Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584.

Bild:
<< vorherige Seite

vnd zuschlagen werden / das jhme die welt zu enge darob sol werden.Anno 1530. Denn was wil ein verzagtes blödes hertz wieder diese Donnerschlege auffbringen? Welche sprüche / welchs wort Gottes wird sie da gewiß machen können / das das wörtlein Est / so viel sey / als / Es bedeutetVnuersuchte / sichere / rohlose hertzen / werden zu Sacramentirern. den leib / oder es ist ein figur des leibes? Warlich die leichten vnuersuchten leute / die so bald newe Secten vnd wahn in die Leute bringen / wissen gar nichts von solchem kampff vnd arbeit des gewissens / sondern lassen jhnen jhre gedancken vnd scharpffe Köpffe besser gefallen / dann die helle dürre Schrifft. Ich habe es versucht / vnd weis es / wie gar keinen stich in der noth vnd anfechtung solche lehre halten möge / so wieder das wort Gottes fürgenommen werden / sie scheinen gleich wie sie wollen / sonderlich aber diese gegenwertige zwiespalt vom Sacrament ist darumb desto erger vnd grösser / das es sich so ansihet / sie werde mit sich bringen eine grosse enderung in der kirchen vnd im gantzen Reich. Wer wil sich nun / ohne helle / klare zeugnis / ohne schrifft / mit einem solchen vntreglichen gewissen beladen? Darumb wil ich mich dem Wort Gottes / vnd der alten Kirchen nach halten. Icha Derschrifft sol man folgen / vnd nit der natur oder der ver nunfft / inn Göttlichen sachen. sehe keine genugsame vrsache / das durch das wort (Leib) allein ein Zeichen des Leibes / der nicht gegenwertig ist / verstanden werden sol / etc.

VNd ist wol zumercken / wenn etwas sich stösset mit der vernunfft / vnd reimet sich mit jhr nicht / so es sich doch mit der Schrifft /b Die Sacramentirer machen aus dem Christlichen glauben / ein lautere Philosophey / vnd figural gesang aus jhrer vernunfft / one Choral vnd on text oder wort Gottes. vnd andern artickeln des glaubens reimet / das man da sol der a schrifft mehr / dann der vernunfft folgen / Denn es müssen ja die Sprüche hell vnd klar sein / daraus wir vnfern glauben vnd artickel nemen. Dann wenn man mit den artickeln des glaubens vmbgehen möchte nach eines jeden wahn vnd meinung / würden wir gar keinen behalten / wie wir sehen / das jhrer etliche schon gethan / welche mit der weise aus dem b Christlichen glauben nichts anders gemacht / denn eine lautere Philosophey.

DEnn sie hielten es dafür / das die Christen / als gute albere Leute / die figuren in der Schrifft / nicht recht verstünden / vnd darumb viel nerrische / vngereimte artickel / ohne vrsache für war hielten vndc Abraham hat nit wol len Sacramentirisch werden / sonst hette er den wort Gottes nicht gehorchet. 1. wider die natur. 2. wider das gesetz. 3. wider alle vernunfft. 4. wider die verheissung etc. gleubten / wie ich wol in vielen stücken anzeigen wolte / aber ich wil der schwachen verschonen. Denn man kan die einfeltigen gewissen sehr bald in den sachen (wo man von der Schrifft kompt) jrre machen. So sehen wir auch / wie zu vnsern zeiten der tollen Köpffe viel sind / die mit subtilen / behenden glößlein / sich versuchen / etliche artickel zuuerfelschen.

