Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

Bild:
<< vorherige Seite

den. Anno 1531.Deß haben wir exempel gnug an den Städten N. N. welche vorhin das Euangelium fressen wolten für liebe / nun aber plötzlich vnd leichtlich vmbgefallen: Also ists auch zufürchten / das es auch mit N. N. gehen würde / weil noch viel darinnen sind / die dem Euangelio feind sind / das ein oder zweene Mann / die jetzt schweigen vnd leiden / sich herfür thun werden / vnd die gantze Stad vmbkeren / Denn / Non est omnium fides, spricht Paulus.

2.

ZVm andern / ists gefehrlich / deß N. N. halben / weil es ein vnruhiger Man ist / er möchte abermal / wie er jenes mal thete / etwas anfahen / Stifft / Klöster stürmen / ohne vnsern willen / so müsten wir hernach / vnd mit / thun / oder mit gethan / was er thete. Deßgleichen auch der Städte halben N. N. so die Stiffte (die doch nicht in jhrer gewalt) mit eigner gewalt verschlossen / vnd eingenommen haben / solches müsten wir alles mit gethan / vnd helffen vertheidigen. Weil nu denn N. N. vns in solche gefahr bringen möchee / so thun wir wieder Gott / wo wir vns in solche fahr begeben / wie geschricben stehet: Du solst Gott nicht versuchen. Vnd abermal: Wer gefahr gerne hat / der wird darüber vntergehen.

3.

ZVm dritten / ists verdechtig vnd ergerlich. Denn wer kan so viel Leute dafür halten / das sie hierinnen nicht suchen brachium carnis, das ist / mehr trostes vnd trötzes auff Menschen hülffe / denn auff Gott / ja gar wenig würden so reines glaubens sein (ist anders jemand so rein) die nicht solchen bund würden jhren Abgott sein lassen / das were denn erschrecklich / Vnd ob schon zween oder drey rein weren / so hette man doch hiemit den andern vrsach gegeben / vnd solchen Abgott für sie auffgerichtet / wie Gideon Judic. 9. vnd Micha Judic. 20. geschahe.

4.

ZVm vierdten / ists vnchristlich der ketzerey halben / wieder das Sacrament. Denn wir können sie nicht im bunde haben / wir müsten solche ketzerey mit helffen stercken vnd vertheidigen / vnd wenn sie vertheidiget würden / solten sie wol erger werden / denn vorhin. Denn weil sie diß stück nicht bessern / ist nicht hoffnung / das sie in den andern stücken recht vnd fest bleiben werden. Hiebey mercke man das exempel Jos. 7. da vmb deß einigen Achams willen / das gantze heilige Volck vnglück haben muste / biß das solche sünde gestrafft ward.

OB jemand wolt fürgeben / Die Städte sind doch in allen stücken / biß auff den einigen / mit vns eins / vnd solte ja an dem einigen / Wer in einem Artickel falsch vnd jrrig ist / vnd wil sich aus Gottes wort nicht weisen lassen / der ist durchaus vnrichtig / vnd vnrein.vmb der andern alle willen / nicht so viel gelegen sein. Antwort. Es ist allzu viel an dem einigen gelegen / wie droben von Acham gesagt / denn darinn werden die andern alle auch vnrein / wie Jacobus spricht / Offendens in vno, factus est omnium reus. Er ist nicht weniger ein vnchrist / wer einen Artickel leugnet / denn Arrius / oder der einer / derhalben wir dem vrteil nicht entlauffen mögen / Faciens & consentiens, pari poena plectuntur, Rom. 1. Vnd wie der Prophet zum Könige

den. Anno 1531.Deß haben wir exempel gnug an den Städten N. N. welche vorhin das Euangelium fressen wolten für liebe / nun aber plötzlich vnd leichtlich vmbgefallen: Also ists auch zufürchten / das es auch mit N. N. gehen würde / weil noch viel darinnen sind / die dem Euangelio feind sind / das ein oder zweene Mann / die jetzt schweigen vnd leiden / sich herfür thun werden / vnd die gantze Stad vmbkeren / Denn / Non est omnium fides, spricht Paulus.

2.

ZVm andern / ists gefehrlich / deß N. N. halben / weil es ein vnruhiger Man ist / er möchte abermal / wie er jenes mal thete / etwas anfahen / Stifft / Klöster stürmen / ohne vnsern willen / so müsten wir hernach / vnd mit / thun / oder mit gethan / was er thete. Deßgleichen auch der Städte halben N. N. so die Stiffte (die doch nicht in jhrer gewalt) mit eigner gewalt verschlossen / vnd eingenommen haben / solches müsten wir alles mit gethan / vnd helffen vertheidigen. Weil nu denn N. N. vns in solche gefahr bringen möchee / so thun wir wieder Gott / wo wir vns in solche fahr begeben / wie geschricben stehet: Du solst Gott nicht versuchen. Vnd abermal: Wer gefahr gerne hat / der wird darüber vntergehen.

