Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.Als nun vor vnnd nach das runde Brodt auff die Tisch gebrachtAnno 1534. / sprach der König: Nemet / vnd esset / vnnd verkündiget den Tod deß HERRN. Vnnd darnach gab er den Wein / vnd sprach: Nemet / vnd trincket / vnd verkündiget den Tod deß HERRN. Als sie nun geessen vnd getruncken / sungen sie den Gesang / Gloria in excelsis Deo / zu teutsch. Vnd ist in sonderheit wol zu mercken / weil sie vom Leibe vnd Blute deß HERRN im Abendmal nichts hielten / sondern das volck vberredeten / sie hetten am heiligen Geist gnug / vnd der were jhnen viel besser / denn Brot vnd Wein im Abendtmal / daß sie ein ander Tom. 2. Vuit. fol. 496. Spectackel erdacht haben. Denn auff eine zeit / als das Volck auff dem Marckt also versammlet / hart an einander vnd gedrang stunde / kömpt Knipperdölling / springt auff / vnnd läufft oben vber dasKnipperdöl ling. Volck her / auff Händen vnd Füssen / vnd blässet einem jeden in den Mund / vnnd saget: Der Vatter hat dich geheiliget / empfahe den heiligen Geist. Vnnd machet das Volck also heilig mit seinem blasen. Auch haben sie bey jrem Abendmal einen Judas wöllen habenEin Judas bey dem Sa cramentirischen Abend mal zu Mün ster. / mit demselben aber haben sie also gespielet / daß / da der König sich zuletzt gesetzt / Item / die Königin / vnd die mit jnen zu Tisch gedient hatten / auch die acht vnd viertzig Prediger / die jetzt hinweg ziehen solten / vnd assen vnd truncken: Ist der König vnter dem essen auffgestanden / ehe es noch gar finster ward / (denn die nacht gieng schon herzu) vnd hat gesagt / Er müste gehen / vnd außrichten ein Werck / das jm der Vatter befohlen hette. Es war aber ein reisiger Knecht da gefangen / den hatten sie mit zu solchem Abendfressen gebracht / vnd jhm wol zugetruncken / Dem hiebe der heilige Vatter / der König / für grosser Hellischer oder Teuffelischer andacht / den Kopff herab / sagte / er were Judas gewest. Darnach kam er wider an den Tisch / vnd gefiel jm selbst so wol vber diesem Mord / daß er sein dazu noch lachet. Vnd hat der Teuffel sonderlich sein wüstes wesen mit diesem Als nun vor vnnd nach das runde Brodt auff die Tisch gebrachtAnno 1534. / sprach der König: Nemet / vnd esset / vnnd verkündiget den Tod deß HERRN. Vnnd darnach gab er den Wein / vnd sprach: Nemet / vnd trincket / vnd verkündiget den Tod deß HERRN. Als sie nun geessen vnd getruncken / sungen sie den Gesang / Gloria in excelsis Deo / zu teutsch. Vnd ist in sonderheit wol zu mercken / weil sie vom Leibe vnd Blute deß HERRN im Abendmal nichts hieltẽ / sondern das volck vberredeten / sie hetten am heiligen Geist gnug / vnd der were jhnen viel besser / denn Brot vnd Wein im Abendtmal / daß sie ein ander Tom. 2. Vuit. fol. 496. Spectackel erdacht haben. Denn auff eine zeit / als das Volck auff dem Marckt also versam̃let / hart an einander vnd gedrang stunde / kömpt Knipperdölling / springt auff / vnnd läufft oben vber dasKnipperdöl ling. Volck her / auff Händen vnd Füssen / vñ blässet einem jeden in den Mund / vnnd saget: Der Vatter hat dich geheiliget / empfahe den heiligen Geist. Vnnd machet das Volck also heilig mit seinem blasen. Auch haben sie bey jrem Abendmal einen Judas wöllen habenEin Judas bey dem Sa cramentirischen Abend mal zu Mün ster. / mit demselben aber haben sie also gespielet / daß / da der König sich zuletzt gesetzt / Item / die Königin / vnd die mit jnen zu Tisch gedient hattẽ / auch die acht vñ viertzig Prediger / die jetzt hinweg ziehẽ solten / vnd assen vnd truncken: Ist der König vnter dem essen auffgestanden / ehe es noch gar finster ward / (denn die nacht gieng schon herzu) vnd hat gesagt / Er müste gehen / vnd außrichten ein Werck / das jm der Vatter befohlen hette. Es war aber ein reisiger Knecht da gefangen / den hatten sie mit zu solchem Abendfressen gebracht / vnd jhm wol zugetruncken / Dem hiebe der heilige Vatter / der König / für grosser Hellischer oder Teuffelischer andacht / den Kopff herab / sagte / er were Judas gewest. Darnach kam er wider an den Tisch / vnd gefiel jm selbst so wol vber diesem Mord / daß er sein dazu noch lachet. 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Als nun vor vnnd nach das runde Brodt auff die Tisch gebracht / sprach der König: Nemet / vnd esset / vnnd verkündiget den Tod deß HERRN. Vnnd darnach gab er den Wein / vnd sprach: Nemet / vnd trincket / vnd verkündiget den Tod deß HERRN. Als sie nun geessen vnd getruncken / sungen sie den Gesang / Gloria in excelsis Deo / zu teutsch.
Anno 1534. Vnd ist in sonderheit wol zu mercken / weil sie vom Leibe vnd Blute deß HERRN im Abendmal nichts hieltẽ / sondern das volck vberredeten / sie hetten am heiligen Geist gnug / vnd der were jhnen viel besser / denn Brot vnd Wein im Abendtmal / daß sie ein ander Spectackel erdacht haben. Denn auff eine zeit / als das Volck auff dem Marckt also versam̃let / hart an einander vnd gedrang stunde / kömpt Knipperdölling / springt auff / vnnd läufft oben vber das Volck her / auff Händen vnd Füssen / vñ blässet einem jeden in den Mund / vnnd saget: Der Vatter hat dich geheiliget / empfahe den heiligen Geist. Vnnd machet das Volck also heilig mit seinem blasen.
Tom. 2. Vuit. fol. 496.
Knipperdöl ling. Auch haben sie bey jrem Abendmal einen Judas wöllen haben / mit demselben aber haben sie also gespielet / daß / da der König sich zuletzt gesetzt / Item / die Königin / vnd die mit jnen zu Tisch gedient hattẽ / auch die acht vñ viertzig Prediger / die jetzt hinweg ziehẽ solten / vnd assen vnd truncken: Ist der König vnter dem essen auffgestanden / ehe es noch gar finster ward / (denn die nacht gieng schon herzu) vnd hat gesagt / Er müste gehen / vnd außrichten ein Werck / das jm der Vatter befohlen hette. Es war aber ein reisiger Knecht da gefangen / den hatten sie mit zu solchem Abendfressen gebracht / vnd jhm wol zugetruncken / Dem hiebe der heilige Vatter / der König / für grosser Hellischer oder Teuffelischer andacht / den Kopff herab / sagte / er were Judas gewest. Darnach kam er wider an den Tisch / vnd gefiel jm selbst so wol vber diesem Mord / daß er sein dazu noch lachet.
Ein Judas bey dem Sa cramentirischen Abend mal zu Mün ster. Vñ hat der Teuffel sonderlich sein wüstes wesen mit diesem
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