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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 168. Proben f. kiesige Erze.
getrocknet, bei viel ausgeschiedenem Schwefel calcinirt, der
Rückstand mit 1--4 Grmm. Holzkohlenpulver in einer Tute
im Muffelofen geglüht (S. 384) und mit 1,5 Grmm. Cyankalium
geschmolzen (S. 384), oder das durch Glühen mit Kohle redu-
cirte Zinn mittelst Königswassers vollständig ausgezogen, aus
der Lösung das Zinn durch reines Zink gefällt und mit Cyan-
kalium zu einem Korn geschmolzen.

b) Moissenet's Verfahren. 1) Man reinigt das armeMoissenet's
Methode.

Erz durch Königswasser, glüht den Rückstand mit Kohle, löst
das reducirte Zinn in Salzsäure und fällt aus der Lösung das
Zinn durch Zink, welches man in Gestalt eines Knopfes an
einem Kupferdraht in die Flüssigkeit hängt. Je nach der Menge
des vorhandenen Zinnchlorürs und dem Verhältniss der freien
Säure erfolgt das Zinn bald in glänzenden Nadeln, bald schuppig,
moosartig oder schwammig mit eingeschlossenem Wasserstoffgas,
durch welchen letzteren Zustand die Beendigung der Fällung
angezeigt wird. Man nimmt den Zinkknopf aus der Zinnhülle
heraus, drückt letztere in einer porzellanen Reibschale mit
einem Achatpistill zusammen, trocknet und schmilzt das Zinn
bei Zusatz von etwas Stearin zum Korn.

2) Rösten des Erzes und Digeriren des RöstgutesGeröstetes
Erz.

mit Salzsäure. 1 Probircentner Erz oder mehr wird mit
etwa 20 Pfd. Kohlenstaub gemengt, bis zum Verschwinden jeg-
lichen Geruches und Dampfes geröstet, dann aufgerieben, etwa
die Hälfte Kohlenpulver zugemengt und gaar geröstet. Das
fein aufgeriebene Röstgut versetzt man in einem kleinen Becher-
glase mit dem 4--6fachen eisenfreier, farbloser Salzsäure,
digerirt fast bei Kochhitze 1/4--1/2 Stunde unter öfterem Um-
schwenken des Glases, giesst dann die gelbgefärbte Säure durch
ein Filter, wäscht den Rückstand aus, giebt die Waschwasser
ebenfalls aufs Filter, giesst wieder frische Säure zu und wieder-
holt dies so oft, als dieselbe von aufgelöstem Eisen noch gelb
gefärbt wird. Ist dieses nicht mehr der Fall, so decantirt man
mit heissem Wasser bis zum Verschwinden der sauren Reaction,
damit sich demnächst nicht flüchtiges Chlorzinn bildet. Dann
trocknet man den Rückstand im Glase und auf dem Filter, ver-
brennt letzteres und unterwirft beide Rückstände zusammen
einem reducirenden und solvirenden Schmelzen wie oben (S. 383).
Auf diese Weise entfernt man aus dem Röstgut einen Gehalt

1) B. u. h. Ztg. 1861. S. 170.
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§. 168. Proben f. kiesige Erze.
getrocknet, bei viel ausgeschiedenem Schwefel calcinirt, der
Rückstand mit 1—4 Grmm. Holzkohlenpulver in einer Tute
im Muffelofen geglüht (S. 384) und mit 1,5 Grmm. Cyankalium
geschmolzen (S. 384), oder das durch Glühen mit Kohle redu-
cirte Zinn mittelst Königswassers vollständig ausgezogen, aus
der Lösung das Zinn durch reines Zink gefällt und mit Cyan-
kalium zu einem Korn geschmolzen.

b) Moissenet’s Verfahren. 1) Man reinigt das armeMoissenet’s
Methode.

Erz durch Königswasser, glüht den Rückstand mit Kohle, löst
das reducirte Zinn in Salzsäure und fällt aus der Lösung das
Zinn durch Zink, welches man in Gestalt eines Knopfes an
einem Kupferdraht in die Flüssigkeit hängt. Je nach der Menge
des vorhandenen Zinnchlorürs und dem Verhältniss der freien
Säure erfolgt das Zinn bald in glänzenden Nadeln, bald schuppig,
moosartig oder schwammig mit eingeschlossenem Wasserstoffgas,
durch welchen letzteren Zustand die Beendigung der Fällung
angezeigt wird. Man nimmt den Zinkknopf aus der Zinnhülle
heraus, drückt letztere in einer porzellanen Reibschale mit
einem Achatpistill zusammen, trocknet und schmilzt das Zinn
bei Zusatz von etwas Stearin zum Korn.

