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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Trost.

So lang noch Berg und Thale blüh'n,
Durch sie melodisch Flüsse zieh'n,
Ein Vogel hoch im Blauen schwebt,
Goldähren licht im Westhauch wallen,
Gebirge steh'n, Alphörner schallen,
Hat diese Welt nicht ausgelebt.
Und was die Menschen thun und treiben
Ob frey sie oder Knechte bleiben,
Dem Frühling gräbt es sich nicht ein.
Kein Treiber bringt mich je in Zweifel,
Ist er ein Teufel aller Teufel --
Er ändert nicht der Sonne Schein.

Troſt.

So lang noch Berg und Thale bluͤh'n,
Durch ſie melodiſch Fluͤſſe zieh'n,
Ein Vogel hoch im Blauen ſchwebt,
Goldaͤhren licht im Weſthauch wallen,
Gebirge ſteh'n, Alphoͤrner ſchallen,
Hat dieſe Welt nicht ausgelebt.
Und was die Menſchen thun und treiben
Ob frey ſie oder Knechte bleiben,
Dem Fruͤhling graͤbt es ſich nicht ein.
Kein Treiber bringt mich je in Zweifel,
Iſt er ein Teufel aller Teufel —
Er aͤndert nicht der Sonne Schein.

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[76/0088] Troſt. So lang noch Berg und Thale bluͤh'n, Durch ſie melodiſch Fluͤſſe zieh'n, Ein Vogel hoch im Blauen ſchwebt, Goldaͤhren licht im Weſthauch wallen, Gebirge ſteh'n, Alphoͤrner ſchallen, Hat dieſe Welt nicht ausgelebt. Und was die Menſchen thun und treiben Ob frey ſie oder Knechte bleiben, Dem Fruͤhling graͤbt es ſich nicht ein. Kein Treiber bringt mich je in Zweifel, Iſt er ein Teufel aller Teufel — Er aͤndert nicht der Sonne Schein.

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 76. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/88>, abgerufen am 27.04.2024.