Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

Bild:
<< vorherige Seite

Chemische Operationen auf trocknem Wege.
des Röstens richtet sich ganz nach der Beschaffenheit des Röst-
gutes. Am leichtesten verwandelt sich z. B. Schwefeleisen in
Oxyd, der Reihe nach schwieriger Schwefelkupfer, Schwefelzink,
Schwefelblei, Arsen- und Antimonmetalle.

Trotz des wiederholten reducirenden Röstens kann nach dem
Verbrennen der Kohle immer noch eine geringe Menge schwe-
felsaures Salz zurückbleiben, welches zuletzt dadurch beseitigt
wird, dass man das erkaltete Probirgut in einem eisernen (nicht
messingenen) Mörser mit 20--50 % kohlensaurem Ammoniak
zusammenreibt, das Gemenge in dem kalten Scherben auf einen
Haufen bringt und diesen bedeckt so lange glüht, bis sich kein
Ammoniakgeruch mehr zeigt. Hierbei bildet sich flüchtiges
schwefelsaures Ammoniak, indem die schwefelsauren Salze --
die des Blei- und Wismuthoxydes fast vollständig, alle andern
vollständig -- zerlegt werden. Schwefelsaures Bleioxyd ver-
liert in starker Glühhitze nur einen Theil seiner Schwefelsäure,
leichter dagegen bei Gegenwart von Kieselsäure und Thon.

Nach dem Aufreiben ist das Röstgut jetzt zur weitern Ver-
wendung fähig.

Als Reductionsmittel zieht man den Graphit dem Kohlen-
staub vor, weil ersterer langsamer verbrennt und vollständiger
zur reducirenden Wirkung kommt.

Strengflüssigere Erze, z. B. Kupferkies, kann man zur
Abkürzung der Röstzeit von vornherein mit 2 Volum Kohlen-
staub oder 20--25 % Graphit versetzen, wo dann gleich anfangs
die Bildung von Metallsalzen unterdrückt wird. Leichtschmelzige
Substanzen würden hierbei zu stark sintern, z. B. Bournonit,
Fahlerze (die antimonhaltigen sind leichter schmelzbar, als die
arsenhaltigen).

Je mehr dampfförmige Producte (Antimon, Arsen, Blei, Zink)
sich entwickeln und je höher die Rösttemperatur, um so grösser
sind die Metallverluste, z. B. Silber- und Goldverluste. Nach
Plattner1) verloren z. B. kiesige, zinkblendefreie Erze mit
0,05--0,06 % Silber beim Rösten im Kleinen 1--10 %, Zinkblende
mit ähnlichem Silbergehalt 15--66 % Silber. Nach Malaguti
und Durocher kann bei Bleiglanz der Silberverlust auf 1/4 bis
1/2 von der Anlage an Silber steigen.


Zweck.

§. 15. Schmelzen. Bei dieser Operation wird das Probirgut
für sich oder im Gemenge mit Zuschlägen tropfbar flüssig ge-

1) Plattner's Röstprozesse. 1859. S. 159, 184, 203, 209, 216, 237, 273.
-- Kerl, met. Hüttenkunde. 1861. I. S. 89.

Chemische Operationen auf trocknem Wege.
des Röstens richtet sich ganz nach der Beschaffenheit des Röst-
gutes. Am leichtesten verwandelt sich z. B. Schwefeleisen in
Oxyd, der Reihe nach schwieriger Schwefelkupfer, Schwefelzink,
Schwefelblei, Arsen- und Antimonmetalle.

Trotz des wiederholten reducirenden Röstens kann nach dem
Verbrennen der Kohle immer noch eine geringe Menge schwe-
felsaures Salz zurückbleiben, welches zuletzt dadurch beseitigt
wird, dass man das erkaltete Probirgut in einem eisernen (nicht
messingenen) Mörser mit 20—50 % kohlensaurem Ammoniak
zusammenreibt, das Gemenge in dem kalten Scherben auf einen
Haufen bringt und diesen bedeckt so lange glüht, bis sich kein
Ammoniakgeruch mehr zeigt. Hierbei bildet sich flüchtiges
schwefelsaures Ammoniak, indem die schwefelsauren Salze —
die des Blei- und Wismuthoxydes fast vollständig, alle andern
vollständig — zerlegt werden. Schwefelsaures Bleioxyd ver-
liert in starker Glühhitze nur einen Theil seiner Schwefelsäure,
leichter dagegen bei Gegenwart von Kieselsäure und Thon.