VNser HErr Gott gebote dem c Abraham / das er sich solte beschneiden lassen. Das wird die Heyden aus dermassen lecherlich gedaucht haben / vnd dennoch hat er die wort / wie nerrisch vnd lecherlich sie lauten / in jhrem einfeltigen schlechtem verstande müssen blei-

vnd zuschlagen werden / das jhme die welt zu enge darob sol werden.Anno 1530. Denn was wil ein verzagtes blödes hertz wieder diese Donnerschlege auffbringen? Welche sprüche / welchs wort Gottes wird sie da gewiß machen können / das das wörtlein Est / so viel sey / als / Es bedeutetVnuersuchte / sichere / rohlose hertzen / werden zu Sacramentirern. den leib / oder es ist ein figur des leibes? Warlich die leichten vnuersuchten leute / die so bald newe Secten vnd wahn in die Leute bringen / wissen gar nichts von solchem kampff vnd arbeit des gewissens / sondern lassen jhnen jhre gedancken vnd scharpffe Köpffe besser gefallen / dann die helle dürre Schrifft. Ich habe es versucht / vnd weis es / wie gar keinen stich in der noth vnd anfechtung solche lehre halten möge / so wieder das wort Gottes fürgenommen werden / sie scheinen gleich wie sie wollen / sonderlich aber diese gegenwertige zwiespalt vom Sacrament ist darumb desto erger vnd grösser / das es sich so ansihet / sie werde mit sich bringen eine grosse enderung in der kirchen vnd im gantzen Reich. Wer wil sich nun / ohne helle / klare zeugnis / ohne schrifft / mit einem solchen vntreglichen gewissen beladen? Darumb wil ich mich dem Wort Gottes / vnd der alten Kirchen nach halten. Icha Derschrifft sol man folgen / vnd nit der natur oder der ver nunfft / inn Göttlichen sachen. sehe keine genugsame vrsache / das durch das wort (Leib) allein ein Zeichen des Leibes / der nicht gegenwertig ist / verstanden werden sol / etc.

VNd ist wol zumercken / wenn etwas sich stösset mit der vernunfft / vnd reimet sich mit jhr nicht / so es sich doch mit der Schrifft /b Die Sacramentirer machẽ aus dem Christlichen glauben / ein lautere Philosophey / vnd figural gesang aus jhrer vernunfft / one Choral vnd on text oder wort Gottes. vnd andern artickeln des glaubens reimet / das man da sol der a schrifft mehr / dann der vernunfft folgen / Denn es müssen ja die Sprüche hell vnd klar sein / daraus wir vnfern glauben vnd artickel nemen. Dann wenn man mit den artickeln des glaubens vmbgehen möchte nach eines jeden wahn vnd meinung / würden wir gar keinen behalten / wie wir sehen / das jhrer etliche schon gethan / welche mit der weise aus dem b Christlichen glauben nichts anders gemacht / denn eine lautere Philosophey.

DEnn sie hielten es dafür / das die Christen / als gute albere Leute / die figuren in der Schrifft / nicht recht verstünden / vnd darumb viel nerrische / vngereimte artickel / ohne vrsache für war hielten vndc Abraham hat nit wol len Sacramentirisch werdẽ / sonst hette er dẽ wort Gottes nicht gehorchet. 1. wider die natur. 2. wider das gesetz. 3. wider alle vernunfft. 4. wider die verheissung etc. gleubten / wie ich wol in vielen stücken anzeigen wolte / aber ich wil der schwachen verschonen. Denn man kan die einfeltigen gewissen sehr bald in den sachen (wo man von der Schrifft kompt) jrre machen. So sehen wir auch / wie zu vnsern zeiten der tollen Köpffe viel sind / die mit subtilen / behenden glößlein / sich versuchen / etliche artickel zuuerfelschen.

