Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826.

Bild:
<< vorherige Seite
3
Du strebtest oft, ein herzlich Kind, mit Thränen
Zurück zur süßen Heimat, zu den Lieben,
Die fern in Kampf und Sturm Dich mußten wähnen,
Indessen sie im sichern Port geblieben.
Du treues Herz! nun ist erfüllt dein Sehnen,
Mein Auge soll fortan sich nimmer trüben;
Hast deine Heimat nun, bist nun bei jenen,
An die du weinend Gruß und Kuß geschrieben.
Im Morgenroth seh' ich verklärt dich wallen,
Wo Sterne durch den Dom des Himmels ziehen,
Du gehst mit mir durch stille Au'n und Haine.
Oft hör' ich deine liebe Stimme schallen,
Fühl' deinen Kuß auf meinen Lippen glühen,
Seh' dich mitleidig lächeln, wenn ich weine.


J. Kerners Gedichte. 8
3
Du ſtrebteſt oft, ein herzlich Kind, mit Thraͤnen
Zuruͤck zur ſuͤßen Heimat, zu den Lieben,
Die fern in Kampf und Sturm Dich mußten waͤhnen,
Indeſſen ſie im ſichern Port geblieben.
Du treues Herz! nun iſt erfuͤllt dein Sehnen,
Mein Auge ſoll fortan ſich nimmer truͤben;
Haſt deine Heimat nun, biſt nun bei jenen,
An die du weinend Gruß und Kuß geſchrieben.
Im Morgenroth ſeh' ich verklaͤrt dich wallen,
Wo Sterne durch den Dom des Himmels ziehen,
Du gehſt mit mir durch ſtille Au'n und Haine.
Oft hoͤr' ich deine liebe Stimme ſchallen,
Fuͤhl' deinen Kuß auf meinen Lippen gluͤhen,
Seh' dich mitleidig laͤcheln, wenn ich weine.


J. Kerners Gedichte. 8
<TEI>
  <text>
    <body>
      <lg type="poem">
        <pb facs="#f0125" n="113"/>
        <lg type="poem" n="3">
          <head>3</head><lb/>
          <lg n="1">
            <l>Du &#x017F;trebte&#x017F;t oft, ein herzlich Kind, mit Thra&#x0364;nen</l><lb/>
            <l>Zuru&#x0364;ck zur &#x017F;u&#x0364;ßen Heimat, zu den Lieben,</l><lb/>
            <l>Die fern in Kampf und Sturm Dich mußten wa&#x0364;hnen,</l><lb/>
            <l>Inde&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ie im &#x017F;ichern Port geblieben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="2">
            <l>Du treues Herz! nun i&#x017F;t erfu&#x0364;llt dein Sehnen,</l><lb/>
            <l>Mein Auge &#x017F;oll fortan &#x017F;ich nimmer tru&#x0364;ben;</l><lb/>
            <l>Ha&#x017F;t deine Heimat nun, bi&#x017F;t nun bei jenen,</l><lb/>
            <l>An die du weinend Gruß und Kuß ge&#x017F;chrieben.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="3">
            <l>Im Morgenroth &#x017F;eh' ich verkla&#x0364;rt dich wallen,</l><lb/>
            <l>Wo Sterne durch den Dom des Himmels ziehen,</l><lb/>
            <l>Du geh&#x017F;t mit mir durch &#x017F;tille Au'n und Haine.</l>
          </lg><lb/>
          <lg n="4">
            <l>Oft ho&#x0364;r' ich deine liebe Stimme &#x017F;challen,</l><lb/>
            <l>Fu&#x0364;hl' deinen Kuß auf meinen Lippen glu&#x0364;hen,</l><lb/>
            <l>Seh' dich mitleidig la&#x0364;cheln, wenn ich weine.</l>
          </lg>
        </lg>
      </lg><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <fw place="bottom" type="sig">J. Kerners Gedichte. 8</fw><lb/>
    </body>
  </text>
</TEI>
[113/0125] 3 Du ſtrebteſt oft, ein herzlich Kind, mit Thraͤnen Zuruͤck zur ſuͤßen Heimat, zu den Lieben, Die fern in Kampf und Sturm Dich mußten waͤhnen, Indeſſen ſie im ſichern Port geblieben. Du treues Herz! nun iſt erfuͤllt dein Sehnen, Mein Auge ſoll fortan ſich nimmer truͤben; Haſt deine Heimat nun, biſt nun bei jenen, An die du weinend Gruß und Kuß geſchrieben. Im Morgenroth ſeh' ich verklaͤrt dich wallen, Wo Sterne durch den Dom des Himmels ziehen, Du gehſt mit mir durch ſtille Au'n und Haine. Oft hoͤr' ich deine liebe Stimme ſchallen, Fuͤhl' deinen Kuß auf meinen Lippen gluͤhen, Seh' dich mitleidig laͤcheln, wenn ich weine. J. Kerners Gedichte. 8

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/125
Zitationshilfe: Kerner, Justinus: Gedichte. Stuttgart u. a., 1826, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerner_gedichte_1826/125>, abgerufen am 04.05.2024.