Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.
Alles führet er von hier: Und er sprach's und war verschieden, Jene aber rührt es nicht; Doch er gieng zum ew'gen Frieden, Jene, wie zum Hochgericht, Treibt es in der Welt Getümmel, Nach der Hölle, fern dem Himmel. Und gebuhlet und geschwärmet Ward es wieder lange Jahr, Andrer Noth sie nie gehärmet, Keinem greiser ward das Haar. Lust'ge Brüder! habt nicht Zweifel: Eine Mähr' ist Gott und Teufel. Einst als Mitternacht gekommen Kehrten taumelnd sie vom Schmaus, Horch! da tönt Gesang der Frommen Aus dem nahen Gotteshaus. Lasset euer Bell'n, ihr Hunde! Schreyen sie aus Satans Munde. Stürzen, die verruchten Wichte,
Brüllend durch das heilge Thor, Aber wie zum Weltgerichte Tönet hier der ernste Chor: Dies irae dies illa Solvet secla in favilla.
Alles fuͤhret er von hier: Und er ſprach's und war verſchieden, Jene aber ruͤhrt es nicht; Doch er gieng zum ew'gen Frieden, Jene, wie zum Hochgericht, Treibt es in der Welt Getuͤmmel, Nach der Hoͤlle, fern dem Himmel. Und gebuhlet und geſchwaͤrmet Ward es wieder lange Jahr, Andrer Noth ſie nie gehaͤrmet, Keinem greiſer ward das Haar. Luſt'ge Bruͤder! habt nicht Zweifel: Eine Maͤhr' iſt Gott und Teufel. Einſt als Mitternacht gekommen Kehrten taumelnd ſie vom Schmaus, Horch! da toͤnt Geſang der Frommen Aus dem nahen Gotteshaus. Laſſet euer Bell'n, ihr Hunde! Schreyen ſie aus Satans Munde. Stuͤrzen, die verruchten Wichte,
Bruͤllend durch das heilge Thor, Aber wie zum Weltgerichte Toͤnet hier der ernſte Chor: Dies irae dies illa Solvet secla in favilla. <TEI> <text> <body> <lg type="poem"> <lg n="4"> <l> <pb facs="#f0021" n="9"/> </l> <l>Alles fuͤhret er von hier:</l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Dies irae dies illa</hi> </l><lb/> <l><hi rendition="#aq">Solvet secla in favilla</hi>.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Und er ſprach's und war verſchieden,</l><lb/> <l>Jene aber ruͤhrt es nicht;</l><lb/> <l>Doch er gieng zum ew'gen Frieden,</l><lb/> <l>Jene, wie zum Hochgericht,</l><lb/> <l>Treibt es in der Welt Getuͤmmel,</l><lb/> <l>Nach der Hoͤlle, fern dem Himmel.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und gebuhlet und geſchwaͤrmet</l><lb/> <l>Ward es wieder lange Jahr,</l><lb/> <l>Andrer Noth ſie nie gehaͤrmet,</l><lb/> <l>Keinem greiſer ward das Haar.</l><lb/> <l>Luſt'ge Bruͤder! habt nicht Zweifel:</l><lb/> <l>Eine Maͤhr' iſt Gott und Teufel.</l> </lg><lb/> <lg n="7"> <l>Einſt als Mitternacht gekommen</l><lb/> <l>Kehrten taumelnd ſie vom Schmaus,</l><lb/> <l>Horch! da toͤnt Geſang der Frommen</l><lb/> <l>Aus dem nahen Gotteshaus.</l><lb/> <l>Laſſet euer Bell'n, ihr Hunde!</l><lb/> <l>Schreyen ſie aus Satans Munde.</l> </lg><lb/> <lg n="8"> <l>Stuͤrzen, die verruchten Wichte,</l><lb/> <l>Bruͤllend durch das heilge Thor,</l><lb/> <l>Aber wie zum Weltgerichte</l><lb/> <l>Toͤnet hier der ernſte Chor:</l><lb/> <l> <hi rendition="#aq">Dies irae dies illa</hi> </l><lb/> <l><hi rendition="#aq">Solvet secla in favilla</hi>.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </body> </text> </TEI> [9/0021]
Alles fuͤhret er von hier:
Dies irae dies illa
Solvet secla in favilla.
Und er ſprach's und war verſchieden,
Jene aber ruͤhrt es nicht;
Doch er gieng zum ew'gen Frieden,
Jene, wie zum Hochgericht,
Treibt es in der Welt Getuͤmmel,
Nach der Hoͤlle, fern dem Himmel.
Und gebuhlet und geſchwaͤrmet
Ward es wieder lange Jahr,
Andrer Noth ſie nie gehaͤrmet,
Keinem greiſer ward das Haar.
Luſt'ge Bruͤder! habt nicht Zweifel:
Eine Maͤhr' iſt Gott und Teufel.
Einſt als Mitternacht gekommen
Kehrten taumelnd ſie vom Schmaus,
Horch! da toͤnt Geſang der Frommen
Aus dem nahen Gotteshaus.
Laſſet euer Bell'n, ihr Hunde!
Schreyen ſie aus Satans Munde.
Stuͤrzen, die verruchten Wichte,
Bruͤllend durch das heilge Thor,
Aber wie zum Weltgerichte
Toͤnet hier der ernſte Chor:
Dies irae dies illa
Solvet secla in favilla.
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