6.) nennet / Synecdochen verstehe /<note place="right">Synecdothe.</note> wenn zwey vnterschiedliche ding oder wesen / bey / vnd mit einander gegenwertig vnd vereinigt sind / vnd mit einer rede zugleich ausgesprochen werden / wie er dasselbige mit vielen exempeln / beydes inn der Schrifft / vnd auch in gemeiner teglicher sprach beweiset / Als wenn eine Mutter auff die Wiegen / da jr Kind jnnen ligt / zeiget / vnd spricht: Das ist mein Kind. Oder wenn ich zeige auff dẽ Menschen Christum / vnd spreche: Das ist Gottes Sohn / etc. Vnd in teglichem / gemeinem brauch aller sprachen / sagt man / wenn man auff einen Beutel zeiget / darinn so viel geld ist / Das sind hundert gülden / Vnd wenn man auff ein Faß zeigt / vnd spricht / Das ist Rheinisch wein / Das ist Welscher wein / Das ist roter wein. Item / auff ein Glaß / vnd spricht: Das ist wasser / Das ist bier / Das ist salbe. Item / wenn jemand deß Königes sohn in die hand sticht / so spricht man / Der hat deß Königes sohn gestochen. Also sagt man / Das ist ein fewrig eisen / so doch eins fewer / das ander eisen ist.</p> <p>DIeweil aber D. Lutherus solche figuram oder Synecdochen selbst gnugsam vnd gar deutlich erkleret de praedicatione identica, so lassen wirs dabey billich bleiben / vnd bitten den Christlichen Leser /<note place="right">Tom. 3. Ien. pag. 528. 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Das ist aber viel ein anders / wenn Lutherus in Tractatu de prędicatione Identica dauon handelt / was die gantze rede / proposition oder prędication anlanget / wenn alle wort jhre eigentliche bedeutung / wie sie lauten / behalten / vnd in eine prędication oder proposition zusammen gefasset / vnd zugleich ausgesprochen werden / damit anzuzeigen / das da zwey vnterschiedene ding oder wesen zugleich beysammen sind / als wenn die Schrifft saget: Gott ist Mensch / vnd des Menschen sohn ist Gottes sohn. Item / wenn von der sichtlichen gestalt der tauben Johannes sagt / Ich habe den heiligen Geist gesehen herab fahren / etc. Vnd wenn von der sichtlichen gestalt deß Jünglings der Euangelist sagt: Es war der Engel deß HErrn / Vnd wenn von dem gesegneten brod vnd wein im Abendmal der sohn Gottes spricht / Das ist mein leib / Das ist mein blut / Vnd solche praedicationem, wenn die wort alle in jhrem eigentlichem verstand vnd bedeutung / wie sie lauten / bleiben / vnd gelassen werden / vnd aber weil da </p> </div> </body> </text> </TEI> [197/0213]
Abendmal Anno 28. sich ausdrücklich vnd deutlich erkleret / das er figuram sermonis, wie ers (Esa. 6.) nennet / Synecdochen verstehe / wenn zwey vnterschiedliche ding oder wesen / bey / vnd mit einander gegenwertig vnd vereinigt sind / vnd mit einer rede zugleich ausgesprochen werden / wie er dasselbige mit vielen exempeln / beydes inn der Schrifft / vnd auch in gemeiner teglicher sprach beweiset / Als wenn eine Mutter auff die Wiegen / da jr Kind jnnen ligt / zeiget / vnd spricht: Das ist mein Kind. Oder wenn ich zeige auff dẽ Menschen Christum / vnd spreche: Das ist Gottes Sohn / etc. Vnd in teglichem / gemeinem brauch aller sprachen / sagt man / wenn man auff einen Beutel zeiget / darinn so viel geld ist / Das sind hundert gülden / Vnd wenn man auff ein Faß zeigt / vnd spricht / Das ist Rheinisch wein / Das ist Welscher wein / Das ist roter wein. Item / auff ein Glaß / vnd spricht: Das ist wasser / Das ist bier / Das ist salbe. Item / wenn jemand deß Königes sohn in die hand sticht / so spricht man / Der hat deß Königes sohn gestochen. Also sagt man / Das ist ein fewrig eisen / so doch eins fewer / das ander eisen ist.
Anno 1534.
Synecdothe. DIeweil aber D. Lutherus solche figuram oder Synecdochen selbst gnugsam vnd gar deutlich erkleret de praedicatione identica, so lassen wirs dabey billich bleiben / vnd bitten den Christlichen Leser / das er Lutherum dauon selbs lesen wolle / so wird er daraus alle richtigkeit nemen vnd fassen können. Dann proprijssimè zu reden / hat ein tropus allein in einem vocabulo oder einigem wort / raum vnd statt / da etwa ein wort von seiner eigentlichen signification vnd bedeutung / anders / dann wie es lautet / wird verwechselt vnd abgewandt. Vnd auff solche meinung streitet Lutherus recht / das in worten des Abendmals kein solcher tropus sey / als were das brod im Abendmal ein solch zeichen / dauon derleib Christi so weit / als der Himel von der Erden / abgesondert vnd abwesend. Das ist aber viel ein anders / wenn Lutherus in Tractatu de prędicatione Identica dauon handelt / was die gantze rede / proposition oder prędication anlanget / wenn alle wort jhre eigentliche bedeutung / wie sie lauten / behalten / vnd in eine prędication oder proposition zusammen gefasset / vnd zugleich ausgesprochen werden / damit anzuzeigen / das da zwey vnterschiedene ding oder wesen zugleich beysammen sind / als wenn die Schrifft saget: Gott ist Mensch / vnd des Menschen sohn ist Gottes sohn. Item / wenn von der sichtlichen gestalt der tauben Johannes sagt / Ich habe den heiligen Geist gesehen herab fahren / etc. Vnd wenn von der sichtlichen gestalt deß Jünglings der Euangelist sagt: Es war der Engel deß HErrn / Vnd wenn von dem gesegneten brod vnd wein im Abendmal der sohn Gottes spricht / Das ist mein leib / Das ist mein blut / Vnd solche praedicationem, wenn die wort alle in jhrem eigentlichem verstand vnd bedeutung / wie sie lauten / bleiben / vnd gelassen werden / vnd aber weil da
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/213>, abgerufen am 23.07.2024. |