Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591.

Bild:
<< vorherige Seite

Anno 1530.sind nur Argument auß der Vernunfft genommen. Wenn aber das solte gnug sein / die Artickel des Glaubens auß der Vernunfft örtern vnd richten / würde sich nie kein Zanck von der Gegenwart des Leibs Christi im Sacrament / erhoben haben. Denn es sihet ja jedermand wol / wie gar es wider alle Vernunfft ist / solches zuglauben / Aber also schliessen sie gleichwol alle / man müsse in den Artickeln des Glaubens nicht der Vernunfft / sondern der klaren hellen Schrifft folgen / Gott gebe es reime sich mit der Vernunfft / wie es wolle.

Sacramentierer haben kein bestendigen grund / vnnd jhr alfentzen helt in der anfechtung / den stich nicht. Die wort Christi / das ist mein Leib etc. sind eitel Donnerschläge auff die Sacramentschender.

Ich sihe noch keinen bestendigen Grund auff derer seiten / die das Sacrament anfechten / warumb vnsere Meinung vnrecht sey. Es mag wol sein / daß der andern Meinung den vnuersuchten sichern Hertzen baß gefalle / darumb / daß sie sich fein mit der Vernunfft reimet / vnnd mit subtilen scharpffen Argumenten auffgemutzt ist / Aber es wirdt eigentlich den stich nicht halten / wenn die Anfechung vnnd das Gewissen kommen wirdt / vnnd sie fragen / was für Gründe sie haben / daß sie von der rechten Meinung / wölche jmmerzu von der Apostel zeit in der Kirchen gewest / auff eine newe vngegründte / jrrige Opinion / gefallen sind / da werden denn auß diesen Worten (das ist mein Leib / Das ist mein Blut) eitel Donnerschläge werden / wölche das Hertz also zuengsten vnd zuschlagen werden / daß jhme die Welt zu enge darob soll werden. Denn was wil ein verzagtes blödes Hertz wider diese Donnerschläge auffbringen? Wölche Sprüche / wölches Wort Gottes wirdt sie da gewiß machen können / daß das Wörtlein EST / so viel sey / als / Es bedeutet den Leib / Vnnersuchte / sichere / rohlose hertzen / werden zu Sa cramentierern.oder es ist ein Figur des Leibes? Warlich die leichten vnuersuchten Leute / die so bald newe Secten vnd Wahn in die Leute bringen / wissen gar nichts von solchem Kampff vnd Arbeit des Gewissens / sondern lassen jhnen jhre Gedancken vnnd scharpffe Köpffe besser gefallen / dann die helle dürre Schrifft. Ich habe versucht / vnd weiß es / wie gar keinen stich in der not vnd Anfech-

Anno 1530.sind nur Argument auß der Vernunfft genommen. Wenn aber das solte gnug sein / die Artickel des Glaubens auß der Vernunfft örtern vnd richten / würde sich nie kein Zanck von der Gegenwart des Leibs Christi im Sacrament / erhoben haben. Denn es sihet ja jedermand wol / wie gar es wider alle Vernunfft ist / solches zuglauben / Aber also schliessen sie gleichwol alle / man müsse in den Artickeln des Glaubens nicht der Vernunfft / sondern der klaren hellen Schrifft folgen / Gott gebe es reime sich mit der Vernunfft / wie es wolle.

Sacramentierer haben kein bestendigen grund / vnnd jhr alfentzen helt in der anfechtung / den stich nicht. Die wort Christi / das ist mein Leib etc. sind eitel Donnerschläge auff die Sacramentschender.

