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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 167. Proben f. erdenreiche Erze.

§. 167. Proben für Zinnerze mit viel erdigen Beimengungen.Verfahren.
Derartige Erze müssen einem Schlämmprozess in Glas-
cylindern (S. 18) oder auf einem Sichertrog (S. 19) unter-
worfen werden, bevor sie zum reducirenden Schmelzen (S. 382)
kommen, wobei man dann je nach dem Gehalt an strengflüs-
sigen Erden mit dem Boraxzusatz bis auf 50 % steigt. Man
wendet ein solches Schlämmen auch wohl gleich in der Grube
mit Bohrmehl an, um die Abbauwürdigkeit armer Zinnerze
(Zinnzwitter) zu erforschen (Sächsische Schlämmprobe)
oder in Aufbereitungswerkstätten, um zu finden, wie viel schmelz-
würdiges Gut sich aus einem Haufwerk rohen Erzes wird er-
zielen lassen, wonach dann der Werth des Erzes bestimmt wird
(Cornische Waschprobe).

1) Sächsische Waschprobe. Eine dem Volumen nachSächsische
Waschprobe.

genommene Menge Bohrmehl wird in einem Sichertrog auf die
S. 19 angegebene Weise geschlämmt.

2) Cornische Waschprobe 1) (Vanning). 50 Kil. vonCornische
Waschprobe.

verschiedenen Seiten des Haufwerks genommenes Probirgut wird
fein gerieben, innig gemengt, davon wieder Probe genommen,
diese in feiner gepulvertem Zustande durch ein Sieb geschlagen
und getrocknet. Je nachdem das Liefererz (black tin) aus der
Aufbereitung in Mehlform (crop tin) oder Schlammform (fine tin)
von den Hütten dem Volumen oder Gewichte nach angenommen
wird, misst man von dem Probirgut entweder in einem kleinen
Cylinder von 1/4 Noggin = 2,166 Cbzll. = 32,353 C. C. Inhalt
eine Probe ab oder nimmt eine Probe von 55--56 Gramm
(2 Unz. Avoir-du-poids). Die Probe wird in einer eisernen
Schaufel (S. 19) mit Wasser angerührt und derselben einmal
eine rotirende Bewegung gegeben, um die leichteren Theile
wegzuspülen, dann eine von oben nach unten und von vorn
nach hinten gehende und von kleinen Stössen begleitete, damit
sich die schwereren Theile nach dem Rande der Schaufel zu
an der rechten Seite, die armen Sande sich hinter diesem Ab-
satze festsetzen, während das Unhaltige nach dem entgegen-
gesetzten Rande fortgeschleudert und durch den Stoss theilweise
wieder zurückgebracht wird. Nachdem jetzt die Schaufel auf
einem Holzblock unter sie festhaltende Haken geschoben, reibt
man den reichen Sand (craze) mit einem eisernen Pistill mög-
lichst fein, verwäscht abermals und erhält ein Product (tin witts),

1) B. u. h. Ztg. 1859. S. 358.
Kerl, Probirkunst. 25
§. 167. Proben f. erdenreiche Erze.

§. 167. Proben für Zinnerze mit viel erdigen Beimengungen.Verfahren.
Derartige Erze müssen einem Schlämmprozess in Glas-
cylindern (S. 18) oder auf einem Sichertrog (S. 19) unter-
worfen werden, bevor sie zum reducirenden Schmelzen (S. 382)
kommen, wobei man dann je nach dem Gehalt an strengflüs-
sigen Erden mit dem Boraxzusatz bis auf 50 % steigt. Man
wendet ein solches Schlämmen auch wohl gleich in der Grube
mit Bohrmehl an, um die Abbauwürdigkeit armer Zinnerze
(Zinnzwitter) zu erforschen (Sächsische Schlämmprobe)
oder in Aufbereitungswerkstätten, um zu finden, wie viel schmelz-
würdiges Gut sich aus einem Haufwerk rohen Erzes wird er-
zielen lassen, wonach dann der Werth des Erzes bestimmt wird
(Cornische Waschprobe).

1) Sächsische Waschprobe. Eine dem Volumen nachSächsische
Waschprobe.

genommene Menge Bohrmehl wird in einem Sichertrog auf die
S. 19 angegebene Weise geschlämmt.