3.

ZVm dritten / ists verdechtig vnd ergerlich. Denn wer kan so viel Leute dafür halten / das sie hierinnen nicht suchen brachium carnis, das ist / mehr trostes vnd trötzes auff Menschen hülffe / denn auff Gott / ja gar wenig würdẽ so reines glaubens sein (ist anders jemand so rein) die nicht solchen bund würden jhren Abgott sein lassen / das were denn erschrecklich / Vnd ob schon zween oder drey rein weren / so hette man doch hiemit den andern vrsach gegeben / vnd solchen Abgott für sie auffgerichtet / wie Gideon Judic. 9. vnd Micha Judic. 20. geschahe.

4.

ZVm vierdten / ists vnchristlich der ketzerey halben / wieder das Sacrament. Denn wir können sie nicht im bunde haben / wir müsten solche ketzerey mit helffen stercken vnd vertheidigen / vnd wenn sie vertheidiget würden / solten sie wol erger werden / denn vorhin. Denn weil sie diß stück nicht bessern / ist nicht hoffnung / das sie in den andern stücken recht vnd fest bleiben werden. Hiebey mercke man das exempel Jos. 7. da vmb deß einigen Achams willen / das gantze heilige Volck vnglück haben muste / biß das solche sünde gestrafft ward.

OB jemand wolt fürgeben / Die Städte sind doch in allen stücken / biß auff den einigen / mit vns eins / vnd solte ja an dem einigen / Wer in einem Artickel falsch vñ jrrig ist / vnd wil sich aus Gottes wort nicht weisen lassen / der ist durchaus vnrichtig / vñ vnrein.vmb der andern alle willen / nicht so viel gelegen sein. Antwort. Es ist allzu viel an dem einigen gelegen / wie droben von Acham gesagt / denn darinn werden die andern alle auch vnrein / wie Jacobus spricht / Offendens in vno, factus est omnium reus. Er ist nicht weniger ein vnchrist / wer einen Artickel leugnet / denn Arrius / oder der einer / derhalbẽ wir dem vrteil nicht entlauffen mögen / Faciens & consentiens, pari poena plectuntur, Rom. 1. Vnd wie der Prophet zum Könige

