Kirchner, Timotheus: Vom Flickwercke M. Irenaei, Wie gar ungereimpt, wider Gottes Wort und den Catechissmum Lutheri, er sich unterstehet zubeschönen, der Manichaeer Schwermerey. Jena, 1572.Fürs ander / Die ander proposition / wird listiglich gesetzt. Aber höre lieber Irenee / Ein Accidens wircket Sünde / also nemlich / das es das wircken des wesens verderbt / wie eine Kranckheit einen Leib reitzet etwas zu thun / das nicht recht ist / Als einer dem seine sinne verrücket / thut vnd wircket mit den gliedern / Aber die Kranckheit oder tollerey machet / das viel böses geschicht. Der 4. Strohewisch. 1. Die Erbsünde ist ein Brunquel vnd wirckliche vrsache daraus alle wirckliche Sünden der Menschen entspringen. 2. Accidens ist nicht ein vrsprung aller anderer Sünden. 3. Darumb ist die Erbsände nicht ein Accidens. Antwort. Hie hastu abermal einen verwirreten Strohewisch / mit faulen eyern zusamen verbunden. Denn was die Maiorene oder erste proposition angehet / ist es eine Synecdochica oratio, das ist / sie mus begreiffen die Erb sünde als die böse seuche / Kranckheit vnd verderbung / vnd zu gleich das subiectum in quo habitat, das ist den Menschen / darin sie wohnet. Denn die Erbsünde nur für sich alleine / kan nicht wircken / wie ein febris / wenn es nicht im Mensch lichen Leibe ist / nicht kan brennen. Aber wenn die Erbsünde in dem wesen des Menschen ist / so ist sie eine grausame bosheit. Nun ist die Erbsünde ja nicht von Gott geschaffen das sie gedencken / vrteilen / reden / sehen / hören / stehen / gehen / vnd vernünfftige Werck thun kan oder sol / Denn darzu hat Gott der Allmechtige das Menschliche Wesen / das ist / Leib vnd Seel erschaffen. Denn die Erbsünde ist keine Creatur Gottes / von Gott also zu wircken geschaffen vnd be- Fürs ander / Die ander proposition / wird listiglich gesetzt. Aber höre lieber Irenee / Ein Accidens wircket Sünde / also nemlich / das es das wirckẽ des wesens verderbt / wie eine Kranckheit einen Leib reitzet etwas zu thun / das nicht recht ist / Als einer dem seine sinne verrücket / thut vnd wircket mit den gliedern / Aber die Kranckheit oder tollerey machet / das viel böses geschicht. Der 4. Strohewisch. 1. Die Erbsünde ist ein Brunquel vnd wirckliche vrsache daraus alle wirckliche Sünden der Menschen entspringen. 2. Accidens ist nicht ein vrsprung aller anderer Sünden. 3. Darumb ist die Erbsände nicht ein Accidens. Antwort. Hie hastu abermal einen verwirreten Strohewisch / mit faulen eyern zusamen verbunden. Denn was die Maiorene oder erste proposition angehet / ist es eine Synecdochica oratio, das ist / sie mus begreiffen die Erb sünde als die böse seuche / Kranckheit vnd verderbung / vnd zu gleich das subiectum in quo habitat, das ist den Menschen / darin sie wohnet. Denn die Erbsünde nur für sich alleine / kan nicht wircken / wie ein febris / wenn es nicht im Mensch lichen Leibe ist / nicht kan brennen. Aber wenn die Erbsünde in dem wesen des Menschen ist / so ist sie eine grausame bosheit. Nun ist die Erbsünde ja nicht von Gott geschaffen das sie gedencken / vrteilen / reden / sehen / hören / stehen / gehen / vnd vernünfftige Werck thun kan oder sol / Denn darzu hat Gott der Allmechtige das Menschliche Wesen / das ist / Leib vnd Seel erschaffen. Denn die Erbsünde ist keine Creatur Gottes / von Gott also zu wircken geschaffen vnd be- <TEI> <text> <body> <div> <pb facs="#f0121"/> <p>Fürs ander / Die ander proposition / wird listiglich gesetzt. 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Fürs ander / Die ander proposition / wird listiglich gesetzt. Aber höre lieber Irenee / Ein Accidens wircket Sünde / also nemlich / das es das wirckẽ des wesens verderbt / wie eine Kranckheit einen Leib reitzet etwas zu thun / das nicht recht ist / Als einer dem seine sinne verrücket / thut vnd wircket mit den gliedern / Aber die Kranckheit oder tollerey machet / das viel böses geschicht.
Der 4. Strohewisch.
1. Die Erbsünde ist ein Brunquel vnd wirckliche vrsache daraus alle wirckliche Sünden der Menschen entspringen.
2. Accidens ist nicht ein vrsprung aller anderer Sünden.
3. Darumb ist die Erbsände nicht ein Accidens.
Antwort. Hie hastu abermal einen verwirreten Strohewisch / mit faulen eyern zusamen verbunden.
Denn was die Maiorene oder erste proposition angehet / ist es eine Synecdochica oratio, das ist / sie mus begreiffen die Erb sünde als die böse seuche / Kranckheit vnd verderbung / vnd zu gleich das subiectum in quo habitat, das ist den Menschen / darin sie wohnet. Denn die Erbsünde nur für sich alleine / kan nicht wircken / wie ein febris / wenn es nicht im Mensch lichen Leibe ist / nicht kan brennen. Aber wenn die Erbsünde in dem wesen des Menschen ist / so ist sie eine grausame bosheit. Nun ist die Erbsünde ja nicht von Gott geschaffen das sie gedencken / vrteilen / reden / sehen / hören / stehen / gehen / vnd vernünfftige Werck thun kan oder sol / Denn darzu hat Gott der Allmechtige das Menschliche Wesen / das ist / Leib vnd Seel erschaffen. Denn die Erbsünde ist keine Creatur Gottes / von Gott also zu wircken geschaffen vnd be-
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Zitationshilfe: | Kirchner, Timotheus: Vom Flickwercke M. Irenaei, Wie gar ungereimpt, wider Gottes Wort und den Catechissmum Lutheri, er sich unterstehet zubeschönen, der Manichaeer Schwermerey. Jena, 1572, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kirchner_flickwercke_1572/121>, abgerufen am 16.07.2024. |