Kirchner, Timotheus: Vom Flickwercke M. Irenaei, Wie gar ungereimpt, wider Gottes Wort und den Catechissmum Lutheri, er sich unterstehet zubeschönen, der Manichaeer Schwermerey. Jena, 1572.Fürs ander gehet dis Argument auch nicht auff seine neben oder ausflüchtige proposition / weit vber das ziel gesetzt / nemlich / die Erbsünde ist das verderbet Wesen. Denn es gar eine andere rede / es klappet viel anders wenn man spricht / die Erbsünde ist das verderbte Wesen / vnd so man spricht / das Menschliche Wesen ist böse. Denn es sind zweierley subiecta, vnd zweierley praedicata, das ist es stimmen weder die ersten theil dieser beider reden / nemlich Erbsün de vnd Menschlich Wesen / noch das ander theil so von diesen worten geredet wird / nemlich verderbet Wesen / vnd ist böse / aller ding vber ein / vnd da mus man viel schmiere / rauches vnd blendungen haben / wenn man sol gantz vnd gar einerley daraus machen. Fürs dritte henget weder die andere proposition der Schlussrede an der ersten / noch die letzte an den beiden vorgehenden. Das hat M. Ireneus wol besorget / man möchte es mercken / vnd hat derhalben darbey auff dem rande nicht wollen malen / wie er bey die andern gethan / Maior, Minor, conclusio. Denn die 2. proposition solte ein stück von der ersten haben / so hat sie jren eigenen sinn vnd wort für sich. Die 3. proposition / solte ein stücke aus der andern / vnd eines aus der ersten zusamen schliesslich fügen / das sihestu aber nicht darinnen / Denn sie widerholet nicht der andern proposition subiectum nemlich Menschliche Samen / Sondern setzet Menschlich Wesen. Derwegen hanget diese Schlusrede an einander wie sand / wie dreck am rade. Es solte aber also heissen. Wenn die Materia daraus etwas sol gemacht werden / Wesentlich verderbt ist / kan natürlich kein gut Wesen draus werden. Fürs ander gehet dis Argument auch nicht auff seine neben oder ausflüchtige proposition / weit vber das ziel gesetzt / nemlich / die Erbsünde ist das verderbet Wesen. Denn es gar eine andere rede / es klappet viel anders wenn man spricht / die Erbsünde ist das verderbte Wesen / vnd so man spricht / das Menschliche Wesen ist böse. Denn es sind zweierley subiecta, vñ zweierley praedicata, das ist es stimmen weder die ersten theil dieser beider reden / nemlich Erbsün de vnd Menschlich Wesen / noch das ander theil so von diesen worten geredet wird / nemlich verderbet Wesen / vnd ist böse / aller ding vber ein / vnd da mus man viel schmiere / rauches vnd blendungen haben / wenn man sol gantz vnd gar einerley daraus machen. Fürs dritte henget weder die andere proposition der Schlussrede an der ersten / noch die letzte an den beiden vorgehenden. Das hat M. Ireneus wol besorget / man möchte es mercken / vnd hat derhalben darbey auff dem rande nicht wollen malen / wie er bey die andern gethan / Maior, Minor, conclusio. Denn die 2. proposition solte ein stück von der ersten haben / so hat sie jren eigenen sinn vnd wort für sich. Die 3. proposition / solte ein stücke aus der andern / vnd eines aus der ersten zusamen schliesslich fügen / das sihestu aber nicht darinnen / Denn sie widerholet nicht der andern proposition subiectum nemlich Menschliche Samen / Sondern setzet Menschlich Wesen. Derwegen hanget diese Schlusrede an einander wie sand / wie dreck am rade. Es solte aber also heissen. 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Fürs ander gehet dis Argument auch nicht auff seine neben oder ausflüchtige proposition / weit vber das ziel gesetzt / nemlich / die Erbsünde ist das verderbet Wesen.
Denn es gar eine andere rede / es klappet viel anders wenn man spricht / die Erbsünde ist das verderbte Wesen / vnd so man spricht / das Menschliche Wesen ist böse. Denn es sind zweierley subiecta, vñ zweierley praedicata, das ist es stimmen weder die ersten theil dieser beider reden / nemlich Erbsün de vnd Menschlich Wesen / noch das ander theil so von diesen worten geredet wird / nemlich verderbet Wesen / vnd ist böse / aller ding vber ein / vnd da mus man viel schmiere / rauches vnd blendungen haben / wenn man sol gantz vnd gar einerley daraus machen.
Fürs dritte henget weder die andere proposition der Schlussrede an der ersten / noch die letzte an den beiden vorgehenden. Das hat M. Ireneus wol besorget / man möchte es mercken / vnd hat derhalben darbey auff dem rande nicht wollen malen / wie er bey die andern gethan / Maior, Minor, conclusio.
Denn die 2. proposition solte ein stück von der ersten haben / so hat sie jren eigenen sinn vnd wort für sich. Die 3. proposition / solte ein stücke aus der andern / vnd eines aus der ersten zusamen schliesslich fügen / das sihestu aber nicht darinnen / Denn sie widerholet nicht der andern proposition subiectum nemlich Menschliche Samen / Sondern setzet Menschlich Wesen. Derwegen hanget diese Schlusrede an einander wie sand / wie dreck am rade. Es solte aber also heissen.
Wenn die Materia daraus etwas sol gemacht werden / Wesentlich verderbt ist / kan natürlich kein gut Wesen draus werden.
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Vom Flickwercke M. Irenaei, Wie gar ungereimpt, wider Gottes Wort und den Catechissmum Lutheri, er sich unterstehet zubeschönen, der Manichaeer Schwermerey. Jena, 1572, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_flickwercke_1572/25>, abgerufen am 16.02.2025. |