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0176" n="160"/>
den. <note place="left">Anno 1531.</note>Deß haben wir exempel gnug an den                      Städten N. N. welche vorhin das Euangelium fressen wolten für liebe / nun aber                      plötzlich vnd leichtlich vmbgefallen: Also ists auch zufürchten / das es auch                      mit N. N. gehen würde / weil noch viel darinnen sind / die dem Euangelio feind                      sind / das ein oder zweene Mann / die jetzt schweigen vnd leiden / sich herfür                      thun werden / vnd die gantze Stad vmbkeren / Denn / Non est omnium fides,                      spricht Paulus.</p>
        <note place="left">2.</note>
        <p>ZVm andern / ists gefehrlich / deß N. N. halben / weil es ein vnruhiger Man ist /                      er möchte abermal / wie er jenes mal thete / etwas anfahen / Stifft / Klöster                      stürmen / ohne vnsern willen / so müsten wir hernach / vnd mit / thun / oder mit                      gethan / was er thete. Deßgleichen auch der Städte halben N. N. so die Stiffte                      (die doch nicht in jhrer gewalt) mit eigner gewalt verschlossen / vnd                      eingenommen haben / solches müsten wir alles mit gethan / vnd helffen                      vertheidigen. Weil nu denn N. N. vns in solche gefahr bringen möchee / so thun                      wir wieder Gott / wo wir vns in solche fahr begeben / wie geschricben stehet: Du                      solst Gott nicht versuchen. Vnd abermal: Wer gefahr gerne hat / der wird darüber                      vntergehen.</p>
        <note place="left">3.</note>
        <p>ZVm dritten / ists verdechtig vnd ergerlich. Denn wer kan so viel Leute dafür                      halten / das sie hierinnen nicht suchen brachium carnis, das ist / mehr trostes                      vnd trötzes auff Menschen hülffe / denn auff Gott / ja gar wenig würde&#x0303; so reines glaubens sein (ist anders jemand so rein) die nicht                      solchen bund würden jhren Abgott sein lassen / das were denn erschrecklich / Vnd                      ob schon zween oder drey rein weren / so hette man doch hiemit den andern vrsach                      gegeben / vnd solchen Abgott für sie auffgerichtet / wie Gideon Judic. 9. vnd                      Micha Judic. 20. geschahe.</p>
        <note place="left">4.</note>
        <p>ZVm vierdten / ists vnchristlich der ketzerey halben / wieder das Sacrament. Denn                      wir können sie nicht im bunde haben / wir müsten solche ketzerey mit helffen                      stercken vnd vertheidigen / vnd wenn sie vertheidiget würden / solten sie wol                      erger werden / denn vorhin. Denn weil sie diß stück nicht bessern / ist nicht                      hoffnung / das sie in den andern stücken recht vnd fest bleiben werden. Hiebey                      mercke man das exempel Jos. 7. da vmb deß einigen Achams willen / das gantze                      heilige Volck vnglück haben muste / biß das solche sünde gestrafft ward.</p>
        <p>OB jemand wolt fürgeben / Die Städte sind doch in allen stücken / biß auff den                      einigen / mit vns eins / vnd solte ja an dem einigen / <note place="left">Wer in einem Artickel falsch vn&#x0303; jrrig ist / vnd wil sich aus                          Gottes wort nicht weisen lassen / der ist durchaus vnrichtig / vn&#x0303; vnrein.</note>vmb der andern alle willen / nicht so viel                      gelegen sein. Antwort. Es ist allzu viel an dem einigen gelegen / wie droben von                      Acham gesagt / denn darinn werden die andern alle auch vnrein / wie Jacobus                      spricht / Offendens in vno, factus est omnium reus. Er ist nicht weniger ein                      vnchrist / wer einen Artickel leugnet / denn Arrius / oder der einer /                          derhalbe&#x0303; wir dem vrteil nicht entlauffen mögen / Faciens                      &amp; consentiens, pari poena plectuntur, Rom. 1. Vnd wie der Prophet zum Könige
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[160/0176] den. Deß haben wir exempel gnug an den Städten N. N. welche vorhin das Euangelium fressen wolten für liebe / nun aber plötzlich vnd leichtlich vmbgefallen: Also ists auch zufürchten / das es auch mit N. N. gehen würde / weil noch viel darinnen sind / die dem Euangelio feind sind / das ein oder zweene Mann / die jetzt schweigen vnd leiden / sich herfür thun werden / vnd die gantze Stad vmbkeren / Denn / Non est omnium fides, spricht Paulus. Anno 1531. ZVm andern / ists gefehrlich / deß N. N. halben / weil es ein vnruhiger Man ist / er möchte abermal / wie er jenes mal thete / etwas anfahen / Stifft / Klöster stürmen / ohne vnsern willen / so müsten wir hernach / vnd mit / thun / oder mit gethan / was er thete. Deßgleichen auch der Städte halben N. N. so die Stiffte (die doch nicht in jhrer gewalt) mit eigner gewalt verschlossen / vnd eingenommen haben / solches müsten wir alles mit gethan / vnd helffen vertheidigen. Weil nu denn N. N. vns in solche gefahr bringen möchee / so thun wir wieder Gott / wo wir vns in solche fahr begeben / wie geschricben stehet: Du solst Gott nicht versuchen. Vnd abermal: Wer gefahr gerne hat / der wird darüber vntergehen. ZVm dritten / ists verdechtig vnd ergerlich. Denn wer kan so viel Leute dafür halten / das sie hierinnen nicht suchen brachium carnis, das ist / mehr trostes vnd trötzes auff Menschen hülffe / denn auff Gott / ja gar wenig würdẽ so reines glaubens sein (ist anders jemand so rein) die nicht solchen bund würden jhren Abgott sein lassen / das were denn erschrecklich / Vnd ob schon zween oder drey rein weren / so hette man doch hiemit den andern vrsach gegeben / vnd solchen Abgott für sie auffgerichtet / wie Gideon Judic. 9. vnd Micha Judic. 20. geschahe. ZVm vierdten / ists vnchristlich der ketzerey halben / wieder das Sacrament. Denn wir können sie nicht im bunde haben / wir müsten solche ketzerey mit helffen stercken vnd vertheidigen / vnd wenn sie vertheidiget würden / solten sie wol erger werden / denn vorhin. Denn weil sie diß stück nicht bessern / ist nicht hoffnung / das sie in den andern stücken recht vnd fest bleiben werden. Hiebey mercke man das exempel Jos. 7. da vmb deß einigen Achams willen / das gantze heilige Volck vnglück haben muste / biß das solche sünde gestrafft ward. OB jemand wolt fürgeben / Die Städte sind doch in allen stücken / biß auff den einigen / mit vns eins / vnd solte ja an dem einigen / vmb der andern alle willen / nicht so viel gelegen sein. Antwort. Es ist allzu viel an dem einigen gelegen / wie droben von Acham gesagt / denn darinn werden die andern alle auch vnrein / wie Jacobus spricht / Offendens in vno, factus est omnium reus. Er ist nicht weniger ein vnchrist / wer einen Artickel leugnet / denn Arrius / oder der einer / derhalbẽ wir dem vrteil nicht entlauffen mögen / Faciens & consentiens, pari poena plectuntur, Rom. 1. Vnd wie der Prophet zum Könige Wer in einem Artickel falsch vñ jrrig ist / vnd wil sich aus Gottes wort nicht weisen lassen / der ist durchaus vnrichtig / vñ vnrein.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/176
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 160. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/176>, abgerufen am 03.05.2024.