Kerner, Justinus: Geschichten Besessener neuerer Zeit. Karlsruhe, 1834.die Analogieen noch bestimmter auf eine Unnatur und Ueber- Das freie Princip, welches den menschlichen Willen Die Freiheit und innere Causalität ist nichts ohne einen Die moralischen Extreme sind das Gute, gesteigert zum die Analogieen noch beſtimmter auf eine Unnatur und Ueber- Das freie Princip, welches den menſchlichen Willen Die Freiheit und innere Cauſalität iſt nichts ohne einen Die moraliſchen Extreme ſind das Gute, geſteigert zum <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0140" n="126"/> die Analogieen noch beſtimmter auf eine Unnatur und Ueber-<lb/> natur hin.</p><lb/> <p>Das freie Princip, welches den menſchlichen Willen<lb/> beſeelt, iſt als eine Gabe Gottes und als Funke aus ſei-<lb/> nem Weſen unendlicher Natur und erkennt keine Gränze<lb/> im menſchlichen Daſeyn, d. h. es iſt unſterblich. Wie nun<lb/> der gute Wille ſich durch Reinigung und Läuterung zur<lb/> Liebe Gottes verklären kann, ſo kann der böſe Wille durch<lb/> Laſter und Sünden ſich zur ſataniſchen Selbſtſucht vertiefen.<lb/><hi rendition="#g">Jenes iſt die Theilnahme an der Uebernatur, die-<lb/> ſes die Theilnahme an der Unnatur</hi>.</p><lb/> <p>Die Freiheit und innere Cauſalität iſt nichts ohne einen<lb/> Willen, in dem ſie iſt und aus dem ſie wirkt, und der<lb/> Wille kann nicht beſtehen ohne Perſönlichkeit. Der freie<lb/> Wille iſt ſeiner Natur nach konkret und nicht abſtract; denn<lb/> dadurch, daß er den Begriff ins Leben führt und zur That<lb/> macht, hebt er alle Abſtraction auf. Ein unperſönlicher<lb/> Wille iſt ein Unding. Durch den Willen aber wird das<lb/> Böſe eine Macht, und es iſt ganz falſch, wenn <hi rendition="#g">Hegel</hi><lb/> das Böſe als eine Nichtigkeit (logiſche Negation) betrachtet,<lb/> welche der Geiſt abſtreifen könne. Vielmehr iſt in der<lb/> Bosheit eine um ſo größere Kraft, je mehr ſie an der<lb/> Unnatur Theil nimmt.</p><lb/> <p>Die moraliſchen Extreme ſind das Gute, geſteigert <hi rendition="#g">zum<lb/> Leben der Liebe und der Tugend</hi>, und das Böſe,<lb/><hi rendition="#g">geſteigert zum Leben des Haſſes und der Selbſt-<lb/> ſucht</hi>. Wenn es wahr iſt, was uns hundert Protocolle<lb/> aus den freien Geſtändniſſen der dem Zauber ergebenen<lb/> Perſonen erzählen, <hi rendition="#g">daß es einen förmlichen Bund<lb/> mit dem Satan gebe</hi>, ſo würde das Extrem des Böſen<lb/> dieſe förmliche Theilnahme an der Unnatur ſeyn, das andere<lb/> Extrem hingegen wäre die Heiligung des Lebens in dem Bund<lb/> mit Chriſto. An beyden Gränzen müßten ſich Kräfte erzeugen,<lb/> welche auf den Zuſammenhang der Vernunft- und Natur-<lb/> geſetze ſtörend eingreifen, nur mit dem Unterſchied, daß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [126/0140]
die Analogieen noch beſtimmter auf eine Unnatur und Ueber-
natur hin.
Das freie Princip, welches den menſchlichen Willen
beſeelt, iſt als eine Gabe Gottes und als Funke aus ſei-
nem Weſen unendlicher Natur und erkennt keine Gränze
im menſchlichen Daſeyn, d. h. es iſt unſterblich. Wie nun
der gute Wille ſich durch Reinigung und Läuterung zur
Liebe Gottes verklären kann, ſo kann der böſe Wille durch
Laſter und Sünden ſich zur ſataniſchen Selbſtſucht vertiefen.
Jenes iſt die Theilnahme an der Uebernatur, die-
ſes die Theilnahme an der Unnatur.
Die Freiheit und innere Cauſalität iſt nichts ohne einen
Willen, in dem ſie iſt und aus dem ſie wirkt, und der
Wille kann nicht beſtehen ohne Perſönlichkeit. Der freie
Wille iſt ſeiner Natur nach konkret und nicht abſtract; denn
dadurch, daß er den Begriff ins Leben führt und zur That
macht, hebt er alle Abſtraction auf. Ein unperſönlicher
Wille iſt ein Unding. Durch den Willen aber wird das
Böſe eine Macht, und es iſt ganz falſch, wenn Hegel
das Böſe als eine Nichtigkeit (logiſche Negation) betrachtet,
welche der Geiſt abſtreifen könne. Vielmehr iſt in der
Bosheit eine um ſo größere Kraft, je mehr ſie an der
Unnatur Theil nimmt.
Die moraliſchen Extreme ſind das Gute, geſteigert zum
Leben der Liebe und der Tugend, und das Böſe,
geſteigert zum Leben des Haſſes und der Selbſt-
ſucht. Wenn es wahr iſt, was uns hundert Protocolle
aus den freien Geſtändniſſen der dem Zauber ergebenen
Perſonen erzählen, daß es einen förmlichen Bund
mit dem Satan gebe, ſo würde das Extrem des Böſen
dieſe förmliche Theilnahme an der Unnatur ſeyn, das andere
Extrem hingegen wäre die Heiligung des Lebens in dem Bund
mit Chriſto. An beyden Gränzen müßten ſich Kräfte erzeugen,
welche auf den Zuſammenhang der Vernunft- und Natur-
geſetze ſtörend eingreifen, nur mit dem Unterſchied, daß
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