Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.Darum fülle, blaues Auge! Dich fortan nicht mehr mit Thränen, Lass' allein mein dunkles Auge Still umwölkt in Thränen steh'n. Darum blicke, blaues Auge! Nimmer trübe an den Himmel, Sieh! sonst blickt er wieder trüb. Und wohin kann ich noch schauen, Als gen Himmel, wenn ich nimmer In dein Auge schauen kann? 3. Blick aus deinem Fenster, Liebe! Schaue über die blauen Berge: Denn dort will ich an den Himmel Dir ein licht' Gemälde malen. Steigen aus der Näh' und Ferne Hohe Berge an den Himmel, Stürzen helle, kühle Quellen In ein blumigt, grünes Thal. Stüzt der Wanderer im Thale
Auf den Stab sich, einzuathmen Jugend, Freiheit, Liebe, Kraft. Darum fuͤlle, blaues Auge! Dich fortan nicht mehr mit Thraͤnen, Laſſ' allein mein dunkles Auge Still umwoͤlkt in Thraͤnen ſteh'n. Darum blicke, blaues Auge! Nimmer truͤbe an den Himmel, Sieh! ſonſt blickt er wieder truͤb. Und wohin kann ich noch ſchauen, Als gen Himmel, wenn ich nimmer In dein Auge ſchauen kann? 3. Blick aus deinem Fenſter, Liebe! Schaue uͤber die blauen Berge: Denn dort will ich an den Himmel Dir ein licht' Gemaͤlde malen. Steigen aus der Naͤh' und Ferne Hohe Berge an den Himmel, Stuͤrzen helle, kuͤhle Quellen In ein blumigt, gruͤnes Thal. Stuͤzt der Wanderer im Thale
Auf den Stab ſich, einzuathmen Jugend, Freiheit, Liebe, Kraft. <TEI> <text> <body> <lg type="poem"> <lg type="poem" n="2"> <l> <pb facs="#f0203" n="191"/> </l> <lg n="4"> <l>Darum fuͤlle, blaues Auge!</l><lb/> <l>Dich fortan nicht mehr mit Thraͤnen,</l><lb/> <l>Laſſ' allein mein dunkles Auge</l><lb/> <l>Still umwoͤlkt in Thraͤnen ſteh'n.</l> </lg><lb/> <lg n="5"> <l>Darum blicke, blaues Auge!</l><lb/> <l>Nimmer truͤbe an den Himmel,</l><lb/> <l>Sieh! ſonſt blickt er wieder truͤb.</l> </lg><lb/> <lg n="6"> <l>Und wohin kann ich noch ſchauen,</l><lb/> <l>Als gen Himmel, wenn ich nimmer</l><lb/> <l>In dein Auge ſchauen kann?</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem" n="3"> <head>3.</head><lb/> <lg n="1"> <l>Blick aus deinem Fenſter, Liebe!</l><lb/> <l>Schaue uͤber die blauen Berge:</l><lb/> <l>Denn dort will ich an den Himmel</l><lb/> <l>Dir ein licht' Gemaͤlde malen.</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Steigen aus der Naͤh' und Ferne</l><lb/> <l>Hohe Berge an den Himmel,</l><lb/> <l>Stuͤrzen helle, kuͤhle Quellen</l><lb/> <l>In ein blumigt, gruͤnes Thal.</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Stuͤzt der Wanderer im Thale</l><lb/> <l>Auf den Stab ſich, einzuathmen</l><lb/> <l>Jugend, Freiheit, Liebe, Kraft.</l> </lg><lb/> <l> </l> </lg> </lg> </body> </text> </TEI> [191/0203]
Darum fuͤlle, blaues Auge!
Dich fortan nicht mehr mit Thraͤnen,
Laſſ' allein mein dunkles Auge
Still umwoͤlkt in Thraͤnen ſteh'n.
Darum blicke, blaues Auge!
Nimmer truͤbe an den Himmel,
Sieh! ſonſt blickt er wieder truͤb.
Und wohin kann ich noch ſchauen,
Als gen Himmel, wenn ich nimmer
In dein Auge ſchauen kann?
3.
Blick aus deinem Fenſter, Liebe!
Schaue uͤber die blauen Berge:
Denn dort will ich an den Himmel
Dir ein licht' Gemaͤlde malen.
Steigen aus der Naͤh' und Ferne
Hohe Berge an den Himmel,
Stuͤrzen helle, kuͤhle Quellen
In ein blumigt, gruͤnes Thal.
Stuͤzt der Wanderer im Thale
Auf den Stab ſich, einzuathmen
Jugend, Freiheit, Liebe, Kraft.
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Zitationshilfe: | Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 191. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/203>, abgerufen am 16.07.2024. |