Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Liebesklage. Nach einem Volkslied.Schwarzes Band, o du mein Leben! Ruh' auf meinem Herzen warm; Liebe hat dich mir gegeben, Ohne dich, wie wär' ich arm! Fragt man mich, warum ich trage Dieses schwarze schlechte Band, Kann ich's nicht vor Weinen sagen: Denn es kommt von Liebeshand. So ich sollte ruhig schlafen, In dem Bettlein, kann's nicht seyn; Habe stets mit dir zu schaffen, Schwarzes Band! du liebe Pein! So ich sollte zu mir nehmen, Etwas Speise oder Trank, Kann ich nicht vor lauter Grämen Sagen Dank: denn ich bin krank. Krank seyn, es nicht dürfen klagen, Ist wohl eine schwere Pein; Lieben, es nicht dürfen sagen, Muß ein hartes Lieben seyn! Liebesklage. Nach einem Volkslied.Schwarzes Band, o du mein Leben! Ruh' auf meinem Herzen warm; Liebe hat dich mir gegeben, Ohne dich, wie waͤr' ich arm! Fragt man mich, warum ich trage Dieſes ſchwarze ſchlechte Band, Kann ich's nicht vor Weinen ſagen: Denn es kommt von Liebeshand. So ich ſollte ruhig ſchlafen, In dem Bettlein, kann's nicht ſeyn; Habe ſtets mit dir zu ſchaffen, Schwarzes Band! du liebe Pein! So ich ſollte zu mir nehmen, Etwas Speiſe oder Trank, Kann ich nicht vor lauter Graͤmen Sagen Dank: denn ich bin krank. Krank ſeyn, es nicht duͤrfen klagen, Iſt wohl eine ſchwere Pein; Lieben, es nicht duͤrfen ſagen, Muß ein hartes Lieben ſeyn! <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0089" n="77"/> <lg type="poem"> <head> <hi rendition="#g">Liebesklage.</hi> </head><lb/> <l> <hi rendition="#c"><hi rendition="#g">Nach einem Volkslied</hi>.</hi> </l><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Schwarzes Band, o du mein Leben!</l><lb/> <l>Ruh' auf meinem Herzen warm;</l><lb/> <l>Liebe hat dich mir gegeben,</l><lb/> <l>Ohne dich, wie waͤr' ich arm!</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Fragt man mich, warum ich trage</l><lb/> <l>Dieſes ſchwarze ſchlechte Band,</l><lb/> <l>Kann ich's nicht vor Weinen ſagen:</l><lb/> <l>Denn es kommt von Liebeshand.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>So ich ſollte ruhig ſchlafen,</l><lb/> <l>In dem Bettlein, kann's nicht ſeyn;</l><lb/> <l>Habe ſtets mit dir zu ſchaffen,</l><lb/> <l>Schwarzes Band! du liebe Pein!</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>So ich ſollte zu mir nehmen,</l><lb/> <l>Etwas Speiſe oder Trank,</l><lb/> <l>Kann ich nicht vor lauter Graͤmen</l><lb/> <l>Sagen Dank: denn ich bin krank.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Krank ſeyn, es nicht duͤrfen klagen,</l><lb/> <l>Iſt wohl eine ſchwere Pein;</l><lb/> <l>Lieben, es nicht duͤrfen ſagen,</l><lb/> <l>Muß ein hartes Lieben ſeyn!</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [77/0089]
Liebesklage.
Nach einem Volkslied.
Schwarzes Band, o du mein Leben!
Ruh' auf meinem Herzen warm;
Liebe hat dich mir gegeben,
Ohne dich, wie waͤr' ich arm!
Fragt man mich, warum ich trage
Dieſes ſchwarze ſchlechte Band,
Kann ich's nicht vor Weinen ſagen:
Denn es kommt von Liebeshand.
So ich ſollte ruhig ſchlafen,
In dem Bettlein, kann's nicht ſeyn;
Habe ſtets mit dir zu ſchaffen,
Schwarzes Band! du liebe Pein!
So ich ſollte zu mir nehmen,
Etwas Speiſe oder Trank,
Kann ich nicht vor lauter Graͤmen
Sagen Dank: denn ich bin krank.
Krank ſeyn, es nicht duͤrfen klagen,
Iſt wohl eine ſchwere Pein;
Lieben, es nicht duͤrfen ſagen,
Muß ein hartes Lieben ſeyn!
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