Nach dem Aufreiben ist das Röstgut jetzt zur weitern Ver-
wendung fähig.

Als Reductionsmittel zieht man den Graphit dem Kohlen-
staub vor, weil ersterer langsamer verbrennt und vollständiger
zur reducirenden Wirkung kommt.

Strengflüssigere Erze, z. B. Kupferkies, kann man zur
Abkürzung der Röstzeit von vornherein mit 2 Volum Kohlen-
staub oder 20—25 % Graphit versetzen, wo dann gleich anfangs
die Bildung von Metallsalzen unterdrückt wird. Leichtschmelzige
Substanzen würden hierbei zu stark sintern, z. B. Bournonit,
Fahlerze (die antimonhaltigen sind leichter schmelzbar, als die
arsenhaltigen).

Je mehr dampfförmige Producte (Antimon, Arsen, Blei, Zink)
sich entwickeln und je höher die Rösttemperatur, um so grösser
sind die Metallverluste, z. B. Silber- und Goldverluste. Nach
Plattner1) verloren z. B. kiesige, zinkblendefreie Erze mit
0,05—0,06 % Silber beim Rösten im Kleinen 1—10 %, Zinkblende
mit ähnlichem Silbergehalt 15—66 % Silber. Nach Malaguti
und Durocher kann bei Bleiglanz der Silberverlust auf ¼ bis
½ von der Anlage an Silber steigen.


Zweck.

§. 15. Schmelzen. Bei dieser Operation wird das Probirgut
für sich oder im Gemenge mit Zuschlägen tropfbar flüssig ge-

