Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.

Bild:
<< vorherige Seite
Anno 1524.

Wie er nun zu dem / daß er zuuor allbereit zu Wittenberg / vnnd darnach zu Orlamünda in Thüringen / solche Lermen / Verwirrung vnnd Jammer / wie bald gesagt soll werden / angerichtet / auch dazumal / da Lutherus vom Churfürsten zu Sachsen abgesand war / in den Thüringischen Kirchen etliche Predigten zu thun / damit andere vorstehende Weitleufftigkeit möchten durch threwe Vnderrichtung vnnd Gottes Segen verhütet vnd abgewendet werden / etc. er dermassen / wie gesagt / hoch herein gefahren / vnnd Lutherum mit so stoltzem Freuel öffentlich getrotzt / gepochet vnnd gedrewet / wie er wider jhn schreiben wolte: Hat jhme Lutherus nicht vnbillich in eodem casu respondieren sollen / iuxta dictum Salomonis: Responde stulto iuxta stultitiam suam, ne sapere sibi videatur, Prouerb. 26. Antworte dem Narren nach seiner Narrheit / daß er sich nicht weise lasse düncken. Dann der heilige Geist nicht allein auff einen einigen weg / nemlich / durch Sanfftmut / allein zu handeln / sondern auch zu zeitten nach Gelegenheit der Personen / auch nach notturfft vnd Erheischung der sachen / gebürlichen Eiuer vnnd Ernst / mit scharpffen Worten zugebrauchen pflegt. Wann nun das solte ein Zeichen des bösen Geistes sein / daß Lutherus dem Carlstadio mit ernsten Worten etwa geantwortet / was wöllen wir denn von Paulo sagen? da er seinen Corinthern schreibet (1. Cor. 4.) Soll ich mit der Rutten zu euch kommen / oder mit Lieb vnnd sanfftmütigem Geist? Vnd da er seinen Titum also informieret / Tit. 2. Solches rede vnnd ermane vnnd straffe mit allem ernst: Da er dann in seiner Sprach ein solch Wörtlein braucht / wölches traun nicht heist allzeit mit freundlichen Worten / sondern auch mit gebürlichem Ernst verfahren. Vnd summa / Paulus 2. Corinth. 5. fassets vnd verwarets auff beiden Seitten also: Thun wir zu viel / so thun wirs Gott / sind wir mässig / so sind wir euch mässig. Ja wenn die Wölffische Glossa gelten solte / würden dise Leute zu den Predigten Christi / Matth. 11. & 23. bald mit

Anno 1524.

Wie er nun zu dem / daß er zuuor allbereit zu Wittenberg / vnnd darnach zu Orlamünda in Thüringen / solche Lermen / Verwirrung vnnd Jammer / wie bald gesagt soll werden / angerichtet / auch dazumal / da Lutherus vom Churfürsten zu Sachsen abgesand war / in den Thüringischen Kirchen etliche Predigten zu thun / damit andere vorstehende Weitleufftigkeit möchten durch threwe Vnderrichtung vnnd Gottes Segen verhütet vnd abgewendet werden / etc. er dermassen / wie gesagt / hoch herein gefahren / vnnd Lutherum mit so stoltzem Freuel öffentlich getrotzt / gepochet vnnd gedrewet / wie er wider jhn schreiben wolte: Hat jhme Lutherus nicht vnbillich in eodem casu respondieren sollen / iuxta dictum Salomonis: Responde stulto iuxta stultitiam suam, ne sapere sibi videatur, Prouerb. 26. Antworte dem Narren nach seiner Narrheit / daß er sich nicht weise lasse düncken. Dann der heilige Geist nicht allein auff einen einigen weg / nemlich / durch Sanfftmut / allein zu handeln / sondern auch zu zeitten nach Gelegenheit der Personen / auch nach notturfft vnd Erheischung der sachen / gebürlichen Eiuer vnnd Ernst / mit scharpffen Worten zugebrauchen pflegt. Wann nun das solte ein Zeichen des bösen Geistes sein / daß Lutherus dem Carlstadio mit ernsten Worten etwa geantwortet / was wöllen wir denn von Paulo sagen? da er seinen Corinthern schreibet (1. Cor. 4.) Soll ich mit der Rutten zu euch kommen / oder mit Lieb vnnd sanfftmütigem Geist? Vnd da er seinen Titum also informieret / Tit. 2. Solches rede vnnd ermane vnnd straffe mit allem ernst: Da er dann in seiner Sprach ein solch Wörtlein braucht / wölches traun nicht heist allzeit mit freundlichen Worten / sondern auch mit gebürlichem Ernst verfahren. Vñ summa / Paulus 2. Corinth. 5. fassets vnd verwarets auff beiden Seitten also: Thun wir zu viel / so thun wirs Gott / sind wir mässig / so sind wir euch mässig. Ja wenn die Wölffische Glossa gelten solte / würden dise Leute zu den Predigten Christi / Matth. 11. & 23. bald mit