VNser HErr Gott gebote dem c Abraham / das er sich solte beschneiden lassen. Das wird die Heyden aus dermassen lecherlich gedaucht haben / vnd dennoch hat er die wort / wie nerrisch vnd lecherlich sie lauten / in jhrem einfeltigen schlechtem verstande müssen blei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0167" n="151"/>
vnd zuschlagen werden / das jhme                      die welt zu enge darob sol werden.<note place="right">Anno 1530.</note>                      Denn was wil ein verzagtes blödes hertz wieder diese Donnerschlege auffbringen?                      Welche sprüche / welchs wort Gottes wird sie da gewiß machen können / das das                      wörtlein Est / so viel sey / als / Es bedeutet<note place="right">Vnuersuchte / sichere / rohlose hertzen / werden zu Sacramentirern.</note>                      den leib / oder es ist ein figur des leibes? Warlich die leichten vnuersuchten                      leute / die so bald newe Secten vnd wahn in die Leute bringen / wissen gar                      nichts von solchem kampff vnd arbeit des gewissens / sondern lassen jhnen jhre                      gedancken vnd scharpffe Köpffe besser gefallen / dann die helle dürre Schrifft.                      Ich habe es versucht / vnd weis es / wie gar keinen stich in der noth vnd                      anfechtung solche lehre halten möge / so wieder das wort Gottes fürgenommen                      werden / sie scheinen gleich wie sie wollen / sonderlich aber diese gegenwertige                      zwiespalt vom Sacrament ist darumb desto erger vnd grösser / das es sich so                      ansihet / sie werde mit sich bringen eine grosse enderung in der kirchen vnd im                      gantzen Reich. Wer wil sich nun / ohne helle / klare zeugnis / ohne schrifft /                      mit einem solchen vntreglichen gewissen beladen? Darumb wil ich mich dem Wort                      Gottes / vnd der alten Kirchen nach halten. Ich<note place="right">a                          Derschrifft sol man folgen / vnd nit der natur oder der ver nunfft / inn                          Göttlichen sachen.</note> sehe keine genugsame vrsache / das durch das wort                      (Leib) allein ein Zeichen des Leibes / der nicht gegenwertig ist / verstanden                      werden sol / etc.</p>
        <p>VNd ist wol zumercken / wenn etwas sich stösset mit der vernunfft / vnd reimet                      sich mit jhr nicht / so es sich doch mit der Schrifft /<note place="right">b Die Sacramentirer mache&#x0303; aus dem                          Christlichen glauben / ein lautere Philosophey / vnd figural gesang aus                          jhrer vernunfft / one Choral vnd on text oder wort Gottes.</note> vnd andern                      artickeln des glaubens reimet / das man da sol der a schrifft mehr / dann der                      vernunfft folgen / Denn es müssen ja die Sprüche hell vnd klar sein / daraus wir                      vnfern glauben vnd artickel nemen. Dann wenn man mit den artickeln des glaubens                      vmbgehen möchte nach eines jeden wahn vnd meinung / würden wir gar keinen                      behalten / wie wir sehen / das jhrer etliche schon gethan / welche mit der weise                      aus dem b Christlichen glauben nichts anders gemacht / denn eine lautere                      Philosophey.</p>
        <p>DEnn sie hielten es dafür / das die Christen / als gute albere Leute / die                      figuren in der Schrifft / nicht recht verstünden / vnd darumb viel nerrische /                      vngereimte artickel / ohne vrsache für war hielten vnd<note place="right">c Abraham hat nit wol len Sacramentirisch werde&#x0303; / sonst                          hette er de&#x0303; wort Gottes nicht gehorchet. 1. wider die natur.                          2. wider das gesetz. 3. wider alle vernunfft. 4. wider die verheissung                          etc.</note> gleubten / wie ich wol in vielen stücken anzeigen wolte / aber                      ich wil der schwachen verschonen. Denn man kan die einfeltigen gewissen sehr                      bald in den sachen (wo man von der Schrifft kompt) jrre machen. So sehen wir                      auch / wie zu vnsern zeiten der tollen Köpffe viel sind / die mit subtilen /                      behenden glößlein / sich versuchen / etliche artickel zuuerfelschen.</p>