Ich sihe noch keinen bestendigen Grund auff derer seiten / die das Sacrament anfechten / warumb vnsere Meinung vnrecht sey. Es mag wol sein / daß der andern Meinung den vnuersuchten sichern Hertzen baß gefalle / darumb / daß sie sich fein mit der Vernunfft reimet / vnnd mit subtilen scharpffen Argumenten auffgemutzt ist / Aber es wirdt eigentlich den stich nicht halten / wenn die Anfechung vnnd das Gewissen kommen wirdt / vnnd sie fragen / was für Gründe sie haben / daß sie von der rechten Meinung / wölche jmmerzu von der Apostel zeit in der Kirchen gewest / auff eine newe vngegründte / jrrige Opinion / gefallen sind / da werden denn auß diesen Worten (das ist mein Leib / Das ist mein Blut) eitel Donnerschläge werden / wölche das Hertz also zuengsten vnd zuschlagen werden / daß jhme die Welt zu enge darob soll werden. Denn was wil ein verzagtes blödes Hertz wider diese Donnerschläge auffbringen? Wölche Sprüche / wölches Wort Gottes wirdt sie da gewiß machen können / daß das Wörtlein EST / so viel sey / als / Es bedeutet den Leib / Vnnersuchte / sichere / rohlose hertzen / werden zu Sa cramentierern.oder es ist ein Figur des Leibes? Warlich die leichten vnuersuchten Leute / die so bald newe Secten vnd Wahn in die Leute bringen / wissen gar nichts von solchem Kampff vnd Arbeit des Gewissens / sondern lassen jhnen jhre Gedancken vnnd scharpffe Köpffe besser gefallen / dann die helle dürre Schrifft. Ich habe versucht / vnd weiß es / wie gar keinen stich in der not vnd Anfech-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <p><pb facs="#f0242" n="226"/><note place="left">Anno 1530.</note>sind nur Argument auß der Vernunfft                      genommen. Wenn aber das solte gnug sein / die Artickel des Glaubens auß der                      Vernunfft örtern vnd richten / würde sich nie kein Zanck von der Gegenwart des                      Leibs Christi im Sacrament / erhoben haben. Denn es sihet ja jedermand wol / wie                      gar es wider alle Vernunfft ist / solches zuglauben / Aber also schliessen sie                      gleichwol alle / man müsse in den Artickeln des Glaubens nicht der Vernunfft /                      sondern der klaren hellen Schrifft folgen / Gott gebe es reime sich mit der                      Vernunfft / wie es wolle.</p>
        <note place="left">Sacramentierer haben kein bestendigen grund / vnnd jhr                      alfentzen helt in der anfechtung / den stich nicht. Die wort Christi / das ist                      mein Leib etc. sind eitel Donnerschläge auff die Sacramentschender.</note>
        <p>Ich sihe noch keinen bestendigen Grund auff derer seiten / die das Sacrament                      anfechten / warumb vnsere Meinung vnrecht sey. Es mag wol sein / daß der andern                      Meinung den vnuersuchten sichern Hertzen baß gefalle / darumb / daß sie sich                      fein mit der Vernunfft reimet / vnnd mit subtilen scharpffen Argumenten                      auffgemutzt ist / Aber es wirdt eigentlich den stich nicht halten / wenn die                      Anfechung vnnd das Gewissen kommen wirdt / vnnd sie fragen / was für Gründe sie                      haben / daß sie von der rechten Meinung / wölche jmmerzu von der Apostel zeit in                      der Kirchen gewest / auff eine newe vngegründte / jrrige Opinion / gefallen sind                      / da werden denn auß diesen Worten (das ist mein Leib / Das ist mein Blut) eitel                      Donnerschläge werden / wölche das Hertz also zuengsten vnd zuschlagen werden /                      daß jhme die Welt zu enge darob soll werden. Denn was wil ein verzagtes blödes                      Hertz wider diese Donnerschläge auffbringen? Wölche Sprüche / wölches Wort                      Gottes wirdt sie da gewiß machen können / daß das Wörtlein EST / so viel sey /                      als / Es bedeutet den Leib / <note place="left">Vnnersuchte / sichere /                          rohlose hertzen / werden zu Sa cramentierern.</note>oder es ist ein Figur                      des Leibes? Warlich die leichten vnuersuchten Leute / die so bald newe Secten                      vnd Wahn in die Leute bringen / wissen gar nichts von solchem Kampff vnd Arbeit                      des Gewissens / sondern lassen jhnen jhre Gedancken vnnd scharpffe Köpffe besser                      gefallen / dann die helle dürre Schrifft. Ich habe versucht / vnd weiß es / wie                      gar keinen stich in der not vnd Anfech-