1) Plattner’s Röstprozesse. 1859. S. 159, 184, 203, 209, 216, 237, 273.
Kerl, met. Hüttenkunde. 1861. I. S. 89.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0068" n="30"/><fw place="top" type="header">Chemische Operationen auf trocknem Wege.</fw><lb/>
des Röstens richtet sich ganz nach der Beschaffenheit des Röst-<lb/>
gutes. Am leichtesten verwandelt sich z. B. Schwefeleisen in<lb/>
Oxyd, der Reihe nach schwieriger Schwefelkupfer, Schwefelzink,<lb/>
Schwefelblei, Arsen- und Antimonmetalle.</p><lb/>
              <p>Trotz des wiederholten reducirenden Röstens kann nach dem<lb/>
Verbrennen der Kohle immer noch eine geringe Menge schwe-<lb/>
felsaures Salz zurückbleiben, welches zuletzt dadurch beseitigt<lb/>
wird, dass man das erkaltete Probirgut in einem eisernen (nicht<lb/>
messingenen) Mörser mit 20&#x2014;50 % <hi rendition="#g">kohlensaurem Ammoniak</hi><lb/>
zusammenreibt, das Gemenge in dem kalten Scherben auf einen<lb/>
Haufen bringt und diesen bedeckt so lange glüht, bis sich kein<lb/>
Ammoniakgeruch mehr zeigt. Hierbei bildet sich flüchtiges<lb/>
schwefelsaures Ammoniak, indem die schwefelsauren Salze &#x2014;<lb/>
die des Blei- und Wismuthoxydes fast vollständig, alle andern<lb/>
vollständig &#x2014; zerlegt werden. Schwefelsaures Bleioxyd ver-<lb/>
liert in starker Glühhitze nur einen Theil seiner Schwefelsäure,<lb/>
leichter dagegen bei Gegenwart von Kieselsäure und Thon.</p><lb/>
              <p>Nach dem Aufreiben ist das Röstgut jetzt zur weitern Ver-<lb/>
wendung fähig.</p><lb/>
              <p>Als Reductionsmittel zieht man den Graphit dem Kohlen-<lb/>
staub vor, weil ersterer langsamer verbrennt und vollständiger<lb/>
zur reducirenden Wirkung kommt.</p><lb/>
              <p>Strengflüssigere Erze, z. B. Kupferkies, kann man zur<lb/>
Abkürzung der Röstzeit von vornherein mit 2 Volum Kohlen-<lb/>
staub oder 20&#x2014;25 % Graphit versetzen, wo dann gleich anfangs<lb/>
die Bildung von Metallsalzen unterdrückt wird. Leichtschmelzige<lb/>
Substanzen würden hierbei zu stark sintern, z. B. Bournonit,<lb/>
Fahlerze (die antimonhaltigen sind leichter schmelzbar, als die<lb/>
arsenhaltigen).</p><lb/>
              <p>Je mehr dampfförmige Producte (Antimon, Arsen, Blei, Zink)<lb/>
sich entwickeln und je höher die Rösttemperatur, um so grösser<lb/>
sind die Metallverluste, z. B. Silber- und Goldverluste. Nach<lb/><hi rendition="#k">Plattner</hi><note place="foot" n="1)"><hi rendition="#k">Plattner</hi>&#x2019;s Röstprozesse. 1859. S. 159, 184, 203, 209, 216, 237, 273.<lb/>
&#x2014; <hi rendition="#k">Kerl</hi>, met. Hüttenkunde. 1861. I. S. 89.</note> verloren z. B. kiesige, zinkblendefreie Erze mit<lb/>
0,05&#x2014;0,06 % Silber beim Rösten im Kleinen 1&#x2014;10 %, Zinkblende<lb/>
mit ähnlichem Silbergehalt 15&#x2014;66 % Silber. Nach <hi rendition="#k">Malaguti</hi><lb/>
und <hi rendition="#k">Durocher</hi> kann bei Bleiglanz der Silberverlust auf ¼ bis<lb/>
½ von der Anlage an Silber steigen.</p><lb/>
              <note place="left">Zweck.</note>
              <p><hi rendition="#b">§. 15. Schmelzen.</hi> Bei dieser Operation wird das Probirgut<lb/>
für sich oder im Gemenge mit Zuschlägen tropfbar flüssig ge-<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[30/0068] Chemische Operationen auf trocknem Wege. des Röstens richtet sich ganz nach der Beschaffenheit des Röst- gutes. Am leichtesten verwandelt sich z. B. Schwefeleisen in Oxyd, der Reihe nach schwieriger Schwefelkupfer, Schwefelzink, Schwefelblei, Arsen- und Antimonmetalle. Trotz des wiederholten reducirenden Röstens kann nach dem Verbrennen der Kohle immer noch eine geringe Menge schwe- felsaures Salz zurückbleiben, welches zuletzt dadurch beseitigt wird, dass man das erkaltete Probirgut in einem eisernen (nicht messingenen) Mörser mit 20—50 % kohlensaurem Ammoniak zusammenreibt, das Gemenge in dem kalten Scherben auf einen Haufen bringt und diesen bedeckt so lange glüht, bis sich kein Ammoniakgeruch mehr zeigt. Hierbei bildet sich flüchtiges schwefelsaures Ammoniak, indem die schwefelsauren Salze — die des Blei- und Wismuthoxydes fast vollständig, alle andern vollständig — zerlegt werden. Schwefelsaures Bleioxyd ver- liert in starker Glühhitze nur einen Theil seiner Schwefelsäure, leichter dagegen bei Gegenwart von Kieselsäure und Thon. Nach dem Aufreiben ist das Röstgut jetzt zur weitern Ver- wendung fähig. Als Reductionsmittel zieht man den Graphit dem Kohlen- staub vor, weil ersterer langsamer verbrennt und vollständiger zur reducirenden Wirkung kommt. Strengflüssigere Erze, z. B. Kupferkies, kann man zur Abkürzung der Röstzeit von vornherein mit 2 Volum Kohlen- staub oder 20—25 % Graphit versetzen, wo dann gleich anfangs die Bildung von Metallsalzen unterdrückt wird. Leichtschmelzige Substanzen würden hierbei zu stark sintern, z. B. Bournonit, Fahlerze (die antimonhaltigen sind leichter schmelzbar, als die arsenhaltigen). Je mehr dampfförmige Producte (Antimon, Arsen, Blei, Zink) sich entwickeln und je höher die Rösttemperatur, um so grösser sind die Metallverluste, z. B. Silber- und Goldverluste. Nach Plattner 1) verloren z. B. kiesige, zinkblendefreie Erze mit 0,05—0,06 % Silber beim Rösten im Kleinen 1—10 %, Zinkblende mit ähnlichem Silbergehalt 15—66 % Silber. Nach Malaguti und Durocher kann bei Bleiglanz der Silberverlust auf ¼ bis ½ von der Anlage an Silber steigen. §. 15. Schmelzen. Bei dieser Operation wird das Probirgut für sich oder im Gemenge mit Zuschlägen tropfbar flüssig ge- 1) Plattner’s Röstprozesse. 1859. S. 159, 184, 203, 209, 216, 237, 273. — Kerl, met. Hüttenkunde. 1861. I. S. 89.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/68
Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/68>, abgerufen am 05.12.2024.