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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Alphorn.

Ein Alphorn hör' ich schallen,
Das mich von hinnen ruft;
Tönt es aus wald'gen Hallen?
Tönt es aus blauer Luft?
Tönt es von Bergeshöhe?
Aus blumenreichem Thal?
Wo ich nur steh' und gehe,
Hör' ich's in süßer Quaal.
Bei Spiel und frohem Reigen,
Einsam mit mir allein,
Tönt's, ohne je zu schweigen,
Tönt tief in's Herz hinein.
Noch nie hab' ich gefunden
Den Ort, woher es schallt,
Und nimmer wird gesunden
Dieß Herz, bis es verhallt.

Alphorn.

Ein Alphorn hoͤr' ich ſchallen,
Das mich von hinnen ruft;
Toͤnt es aus wald'gen Hallen?
Toͤnt es aus blauer Luft?
Toͤnt es von Bergeshoͤhe?
Aus blumenreichem Thal?
Wo ich nur ſteh' und gehe,
Hoͤr' ich's in ſuͤßer Quaal.
Bei Spiel und frohem Reigen,
Einſam mit mir allein,
Toͤnt's, ohne je zu ſchweigen,
Toͤnt tief in's Herz hinein.
Noch nie hab' ich gefunden
Den Ort, woher es ſchallt,
Und nimmer wird geſunden
Dieß Herz, bis es verhallt.

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[60/0072] Alphorn. Ein Alphorn hoͤr' ich ſchallen, Das mich von hinnen ruft; Toͤnt es aus wald'gen Hallen? Toͤnt es aus blauer Luft? Toͤnt es von Bergeshoͤhe? Aus blumenreichem Thal? Wo ich nur ſteh' und gehe, Hoͤr' ich's in ſuͤßer Quaal. Bei Spiel und frohem Reigen, Einſam mit mir allein, Toͤnt's, ohne je zu ſchweigen, Toͤnt tief in's Herz hinein. Noch nie hab' ich gefunden Den Ort, woher es ſchallt, Und nimmer wird geſunden Dieß Herz, bis es verhallt.

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/72>, abgerufen am 28.04.2024.