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Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

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Auf Rosas Tod im Herbst.

Wie waren Ros' und Lilie deine Freude,
Und all' die Kinder stiller Blumenauen!
Warst selbsten eine Rose anzuschauen,
Einfach erblüht auf dufterfüllter Haide.
O Blume in der Unschuld holdem Kleide!
O zartes Bildniß lieber deutscher Frauen!
Mit andern Blumen, angeweht von rauhen
Herbstlüften, schiedest du, weh! uns zum Leide!
Wohl kommt der Lenz mit neuen Blumen wieder,
Doch solche Blumen bringt er, ach nur selten!
Und ihre Blüthe ist von kurzer Dauer.
Aus seel'gen Sternen trägt er sie hernieder,
Entkeimt dem Morgenrothe bessrer Welten,
Erstickt sie bald der Erde kalter Schauer.

Auf Roſas Tod im Herbſt.

Wie waren Ros' und Lilie deine Freude,
Und all' die Kinder ſtiller Blumenauen!
Warſt ſelbſten eine Roſe anzuſchauen,
Einfach erbluͤht auf dufterfuͤllter Haide.
O Blume in der Unſchuld holdem Kleide!
O zartes Bildniß lieber deutſcher Frauen!
Mit andern Blumen, angeweht von rauhen
Herbſtluͤften, ſchiedeſt du, weh! uns zum Leide!
Wohl kommt der Lenz mit neuen Blumen wieder,
Doch ſolche Blumen bringt er, ach nur ſelten!
Und ihre Bluͤthe iſt von kurzer Dauer.
Aus ſeel'gen Sternen traͤgt er ſie hernieder,
Entkeimt dem Morgenrothe beſſrer Welten,
Erſtickt ſie bald der Erde kalter Schauer.

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[116/0128] Auf Roſas Tod im Herbſt. Wie waren Ros' und Lilie deine Freude, Und all' die Kinder ſtiller Blumenauen! Warſt ſelbſten eine Roſe anzuſchauen, Einfach erbluͤht auf dufterfuͤllter Haide. O Blume in der Unſchuld holdem Kleide! O zartes Bildniß lieber deutſcher Frauen! Mit andern Blumen, angeweht von rauhen Herbſtluͤften, ſchiedeſt du, weh! uns zum Leide! Wohl kommt der Lenz mit neuen Blumen wieder, Doch ſolche Blumen bringt er, ach nur ſelten! Und ihre Bluͤthe iſt von kurzer Dauer. Aus ſeel'gen Sternen traͤgt er ſie hernieder, Entkeimt dem Morgenrothe beſſrer Welten, Erſtickt ſie bald der Erde kalter Schauer.

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Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/128>, abgerufen am 05.05.2024.