Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.3 Du strebtest oft, ein herzlich Kind, mit Thränen Zurück zur süßen Heimat, zu den Lieben, Die fern in Kampf und Sturm Dich mußten wähnen, Indessen sie im sichern Port geblieben. Du treues Herz! nun ist erfüllt dein Sehnen, Mein Auge soll fortan sich nimmer trüben; Hast deine Heimat nun, bist nun bei jenen, An die du weinend Gruß und Kuß geschrieben. Im Morgenroth seh' ich verklärt dich wallen, Wo Sterne durch den Dom des Himmels ziehen, Du gehst mit mir durch stille Au'n und Haine. Oft hör' ich deine liebe Stimme schallen, Fühl' deinen Kuß auf meinen Lippen glühen, Seh' dich mitleidig lächeln, wenn ich weine. J. Kerners Gedichte. 8
3 Du ſtrebteſt oft, ein herzlich Kind, mit Thraͤnen Zuruͤck zur ſuͤßen Heimat, zu den Lieben, Die fern in Kampf und Sturm Dich mußten waͤhnen, Indeſſen ſie im ſichern Port geblieben. Du treues Herz! nun iſt erfuͤllt dein Sehnen, Mein Auge ſoll fortan ſich nimmer truͤben; Haſt deine Heimat nun, biſt nun bei jenen, An die du weinend Gruß und Kuß geſchrieben. Im Morgenroth ſeh' ich verklaͤrt dich wallen, Wo Sterne durch den Dom des Himmels ziehen, Du gehſt mit mir durch ſtille Au'n und Haine. Oft hoͤr' ich deine liebe Stimme ſchallen, Fuͤhl' deinen Kuß auf meinen Lippen gluͤhen, Seh' dich mitleidig laͤcheln, wenn ich weine. J. Kerners Gedichte. 8
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Du ſtrebteſt oft, ein herzlich Kind, mit Thraͤnen
Zuruͤck zur ſuͤßen Heimat, zu den Lieben,
Die fern in Kampf und Sturm Dich mußten waͤhnen,
Indeſſen ſie im ſichern Port geblieben.
Du treues Herz! nun iſt erfuͤllt dein Sehnen,
Mein Auge ſoll fortan ſich nimmer truͤben;
Haſt deine Heimat nun, biſt nun bei jenen,
An die du weinend Gruß und Kuß geſchrieben.
Im Morgenroth ſeh' ich verklaͤrt dich wallen,
Wo Sterne durch den Dom des Himmels ziehen,
Du gehſt mit mir durch ſtille Au'n und Haine.
Oft hoͤr' ich deine liebe Stimme ſchallen,
Fuͤhl' deinen Kuß auf meinen Lippen gluͤhen,
Seh' dich mitleidig laͤcheln, wenn ich weine.
J. Kerners Gedichte. 8
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Zitationshilfe: | Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/125>, abgerufen am 16.07.2024. |