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Kirchner, Timotheus: Vom Flickwercke M. Irenaei, Wie gar ungereimpt, wider Gottes Wort und den Catechissmum Lutheri, er sich unterstehet zubeschönen, der Manichaeer Schwermerey. Jena, 1572.

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Darnach ist das einerley rede / wie jhr auch wollet / das er spricht / Sünde ist mein Natur / als / ich bin ein böser bawm / so ist gewis / das D. Luther mit der art zu reden / Sünde ist mein Natur / nicht wilsagen / Das die Erbsünde ein Wesen sey / Wie jhr armen Manicheer vngereimpt leret / Sondern das er wie ein Bawm mit einer bösen seuche verderbet / also sey auch er / das ist seine Natur / leib vnd Seele sey mit der Erbseuche verunreiniget vnd verderbet / vnd kan nicht heissen / die Erbsünde ist ein Wesen.

Fürs dritte / so mus man ja auff die proposition sehen / was D. Luther beweisen wil.

Die proposition aber hier wird im anfang klerlich gesetzt / Ich bin für dir ein Sünder. Dauid ist subiectum / das ist leib vnd Seele Dauids / das praedicatum ist / bin ein Sünder / das wird nun von Dauid / das ist von seinem leib vnd Seele geredet / das es sey ein Sünder für Gott. Ein Sünder aber für Gott sein / heisset nicht ein Wesen sein. Denn wie wolte das klappen? Ich bin für dir ein Wesen. Oder Ich Dauid bin für dir ein Natur / oder leib vnd Seele? Sintemal nach der Manicheer Theologia / Sünde so viel sol heissen / als essentia, Substantia, ein Wesen / vnd sollen termini conuertibiles sein.

Darauff gehet nun / das er solches auslegt vnd spricht / Sünde sey sein Natur. Das er nicht wil sagen / Sünde ist Substantia / oder ein Wesen. Sondern das sein Wesen sey vnter der Sünde / wie er bald darauff sagt / er sey ein kind des zorns vnd der Sünde. Wie nun zorn nicht alhier heisset ein Wesen / so kan das wort Sünde auch nicht ein Wesen sein oder heissen.

Item er sagt / so lange das Wesen an vns ist / so lang sey auch die Sünde an vns / damit er anzeigt / das Wesen vnd Sünde nicht eines sind.

Darnach ist das einerley rede / wie jhr auch wollet / das er spricht / Sünde ist mein Natur / als / ich bin ein böser bawm / so ist gewis / das D. Luther mit der art zu reden / Sünde ist mein Natur / nicht wilsagen / Das die Erbsünde ein Wesen sey / Wie jhr armen Manicheer vngereimpt leret / Sondern das er wie ein Bawm mit einer bösen seuche verderbet / also sey auch er / das ist seine Natur / leib vnd Seele sey mit der Erbseuche verunreiniget vnd verderbet / vnd kan nicht heissen / die Erbsünde ist ein Wesen.

Fürs dritte / so mus man ja auff die proposition sehen / was D. Luther beweisen wil.

Die proposition aber hier wird im anfang klerlich gesetzt / Ich bin für dir ein Sünder. Dauid ist subiectum / das ist leib vnd Seele Dauids / das praedicatum ist / bin ein Sünder / das wird nun von Dauid / das ist von seinem leib vnd Seele geredet / das es sey ein Sünder für Gott. Ein Sünder aber für Gott sein / heisset nicht ein Wesen sein. Denn wie wolte das klappen? Ich bin für dir ein Wesen. Oder Ich Dauid bin für dir ein Natur / oder leib vnd Seele? Sintemal nach der Manicheer Theologia / Sünde so viel sol heissen / als essentia, Substantia, ein Wesen / vnd sollen termini conuertibiles sein.

Darauff gehet nun / das er solches auslegt vnd spricht / Sünde sey sein Natur. Das er nicht wil sagen / Sünde ist Substantia / oder ein Wesen. Sondern das sein Wesen sey vnter der Sünde / wie er bald darauff sagt / er sey ein kind des zorns vnd der Sünde. Wie nun zorn nicht alhier heisset ein Wesen / so kan das wort Sünde auch nicht ein Wesen sein oder heissen.

Item er sagt / so lange das Wesen an vns ist / so lang sey auch die Sünde an vns / damit er anzeigt / das Wesen vnd Sünde nicht eines sind.

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[0077] Darnach ist das einerley rede / wie jhr auch wollet / das er spricht / Sünde ist mein Natur / als / ich bin ein böser bawm / so ist gewis / das D. Luther mit der art zu reden / Sünde ist mein Natur / nicht wilsagen / Das die Erbsünde ein Wesen sey / Wie jhr armen Manicheer vngereimpt leret / Sondern das er wie ein Bawm mit einer bösen seuche verderbet / also sey auch er / das ist seine Natur / leib vnd Seele sey mit der Erbseuche verunreiniget vnd verderbet / vnd kan nicht heissen / die Erbsünde ist ein Wesen. Fürs dritte / so mus man ja auff die proposition sehen / was D. Luther beweisen wil. Die proposition aber hier wird im anfang klerlich gesetzt / Ich bin für dir ein Sünder. Dauid ist subiectum / das ist leib vnd Seele Dauids / das praedicatum ist / bin ein Sünder / das wird nun von Dauid / das ist von seinem leib vnd Seele geredet / das es sey ein Sünder für Gott. Ein Sünder aber für Gott sein / heisset nicht ein Wesen sein. Denn wie wolte das klappen? Ich bin für dir ein Wesen. Oder Ich Dauid bin für dir ein Natur / oder leib vnd Seele? Sintemal nach der Manicheer Theologia / Sünde so viel sol heissen / als essentia, Substantia, ein Wesen / vnd sollen termini conuertibiles sein. Darauff gehet nun / das er solches auslegt vnd spricht / Sünde sey sein Natur. Das er nicht wil sagen / Sünde ist Substantia / oder ein Wesen. Sondern das sein Wesen sey vnter der Sünde / wie er bald darauff sagt / er sey ein kind des zorns vnd der Sünde. Wie nun zorn nicht alhier heisset ein Wesen / so kan das wort Sünde auch nicht ein Wesen sein oder heissen. Item er sagt / so lange das Wesen an vns ist / so lang sey auch die Sünde an vns / damit er anzeigt / das Wesen vnd Sünde nicht eines sind.

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Zitationshilfe: Kirchner, Timotheus: Vom Flickwercke M. Irenaei, Wie gar ungereimpt, wider Gottes Wort und den Catechissmum Lutheri, er sich unterstehet zubeschönen, der Manichaeer Schwermerey. Jena, 1572, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_flickwercke_1572/77>, abgerufen am 06.05.2024.