        <p>VNser HErr Gott gebote dem c Abraham / das er sich solte beschneiden lassen. Das                      wird die Heyden aus dermassen lecherlich gedaucht haben / vnd dennoch hat er die                      wort / wie nerrisch vnd lecherlich sie lauten / in jhrem einfeltigen schlechtem                      verstande müssen blei-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[151/0167] vnd zuschlagen werden / das jhme die welt zu enge darob sol werden. Denn was wil ein verzagtes blödes hertz wieder diese Donnerschlege auffbringen? Welche sprüche / welchs wort Gottes wird sie da gewiß machen können / das das wörtlein Est / so viel sey / als / Es bedeutet den leib / oder es ist ein figur des leibes? Warlich die leichten vnuersuchten leute / die so bald newe Secten vnd wahn in die Leute bringen / wissen gar nichts von solchem kampff vnd arbeit des gewissens / sondern lassen jhnen jhre gedancken vnd scharpffe Köpffe besser gefallen / dann die helle dürre Schrifft. Ich habe es versucht / vnd weis es / wie gar keinen stich in der noth vnd anfechtung solche lehre halten möge / so wieder das wort Gottes fürgenommen werden / sie scheinen gleich wie sie wollen / sonderlich aber diese gegenwertige zwiespalt vom Sacrament ist darumb desto erger vnd grösser / das es sich so ansihet / sie werde mit sich bringen eine grosse enderung in der kirchen vnd im gantzen Reich. Wer wil sich nun / ohne helle / klare zeugnis / ohne schrifft / mit einem solchen vntreglichen gewissen beladen? Darumb wil ich mich dem Wort Gottes / vnd der alten Kirchen nach halten. Ich sehe keine genugsame vrsache / das durch das wort (Leib) allein ein Zeichen des Leibes / der nicht gegenwertig ist / verstanden werden sol / etc. Anno 1530. Vnuersuchte / sichere / rohlose hertzen / werden zu Sacramentirern. a Derschrifft sol man folgen / vnd nit der natur oder der ver nunfft / inn Göttlichen sachen. VNd ist wol zumercken / wenn etwas sich stösset mit der vernunfft / vnd reimet sich mit jhr nicht / so es sich doch mit der Schrifft / vnd andern artickeln des glaubens reimet / das man da sol der a schrifft mehr / dann der vernunfft folgen / Denn es müssen ja die Sprüche hell vnd klar sein / daraus wir vnfern glauben vnd artickel nemen. Dann wenn man mit den artickeln des glaubens vmbgehen möchte nach eines jeden wahn vnd meinung / würden wir gar keinen behalten / wie wir sehen / das jhrer etliche schon gethan / welche mit der weise aus dem b Christlichen glauben nichts anders gemacht / denn eine lautere Philosophey. b Die Sacramentirer machẽ aus dem Christlichen glauben / ein lautere Philosophey / vnd figural gesang aus jhrer vernunfft / one Choral vnd on text oder wort Gottes. DEnn sie hielten es dafür / das die Christen / als gute albere Leute / die figuren in der Schrifft / nicht recht verstünden / vnd darumb viel nerrische / vngereimte artickel / ohne vrsache für war hielten vnd gleubten / wie ich wol in vielen stücken anzeigen wolte / aber ich wil der schwachen verschonen. Denn man kan die einfeltigen gewissen sehr bald in den sachen (wo man von der Schrifft kompt) jrre machen. So sehen wir auch / wie zu vnsern zeiten der tollen Köpffe viel sind / die mit subtilen / behenden glößlein / sich versuchen / etliche artickel zuuerfelschen. c Abraham hat nit wol len Sacramentirisch werdẽ / sonst hette er dẽ wort Gottes nicht gehorchet. 1. wider die natur. 2. wider das gesetz. 3. wider alle vernunfft. 4. wider die verheissung etc. VNser HErr Gott gebote dem c Abraham / das er sich solte beschneiden lassen. Das wird die Heyden aus dermassen lecherlich gedaucht haben / vnd dennoch hat er die wort / wie nerrisch vnd lecherlich sie lauten / in jhrem einfeltigen schlechtem verstande müssen blei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/167
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Gründliche warhafftige Historia: von der Augspurgischen Confession wie die Anno 1530 geschrieben. Leipzig, 1584, S. 151. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_historia_1584/167>, abgerufen am 03.05.2024.