Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.An Rosamund. Sommers, wann die Lilien blühen, Nelk' und Rose duftend glühen, Mägdlein durch die Gärten wallen, Schön begrüßt von Nachtigallen: Steh' ich wol am fernen Meere -- Aber auf der öden Leere Wird dein Garten mir erblühen, Werden deine Rosen glühen; Werden sich die blauen Wellen Mir zu euren Bergen schwellen, Werd' ich eure Thäler, Auen Blühend in der Tief' erschauen, Und dann zieht wol banges Sehnen Mich darnieder, und mit Thränen Will ich sinken in die Rosen; -- Aber rings nur Wellen tosen. An Roſamund. Sommers, wann die Lilien bluͤhen, Nelk' und Roſe duftend gluͤhen, Maͤgdlein durch die Gaͤrten wallen, Schoͤn begruͤßt von Nachtigallen: Steh' ich wol am fernen Meere — Aber auf der oͤden Leere Wird dein Garten mir erbluͤhen, Werden deine Roſen gluͤhen; Werden ſich die blauen Wellen Mir zu euren Bergen ſchwellen, Werd' ich eure Thaͤler, Auen Bluͤhend in der Tief' erſchauen, Und dann zieht wol banges Sehnen Mich darnieder, und mit Thraͤnen Will ich ſinken in die Roſen; — Aber rings nur Wellen toſen. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0154" n="142"/> <lg type="poem"> <head><hi rendition="#g">An Roſamund</hi>.</head><lb/> <l> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </l> <lg n="1"> <l>Sommers, wann die Lilien bluͤhen,</l><lb/> <l>Nelk' und Roſe duftend gluͤhen,</l><lb/> <l>Maͤgdlein durch die Gaͤrten wallen,</l><lb/> <l>Schoͤn begruͤßt von Nachtigallen:</l> </lg><lb/> <lg n="2"> <l>Steh' ich wol am fernen Meere —</l><lb/> <l>Aber auf der oͤden Leere</l><lb/> <l>Wird dein Garten mir erbluͤhen,</l><lb/> <l>Werden deine Roſen gluͤhen;</l> </lg><lb/> <lg n="3"> <l>Werden ſich die blauen Wellen</l><lb/> <l>Mir zu euren Bergen ſchwellen,</l><lb/> <l>Werd' ich eure Thaͤler, Auen</l><lb/> <l>Bluͤhend in der Tief' erſchauen,</l> </lg><lb/> <lg n="4"> <l>Und dann zieht wol banges Sehnen</l><lb/> <l>Mich darnieder, und mit Thraͤnen</l><lb/> <l>Will ich ſinken in die Roſen; —</l><lb/> <l>Aber rings nur Wellen toſen.</l> </lg> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </body> </text> </TEI> [142/0154]
An Roſamund.
Sommers, wann die Lilien bluͤhen,
Nelk' und Roſe duftend gluͤhen,
Maͤgdlein durch die Gaͤrten wallen,
Schoͤn begruͤßt von Nachtigallen:
Steh' ich wol am fernen Meere —
Aber auf der oͤden Leere
Wird dein Garten mir erbluͤhen,
Werden deine Roſen gluͤhen;
Werden ſich die blauen Wellen
Mir zu euren Bergen ſchwellen,
Werd' ich eure Thaͤler, Auen
Bluͤhend in der Tief' erſchauen,
Und dann zieht wol banges Sehnen
Mich darnieder, und mit Thraͤnen
Will ich ſinken in die Roſen; —
Aber rings nur Wellen toſen.
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