Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.und jede Sprosse ein Scheermesser wäre, so wollte ich daran Von dem besessenen Mädchen von Joachimsthal im In Horsts Dämonologie steht die Geschichte einer be- und jede Sproſſe ein Scheermeſſer wäre, ſo wollte ich daran Von dem beſeſſenen Mädchen von Joachimsthal im In Horſts Dämonologie ſteht die Geſchichte einer be- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0153" n="139"/> und jede Sproſſe ein Scheermeſſer wäre, ſo wollte ich daran<lb/> hinaufſteigen, um zu dem großen Mann (Gott) zu kommen.“</p><lb/> <p>Von dem beſeſſenen Mädchen von <hi rendition="#g">Joachimsthal</hi> im<lb/> Jahr 1559, welches auch durch Exorcismus in der Kirche<lb/> von 9 Dämonen befreit wurde, fuhr das böſe Weſen wie<lb/> ein Geſchwärm von Fliegen durchs Fenſter hinaus, nach-<lb/> dem es auch vorher um die Erlaubniß, in irgend einem<lb/> Theil der Jungfrau, wäre es auch nur ein Haar, zu blei-<lb/> ben, gebeten hatte.</p><lb/> <p>In <hi rendition="#g">Horſts Dämonologie</hi> ſteht die Geſchichte einer be-<lb/> ſeſſenen Nonne, Namens Cäcilie, von Unterzell, welche<lb/> mehr durch die Einfalt und Ungeſchicklichkeit ihres Exor-<lb/> ciſten, des Pater <hi rendition="#g">Sicard</hi>, als durch ihre Reſultate beleh-<lb/> rend iſt. Die Austreibungsverſuche dauerten vom 8. Fe-<lb/> bruar 1746 bis 30. October deſſelben Jahres, an wel-<lb/> chem Tage der Dämon, ohne die gewöhnlichen Zeichen<lb/> des Ausfahrens, zur Ruhe kam. Seine Angaben ſind<lb/> ſichtlich ein Gewebe von Lügen und ſein ganzes Beneh-<lb/> men ein wahres Poſſenſpiel, in welchem er den treu-<lb/> herzigen Pater zum Stichblatt machte. Eine Probe davon<lb/> iſt folgende: Der Pater, nachdem der Dämon die gräßlich-<lb/> ſten Blasphemieen ausgeſpieen hatte, ereiferte ſich und fuhr<lb/> ihn an: „Hölliſche Beſtie! Wer hat dich erſchaffen? A. Ich<lb/> mich ſelbſt. Pater. Wie aber kann Jemand ſich ſelbſt ſchaf-<lb/> fen? A. Ich habe es gekonnt. P. Wer hat dich von oben<lb/> herabgeſtürzt? A. Niemand. Ich mochte nicht droben blei-<lb/> ben.“ Eine Menge ähnlicher trivialer Dinge kamen in die-<lb/> ſer Geſchichte vor, welche zum Beweis dienen, daß die an-<lb/> gewandte Methode nicht die rechte iſt, und daß der Menge<lb/> exorciſtiſcher Formeln der einfache Befehl im Namen des<lb/> Herrn weit vorzuziehen iſt. In <hi rendition="#g">Henning</hi>’s Buch über<lb/> Geiſter und Geiſterſeher ſteht eine Geſchichte <hi rendition="#g">einer Frau<lb/> von Eberſtein aus Gehoven</hi>, beſchrieben vom dortigen<lb/> Prediger <hi rendition="#g">Thalemann</hi>, welche manches Aehnliche mit den<lb/> Erſcheinungen des Mädchens von Orlach darbietet. Die<lb/> Geſchichte ereignete ſich vom Oktober 1683 bis zum April<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0153]
und jede Sproſſe ein Scheermeſſer wäre, ſo wollte ich daran
hinaufſteigen, um zu dem großen Mann (Gott) zu kommen.“
Von dem beſeſſenen Mädchen von Joachimsthal im
Jahr 1559, welches auch durch Exorcismus in der Kirche
von 9 Dämonen befreit wurde, fuhr das böſe Weſen wie
ein Geſchwärm von Fliegen durchs Fenſter hinaus, nach-
dem es auch vorher um die Erlaubniß, in irgend einem
Theil der Jungfrau, wäre es auch nur ein Haar, zu blei-
ben, gebeten hatte.
In Horſts Dämonologie ſteht die Geſchichte einer be-
ſeſſenen Nonne, Namens Cäcilie, von Unterzell, welche
mehr durch die Einfalt und Ungeſchicklichkeit ihres Exor-
ciſten, des Pater Sicard, als durch ihre Reſultate beleh-
rend iſt. Die Austreibungsverſuche dauerten vom 8. Fe-
bruar 1746 bis 30. October deſſelben Jahres, an wel-
chem Tage der Dämon, ohne die gewöhnlichen Zeichen
des Ausfahrens, zur Ruhe kam. Seine Angaben ſind
ſichtlich ein Gewebe von Lügen und ſein ganzes Beneh-
men ein wahres Poſſenſpiel, in welchem er den treu-
herzigen Pater zum Stichblatt machte. Eine Probe davon
iſt folgende: Der Pater, nachdem der Dämon die gräßlich-
ſten Blasphemieen ausgeſpieen hatte, ereiferte ſich und fuhr
ihn an: „Hölliſche Beſtie! Wer hat dich erſchaffen? A. Ich
mich ſelbſt. Pater. Wie aber kann Jemand ſich ſelbſt ſchaf-
fen? A. Ich habe es gekonnt. P. Wer hat dich von oben
herabgeſtürzt? A. Niemand. Ich mochte nicht droben blei-
ben.“ Eine Menge ähnlicher trivialer Dinge kamen in die-
ſer Geſchichte vor, welche zum Beweis dienen, daß die an-
gewandte Methode nicht die rechte iſt, und daß der Menge
exorciſtiſcher Formeln der einfache Befehl im Namen des
Herrn weit vorzuziehen iſt. In Henning’s Buch über
Geiſter und Geiſterſeher ſteht eine Geſchichte einer Frau
von Eberſtein aus Gehoven, beſchrieben vom dortigen
Prediger Thalemann, welche manches Aehnliche mit den
Erſcheinungen des Mädchens von Orlach darbietet. Die
Geſchichte ereignete ſich vom Oktober 1683 bis zum April
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