Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Der Bürgerwall. Ritterthum kann nimmer heißen Sichrer Wall um's Königshaus, Seit ihr Kleid von Stahl und Eisen Zogen alle Ritter aus. Seit sie tragen mit Behagen Schlüssel an der Schwerterstatt, Seit sie mit der Feder wagen Sich in's Feld, in's Zeitungsblatt. Seit statt fester Burgeshallen, Hölzern steht im Thal ihr Haus, Seit sie leicht und luftig wallen, Ist es mit den Rittern aus. Was noch scheint, ist Glühwurms Schimmer In verwittert' Stein und Moos. Jener Wall, der liegt in Trümmer, Doch ein andrer wölbt sich groß. Bürgerthum ist der geheißen, Schließt sich fest um's Königshaus. -- Heil! in solchem Wall von Eisen Hält es jeden Donner aus. Der Buͤrgerwall. Ritterthum kann nimmer heißen Sichrer Wall um's Koͤnigshaus, Seit ihr Kleid von Stahl und Eiſen Zogen alle Ritter aus. Seit ſie tragen mit Behagen Schluͤſſel an der Schwerterſtatt, Seit ſie mit der Feder wagen Sich in's Feld, in's Zeitungsblatt. Seit ſtatt feſter Burgeshallen, Hoͤlzern ſteht im Thal ihr Haus, Seit ſie leicht und luftig wallen, Iſt es mit den Rittern aus. Was noch ſcheint, iſt Gluͤhwurms Schimmer In verwittert' Stein und Moos. Jener Wall, der liegt in Truͤmmer, Doch ein andrer woͤlbt ſich groß. Buͤrgerthum iſt der geheißen, Schließt ſich feſt um's Koͤnigshaus. — Heil! in ſolchem Wall von Eiſen Haͤlt es jeden Donner aus. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0096" n="84"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">Der Buͤrgerwall</hi>.</head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Ritterthum kann nimmer heißen</l><lb/> <l>Sichrer Wall um's Koͤnigshaus,</l><lb/> <l>Seit ihr Kleid von Stahl und Eiſen</l><lb/> <l>Zogen alle Ritter aus.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Seit ſie tragen mit Behagen</l><lb/> <l>Schluͤſſel an der Schwerterſtatt,</l><lb/> <l>Seit ſie mit der Feder wagen</l><lb/> <l>Sich in's Feld, in's Zeitungsblatt.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Seit ſtatt feſter Burgeshallen,</l><lb/> <l>Hoͤlzern ſteht im Thal ihr Haus,</l><lb/> <l>Seit ſie leicht und luftig wallen,</l><lb/> <l>Iſt es mit den Rittern aus.</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Was noch ſcheint, iſt Gluͤhwurms Schimmer</l><lb/> <l>In verwittert' Stein und Moos.</l><lb/> <l>Jener Wall, der liegt in Truͤmmer,</l><lb/> <l>Doch ein andrer woͤlbt ſich groß.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Buͤrgerthum iſt der geheißen,</l><lb/> <l>Schließt ſich feſt um's Koͤnigshaus. —</l><lb/> <l>Heil! in ſolchem Wall von Eiſen</l><lb/> <l>Haͤlt es jeden Donner aus.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [84/0096]
Der Buͤrgerwall.
Ritterthum kann nimmer heißen
Sichrer Wall um's Koͤnigshaus,
Seit ihr Kleid von Stahl und Eiſen
Zogen alle Ritter aus.
Seit ſie tragen mit Behagen
Schluͤſſel an der Schwerterſtatt,
Seit ſie mit der Feder wagen
Sich in's Feld, in's Zeitungsblatt.
Seit ſtatt feſter Burgeshallen,
Hoͤlzern ſteht im Thal ihr Haus,
Seit ſie leicht und luftig wallen,
Iſt es mit den Rittern aus.
Was noch ſcheint, iſt Gluͤhwurms Schimmer
In verwittert' Stein und Moos.
Jener Wall, der liegt in Truͤmmer,
Doch ein andrer woͤlbt ſich groß.
Buͤrgerthum iſt der geheißen,
Schließt ſich feſt um's Koͤnigshaus. —
Heil! in ſolchem Wall von Eiſen
Haͤlt es jeden Donner aus.
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