Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.Dämon etwas beantwortet oder sonst haben wollte, das nicht Auch außer dem Paroxismus, im natürlichen, ganz wa- Die magnetische Manipulation war bey ihr (und so scheint *) Man sieht das Gleiche in der Geschichte des Mädchens von Orlach.
Dämon etwas beantwortet oder ſonſt haben wollte, das nicht Auch außer dem Paroxismus, im natürlichen, ganz wa- Die magnetiſche Manipulation war bey ihr (und ſo ſcheint *) Man ſieht das Gleiche in der Geſchichte des Mädchens von Orlach.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0093" n="79"/> Dämon etwas beantwortet oder ſonſt haben wollte, das nicht<lb/> in ſeinem Sinne war und es mit Ungeſtüm forderte, ſo<lb/> daß er auf den Punkt gebracht worden war, Folge lei-<lb/> ſten zu müſſen, ſo ſagte er: „So laſſ’ ich das Luder wieder<lb/> geſcheid werden“ und damit erwachte ſie und blieb wach,<lb/> bis der Dämon ſah, daß man von der Forderung abgeſtan-<lb/> den, dann tauchte er wieder in ihr auf und ſie ſchloß die<lb/> Augen und er ſprach.</p><lb/> <p>Auch außer dem Paroxismus, im natürlichen, ganz wa-<lb/> chen Zuſtande, machte ihr der Dämon oft die furchtbarſten<lb/> Schmerzen im Leib, in den Gliedern, im Kopf, in den<lb/> Zähnen, daß dieſe Theile oft ſichtbar aufſchwollen.</p><lb/> <p>Die magnetiſche Manipulation war bey ihr (und ſo ſcheint<lb/> es bey allen Dämoniſchen zu ſeyn) nur dann von Wirkung,<lb/> wenn die Striche verkehrt, das heißt von unten nach oben<lb/> (vom entgegengeſetzten Pol) gemacht wurden, da man im<lb/> Gegentheil bey gewöhnlich Magnetiſchen ſie von oben<lb/> nach unten machen muß. Schon beym dritten Striche<lb/> kam ſie dann meiſtens in einen halbwachen Zuſtand, in dem<lb/> ſie eine Stimme, wie die eines Schutzgeiſtes, ſie tröſtend<lb/> und ihr baldige Befreyung verſprechend, hörte. Sie ſagte<lb/> in dieſem halbwachen Zuſtande: durch dieſes Magnetiſiren<lb/> werde in ihr ihr Schutzgeiſt immer mehr herbeygerufen<lb/> und der Dämon in ihr geſchwächt. Aber oft tauchte wäh-<lb/> rend des Magnetiſirens und gemeiniglich am Anfang deſ-<lb/> ſelben, der Dämon unverſehens in ihr auf, ſchrie, er laſſe<lb/> ſich nicht vertreiben, und ſtieß Schimpfreden aus. Am<lb/> Ende eines ſolchen Anfalles hörte ſie auch gemeiniglich in<lb/> ſich eine Stimme, die des Schutzgeiſtes, die dem Dämon<lb/> zu weichen befahl. Es gab ihr dann Stöße von unten<lb/> herauf und ſie erwachte. Gegen dieſen Schutzgeiſt wüthete<lb/> der Dämon ſehr oft und nannte ihn nur mit Schimpfreden.<lb/> Fragte man den Dämon, während er in ihr war, wo jetzt<lb/> der Geiſt des Weibes ſeye, ſo ſagte er: „Er iſt mit jenem<lb/> Lumpen (worunter er den Schutzgeiſt verſtand) fort.“ <note place="foot" n="*)">Man ſieht das Gleiche in der Geſchichte des Mädchens von Orlach.</note></p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [79/0093]
Dämon etwas beantwortet oder ſonſt haben wollte, das nicht
in ſeinem Sinne war und es mit Ungeſtüm forderte, ſo
daß er auf den Punkt gebracht worden war, Folge lei-
ſten zu müſſen, ſo ſagte er: „So laſſ’ ich das Luder wieder
geſcheid werden“ und damit erwachte ſie und blieb wach,
bis der Dämon ſah, daß man von der Forderung abgeſtan-
den, dann tauchte er wieder in ihr auf und ſie ſchloß die
Augen und er ſprach.
Auch außer dem Paroxismus, im natürlichen, ganz wa-
chen Zuſtande, machte ihr der Dämon oft die furchtbarſten
Schmerzen im Leib, in den Gliedern, im Kopf, in den
Zähnen, daß dieſe Theile oft ſichtbar aufſchwollen.
Die magnetiſche Manipulation war bey ihr (und ſo ſcheint
es bey allen Dämoniſchen zu ſeyn) nur dann von Wirkung,
wenn die Striche verkehrt, das heißt von unten nach oben
(vom entgegengeſetzten Pol) gemacht wurden, da man im
Gegentheil bey gewöhnlich Magnetiſchen ſie von oben
nach unten machen muß. Schon beym dritten Striche
kam ſie dann meiſtens in einen halbwachen Zuſtand, in dem
ſie eine Stimme, wie die eines Schutzgeiſtes, ſie tröſtend
und ihr baldige Befreyung verſprechend, hörte. Sie ſagte
in dieſem halbwachen Zuſtande: durch dieſes Magnetiſiren
werde in ihr ihr Schutzgeiſt immer mehr herbeygerufen
und der Dämon in ihr geſchwächt. Aber oft tauchte wäh-
rend des Magnetiſirens und gemeiniglich am Anfang deſ-
ſelben, der Dämon unverſehens in ihr auf, ſchrie, er laſſe
ſich nicht vertreiben, und ſtieß Schimpfreden aus. Am
Ende eines ſolchen Anfalles hörte ſie auch gemeiniglich in
ſich eine Stimme, die des Schutzgeiſtes, die dem Dämon
zu weichen befahl. Es gab ihr dann Stöße von unten
herauf und ſie erwachte. Gegen dieſen Schutzgeiſt wüthete
der Dämon ſehr oft und nannte ihn nur mit Schimpfreden.
Fragte man den Dämon, während er in ihr war, wo jetzt
der Geiſt des Weibes ſeye, ſo ſagte er: „Er iſt mit jenem
Lumpen (worunter er den Schutzgeiſt verſtand) fort.“ *)
*) Man ſieht das Gleiche in der Geſchichte des Mädchens von Orlach.
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