2) Cornische Waschprobe 1) (Vanning). 50 Kil. vonCornische
Waschprobe.

verschiedenen Seiten des Haufwerks genommenes Probirgut wird
fein gerieben, innig gemengt, davon wieder Probe genommen,
diese in feiner gepulvertem Zustande durch ein Sieb geschlagen
und getrocknet. Je nachdem das Liefererz (black tin) aus der
Aufbereitung in Mehlform (crop tin) oder Schlammform (fine tin)
von den Hütten dem Volumen oder Gewichte nach angenommen
wird, misst man von dem Probirgut entweder in einem kleinen
Cylinder von ¼ Noggin = 2,166 Cbzll. = 32,353 C. C. Inhalt
eine Probe ab oder nimmt eine Probe von 55—56 Gramm
(2 Unz. Avoir-du-poids). Die Probe wird in einer eisernen
Schaufel (S. 19) mit Wasser angerührt und derselben einmal
eine rotirende Bewegung gegeben, um die leichteren Theile
wegzuspülen, dann eine von oben nach unten und von vorn
nach hinten gehende und von kleinen Stössen begleitete, damit
sich die schwereren Theile nach dem Rande der Schaufel zu
an der rechten Seite, die armen Sande sich hinter diesem Ab-
satze festsetzen, während das Unhaltige nach dem entgegen-
gesetzten Rande fortgeschleudert und durch den Stoss theilweise
wieder zurückgebracht wird. Nachdem jetzt die Schaufel auf
einem Holzblock unter sie festhaltende Haken geschoben, reibt
man den reichen Sand (craze) mit einem eisernen Pistill mög-
lichst fein, verwäscht abermals und erhält ein Product (tin witts),

1) B. u. h. Ztg. 1859. S. 358.
Kerl, Probirkunst. 25
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[385/0423] §. 167. Proben f. erdenreiche Erze. §. 167. Proben für Zinnerze mit viel erdigen Beimengungen. Derartige Erze müssen einem Schlämmprozess in Glas- cylindern (S. 18) oder auf einem Sichertrog (S. 19) unter- worfen werden, bevor sie zum reducirenden Schmelzen (S. 382) kommen, wobei man dann je nach dem Gehalt an strengflüs- sigen Erden mit dem Boraxzusatz bis auf 50 % steigt. Man wendet ein solches Schlämmen auch wohl gleich in der Grube mit Bohrmehl an, um die Abbauwürdigkeit armer Zinnerze (Zinnzwitter) zu erforschen (Sächsische Schlämmprobe) oder in Aufbereitungswerkstätten, um zu finden, wie viel schmelz- würdiges Gut sich aus einem Haufwerk rohen Erzes wird er- zielen lassen, wonach dann der Werth des Erzes bestimmt wird (Cornische Waschprobe). Verfahren. 1) Sächsische Waschprobe. Eine dem Volumen nach genommene Menge Bohrmehl wird in einem Sichertrog auf die S. 19 angegebene Weise geschlämmt. Sächsische Waschprobe. 2) Cornische Waschprobe 1) (Vanning). 50 Kil. von verschiedenen Seiten des Haufwerks genommenes Probirgut wird fein gerieben, innig gemengt, davon wieder Probe genommen, diese in feiner gepulvertem Zustande durch ein Sieb geschlagen und getrocknet. Je nachdem das Liefererz (black tin) aus der Aufbereitung in Mehlform (crop tin) oder Schlammform (fine tin) von den Hütten dem Volumen oder Gewichte nach angenommen wird, misst man von dem Probirgut entweder in einem kleinen Cylinder von ¼ Noggin = 2,166 Cbzll. = 32,353 C. C. Inhalt eine Probe ab oder nimmt eine Probe von 55—56 Gramm (2 Unz. Avoir-du-poids). Die Probe wird in einer eisernen Schaufel (S. 19) mit Wasser angerührt und derselben einmal eine rotirende Bewegung gegeben, um die leichteren Theile wegzuspülen, dann eine von oben nach unten und von vorn nach hinten gehende und von kleinen Stössen begleitete, damit sich die schwereren Theile nach dem Rande der Schaufel zu an der rechten Seite, die armen Sande sich hinter diesem Ab- satze festsetzen, während das Unhaltige nach dem entgegen- gesetzten Rande fortgeschleudert und durch den Stoss theilweise wieder zurückgebracht wird. Nachdem jetzt die Schaufel auf einem Holzblock unter sie festhaltende Haken geschoben, reibt man den reichen Sand (craze) mit einem eisernen Pistill mög- lichst fein, verwäscht abermals und erhält ein Product (tin witts), Cornische Waschprobe. 1) B. u. h. Ztg. 1859. S. 358. Kerl, Probirkunst. 25

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/423>, abgerufen am 28.04.2024.