2) Rösten des Erzes und Digeriren des RöstgutesGeröstetes
Erz.

mit Salzsäure. 1 Probircentner Erz oder mehr wird mit
etwa 20 Pfd. Kohlenstaub gemengt, bis zum Verschwinden jeg-
lichen Geruches und Dampfes geröstet, dann aufgerieben, etwa
die Hälfte Kohlenpulver zugemengt und gaar geröstet. Das
fein aufgeriebene Röstgut versetzt man in einem kleinen Becher-
glase mit dem 4—6fachen eisenfreier, farbloser Salzsäure,
digerirt fast bei Kochhitze ¼—½ Stunde unter öfterem Um-
schwenken des Glases, giesst dann die gelbgefärbte Säure durch
ein Filter, wäscht den Rückstand aus, giebt die Waschwasser
ebenfalls aufs Filter, giesst wieder frische Säure zu und wieder-
holt dies so oft, als dieselbe von aufgelöstem Eisen noch gelb
gefärbt wird. Ist dieses nicht mehr der Fall, so decantirt man
mit heissem Wasser bis zum Verschwinden der sauren Reaction,
damit sich demnächst nicht flüchtiges Chlorzinn bildet. Dann
trocknet man den Rückstand im Glase und auf dem Filter, ver-
brennt letzteres und unterwirft beide Rückstände zusammen
einem reducirenden und solvirenden Schmelzen wie oben (S. 383).
Auf diese Weise entfernt man aus dem Röstgut einen Gehalt

1) B. u. h. Ztg. 1861. S. 170.
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[387/0425] §. 168. Proben f. kiesige Erze. getrocknet, bei viel ausgeschiedenem Schwefel calcinirt, der Rückstand mit 1—4 Grmm. Holzkohlenpulver in einer Tute im Muffelofen geglüht (S. 384) und mit 1,5 Grmm. Cyankalium geschmolzen (S. 384), oder das durch Glühen mit Kohle redu- cirte Zinn mittelst Königswassers vollständig ausgezogen, aus der Lösung das Zinn durch reines Zink gefällt und mit Cyan- kalium zu einem Korn geschmolzen. b) Moissenet’s Verfahren. 1) Man reinigt das arme Erz durch Königswasser, glüht den Rückstand mit Kohle, löst das reducirte Zinn in Salzsäure und fällt aus der Lösung das Zinn durch Zink, welches man in Gestalt eines Knopfes an einem Kupferdraht in die Flüssigkeit hängt. Je nach der Menge des vorhandenen Zinnchlorürs und dem Verhältniss der freien Säure erfolgt das Zinn bald in glänzenden Nadeln, bald schuppig, moosartig oder schwammig mit eingeschlossenem Wasserstoffgas, durch welchen letzteren Zustand die Beendigung der Fällung angezeigt wird. Man nimmt den Zinkknopf aus der Zinnhülle heraus, drückt letztere in einer porzellanen Reibschale mit einem Achatpistill zusammen, trocknet und schmilzt das Zinn bei Zusatz von etwas Stearin zum Korn. Moissenet’s Methode. 2) Rösten des Erzes und Digeriren des Röstgutes mit Salzsäure. 1 Probircentner Erz oder mehr wird mit etwa 20 Pfd. Kohlenstaub gemengt, bis zum Verschwinden jeg- lichen Geruches und Dampfes geröstet, dann aufgerieben, etwa die Hälfte Kohlenpulver zugemengt und gaar geröstet. Das fein aufgeriebene Röstgut versetzt man in einem kleinen Becher- glase mit dem 4—6fachen eisenfreier, farbloser Salzsäure, digerirt fast bei Kochhitze ¼—½ Stunde unter öfterem Um- schwenken des Glases, giesst dann die gelbgefärbte Säure durch ein Filter, wäscht den Rückstand aus, giebt die Waschwasser ebenfalls aufs Filter, giesst wieder frische Säure zu und wieder- holt dies so oft, als dieselbe von aufgelöstem Eisen noch gelb gefärbt wird. Ist dieses nicht mehr der Fall, so decantirt man mit heissem Wasser bis zum Verschwinden der sauren Reaction, damit sich demnächst nicht flüchtiges Chlorzinn bildet. Dann trocknet man den Rückstand im Glase und auf dem Filter, ver- brennt letzteres und unterwirft beide Rückstände zusammen einem reducirenden und solvirenden Schmelzen wie oben (S. 383). Auf diese Weise entfernt man aus dem Röstgut einen Gehalt Geröstetes Erz. 1) B. u. h. Ztg. 1861. S. 170. 25*

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/425>, abgerufen am 27.04.2024.