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <pb facs="#f0044" n="28"/>
        <note place="left">Anno 1524.</note>
        <p>Wie er nun zu dem / daß er zuuor allbereit zu Wittenberg / vnnd darnach zu                      Orlamünda in Thüringen / solche Lermen / Verwirrung vnnd Jammer / wie bald                      gesagt soll werden / angerichtet / auch dazumal / da Lutherus vom Churfürsten zu                      Sachsen abgesand war / in den Thüringischen Kirchen etliche Predigten zu thun /                      damit andere vorstehende Weitleufftigkeit möchten durch threwe Vnderrichtung                      vnnd Gottes Segen verhütet vnd abgewendet werden / etc. er dermassen / wie                      gesagt / hoch herein gefahren / vnnd Lutherum mit so stoltzem Freuel öffentlich                      getrotzt / gepochet vnnd gedrewet / wie er wider jhn schreiben wolte: Hat jhme                      Lutherus nicht vnbillich in eodem casu respondieren sollen / iuxta dictum                      Salomonis: Responde stulto iuxta stultitiam suam, ne sapere sibi videatur,                      Prouerb. 26. Antworte dem Narren nach seiner Narrheit / daß er sich nicht weise                      lasse düncken. Dann der heilige Geist nicht allein auff einen einigen weg /                      nemlich / durch Sanfftmut / allein zu handeln / sondern auch zu zeitten nach                      Gelegenheit der Personen / auch nach notturfft vnd Erheischung der sachen /                      gebürlichen Eiuer vnnd Ernst / mit scharpffen Worten zugebrauchen pflegt. Wann                      nun das solte ein Zeichen des bösen Geistes sein / daß Lutherus dem Carlstadio                      mit ernsten Worten etwa geantwortet / was wöllen wir denn von Paulo sagen? da er                      seinen Corinthern schreibet (1. Cor. 4.) Soll ich mit der Rutten zu euch kommen                      / oder mit Lieb vnnd sanfftmütigem Geist? Vnd da er seinen Titum also                      informieret / Tit. 2. Solches rede vnnd ermane vnnd straffe mit allem ernst: Da                      er dann in seiner Sprach ein solch Wörtlein braucht / wölches traun nicht heist                      allzeit mit freundlichen Worten / sondern auch mit gebürlichem Ernst verfahren.                          Vn&#x0303; summa / Paulus 2. Corinth. 5. fassets vnd verwarets auff                      beiden Seitten also: Thun wir zu viel / so thun wirs Gott / sind wir mässig / so                      sind wir euch mässig. Ja wenn die Wölffische Glossa gelten solte / würden dise                      Leute zu den Predigten Christi / Matth. 11. &amp; 23. bald mit
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[28/0044] Wie er nun zu dem / daß er zuuor allbereit zu Wittenberg / vnnd darnach zu Orlamünda in Thüringen / solche Lermen / Verwirrung vnnd Jammer / wie bald gesagt soll werden / angerichtet / auch dazumal / da Lutherus vom Churfürsten zu Sachsen abgesand war / in den Thüringischen Kirchen etliche Predigten zu thun / damit andere vorstehende Weitleufftigkeit möchten durch threwe Vnderrichtung vnnd Gottes Segen verhütet vnd abgewendet werden / etc. er dermassen / wie gesagt / hoch herein gefahren / vnnd Lutherum mit so stoltzem Freuel öffentlich getrotzt / gepochet vnnd gedrewet / wie er wider jhn schreiben wolte: Hat jhme Lutherus nicht vnbillich in eodem casu respondieren sollen / iuxta dictum Salomonis: Responde stulto iuxta stultitiam suam, ne sapere sibi videatur, Prouerb. 26. Antworte dem Narren nach seiner Narrheit / daß er sich nicht weise lasse düncken. Dann der heilige Geist nicht allein auff einen einigen weg / nemlich / durch Sanfftmut / allein zu handeln / sondern auch zu zeitten nach Gelegenheit der Personen / auch nach notturfft vnd Erheischung der sachen / gebürlichen Eiuer vnnd Ernst / mit scharpffen Worten zugebrauchen pflegt. Wann nun das solte ein Zeichen des bösen Geistes sein / daß Lutherus dem Carlstadio mit ernsten Worten etwa geantwortet / was wöllen wir denn von Paulo sagen? da er seinen Corinthern schreibet (1. Cor. 4.) Soll ich mit der Rutten zu euch kommen / oder mit Lieb vnnd sanfftmütigem Geist? Vnd da er seinen Titum also informieret / Tit. 2. Solches rede vnnd ermane vnnd straffe mit allem ernst: Da er dann in seiner Sprach ein solch Wörtlein braucht / wölches traun nicht heist allzeit mit freundlichen Worten / sondern auch mit gebürlichem Ernst verfahren. Vñ summa / Paulus 2. Corinth. 5. fassets vnd verwarets auff beiden Seitten also: Thun wir zu viel / so thun wirs Gott / sind wir mässig / so sind wir euch mässig. Ja wenn die Wölffische Glossa gelten solte / würden dise Leute zu den Predigten Christi / Matth. 11. & 23. bald mit

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/44
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/44>, abgerufen am 28.04.2024.