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[226/0242] sind nur Argument auß der Vernunfft genommen. Wenn aber das solte gnug sein / die Artickel des Glaubens auß der Vernunfft örtern vnd richten / würde sich nie kein Zanck von der Gegenwart des Leibs Christi im Sacrament / erhoben haben. Denn es sihet ja jedermand wol / wie gar es wider alle Vernunfft ist / solches zuglauben / Aber also schliessen sie gleichwol alle / man müsse in den Artickeln des Glaubens nicht der Vernunfft / sondern der klaren hellen Schrifft folgen / Gott gebe es reime sich mit der Vernunfft / wie es wolle. Anno 1530. Ich sihe noch keinen bestendigen Grund auff derer seiten / die das Sacrament anfechten / warumb vnsere Meinung vnrecht sey. Es mag wol sein / daß der andern Meinung den vnuersuchten sichern Hertzen baß gefalle / darumb / daß sie sich fein mit der Vernunfft reimet / vnnd mit subtilen scharpffen Argumenten auffgemutzt ist / Aber es wirdt eigentlich den stich nicht halten / wenn die Anfechung vnnd das Gewissen kommen wirdt / vnnd sie fragen / was für Gründe sie haben / daß sie von der rechten Meinung / wölche jmmerzu von der Apostel zeit in der Kirchen gewest / auff eine newe vngegründte / jrrige Opinion / gefallen sind / da werden denn auß diesen Worten (das ist mein Leib / Das ist mein Blut) eitel Donnerschläge werden / wölche das Hertz also zuengsten vnd zuschlagen werden / daß jhme die Welt zu enge darob soll werden. Denn was wil ein verzagtes blödes Hertz wider diese Donnerschläge auffbringen? Wölche Sprüche / wölches Wort Gottes wirdt sie da gewiß machen können / daß das Wörtlein EST / so viel sey / als / Es bedeutet den Leib / oder es ist ein Figur des Leibes? Warlich die leichten vnuersuchten Leute / die so bald newe Secten vnd Wahn in die Leute bringen / wissen gar nichts von solchem Kampff vnd Arbeit des Gewissens / sondern lassen jhnen jhre Gedancken vnnd scharpffe Köpffe besser gefallen / dann die helle dürre Schrifft. Ich habe versucht / vnd weiß es / wie gar keinen stich in der not vnd Anfech- Vnnersuchte / sichere / rohlose hertzen / werden zu Sa cramentierern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Obrigkeitskritik und Fürstenberatung: Die Oberhofprediger in Braunschweig-Wolfenbüttel 1568-1714: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI. (2013-02-15T13:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme entsprechen muss.
Wolfenbütteler Digitale Bibliothek: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-02-15T13:54:31Z)
Marcus Baumgarten, Frederike Neuber, Frank Wiegand: Konvertierung nach XML gemäß DTA-Basisformat, Tagging der Titelblätter, Korrekturen der Transkription. (2013-02-15T13:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Langes s (ſ) wird als rundes s (s) wiedergegeben.
  • Rundes r (ꝛ) wird als normales r (r) wiedergegeben bzw. in der Kombination ꝛc. als et (etc.) aufgelöst.
  • Die Majuskel J im Frakturdruck wird in der Transkription je nach Lautwert als I bzw. J wiedergegeben.
  • Übergeschriebenes „e“ über „a“, „o“ und „u“ wird als „ä“, „ö“, „ü“ transkribiert.
  • Ligaturen werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Silbentrennungen über Seitengrenzen hinweg werden beibehalten.
  • Kolumnentitel, Bogensignaturen und Kustoden werden nicht erfasst.
  • Griechische Schrift wird nicht transkribiert, sondern im XML mit <foreign xml:lang="el"><gap reason="fm"/></foreign> vermerkt.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/242
Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Histori deß Sacramentstreits. [s. l.], 1591, S. 226. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_histori_1591/242>, abgerufen am 09.05.2024.