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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 166. Proben für reine Erze.
die Oberfläche, je gelber die Farbe und je grösser die Ein-
senkungen, um so unreiner, spröder ist das Zinn bei mehr oder
weniger körnigem Bruche, dagegen rein bei glatter, reiner,
glänzender Oberfläche und ohne Körniges im Bruche. Wenn-
gleich man nach dieser Probe bis 10 % Zinn zu wenig aus-
bringt, so giebt sie doch dem geübten Praktiker Resultate,
welche mit den im Grossen erfolgenden wohl vergleichbar sind.
Man erfährt durch die Probe den Zinngehalt und ob das erfol-
gende Zinn zur besten oder minderen Sorte gehören wird und
berechnet dann nach dem für die betreffende Zinnsorte geltenden
Standard 1) den Werth des Erzes.

Nach Jeannel 2) erkennt man noch 1/10000 Blei im Zinn,
wenn man letzteres mit Salpetersäure behandelt, filtrirt und zum
Filtrat einen Krystall von Jodkalium setzt, wo dann in Ammoniak
unlösliches gelbes Jodblei gefällt wird.

2) Deutsche Zinnprobe. Man reibt 1 ProbircentnerDeutsche
Probe.

Erz mit 15--20 Pfd. Kohlenstaub innig zusammen, thut das
Gemenge in eine Kupfertute, schüttet 21/2--3 Ctr. schwarzen
Fluss oder ein Gemenge von 2 Thln. Potasche (oder wasser-
freier Soda) und 1 Thl. Mehl nebst 25 Pfd. Boraxglas hinzu,
giebt eine Kochsalzdecke, darauf ein Stückchen Kohle und
setzt die bedeckte Tute bei allmäliger Steigerung der Tempe-
ratur nach dem Abflammen einer 3/4 --1stündigen angehenden
Weissglühhitze im Muffel- oder Windofen oder einer 1/2--3/4stün-
digen Hitze im Gebläseofen aus. Den behutsam aus dem Ofen
genommenen Tiegel lässt man hinreichend erkalten, indem das
Zinn längere Zeit flüssig bleibt, und trennt dann den bei gut
gerathener Probe unter der farblosen oder grünlichen Schlacke
liegenden Zinnkönig von ersterer. Bei reinen Erzen ist der
König zinnweiss, dehnbar, blank und folgt, zu feinen Spänen
geschnitten, dem Magnete nicht.

Wie bereits bemerkt, erfolgt das Zinn häufig in mehreren
Körnern. Sind solche in der Schlacke wahrzunehmen, so müssen
sie aus derselben ausgeschlämmt und mit in Rechnung gebracht
werden. Man giebt den Zinngehalt bis auf 1 Pfd. an.

Zinnschlacken beschickt man bei geringeren Gehalten
mit schwarzem Fluss und Borax, reichere Schlacken auch noch
mit Glas.


1) B. u. h. Ztg. 1862. S. 261.
2) Dingl., Bd. 178. S. 243.

§. 166. Proben für reine Erze.
die Oberfläche, je gelber die Farbe und je grösser die Ein-
senkungen, um so unreiner, spröder ist das Zinn bei mehr oder
weniger körnigem Bruche, dagegen rein bei glatter, reiner,
glänzender Oberfläche und ohne Körniges im Bruche. Wenn-
gleich man nach dieser Probe bis 10 % Zinn zu wenig aus-
bringt, so giebt sie doch dem geübten Praktiker Resultate,
welche mit den im Grossen erfolgenden wohl vergleichbar sind.
Man erfährt durch die Probe den Zinngehalt und ob das erfol-
gende Zinn zur besten oder minderen Sorte gehören wird und
berechnet dann nach dem für die betreffende Zinnsorte geltenden
Standard 1) den Werth des Erzes.

Nach Jeannel 2) erkennt man noch 1/10000 Blei im Zinn,
wenn man letzteres mit Salpetersäure behandelt, filtrirt und zum
Filtrat einen Krystall von Jodkalium setzt, wo dann in Ammoniak
unlösliches gelbes Jodblei gefällt wird.

2) Deutsche Zinnprobe. Man reibt 1 ProbircentnerDeutsche
Probe.

Erz mit 15—20 Pfd. Kohlenstaub innig zusammen, thut das
Gemenge in eine Kupfertute, schüttet 2½—3 Ctr. schwarzen
Fluss oder ein Gemenge von 2 Thln. Potasche (oder wasser-
freier Soda) und 1 Thl. Mehl nebst 25 Pfd. Boraxglas hinzu,
giebt eine Kochsalzdecke, darauf ein Stückchen Kohle und
setzt die bedeckte Tute bei allmäliger Steigerung der Tempe-
ratur nach dem Abflammen einer ¾ —1stündigen angehenden
Weissglühhitze im Muffel- oder Windofen oder einer ½—¾stün-
digen Hitze im Gebläseofen aus. Den behutsam aus dem Ofen
genommenen Tiegel lässt man hinreichend erkalten, indem das
Zinn längere Zeit flüssig bleibt, und trennt dann den bei gut
gerathener Probe unter der farblosen oder grünlichen Schlacke
liegenden Zinnkönig von ersterer. Bei reinen Erzen ist der
König zinnweiss, dehnbar, blank und folgt, zu feinen Spänen
geschnitten, dem Magnete nicht.

Wie bereits bemerkt, erfolgt das Zinn häufig in mehreren
Körnern. Sind solche in der Schlacke wahrzunehmen, so müssen
sie aus derselben ausgeschlämmt und mit in Rechnung gebracht
werden. Man giebt den Zinngehalt bis auf 1 Pfd. an.

Zinnschlacken beschickt man bei geringeren Gehalten
mit schwarzem Fluss und Borax, reichere Schlacken auch noch
mit Glas.


1) B. u. h. Ztg. 1862. S. 261.
2) Dingl., Bd. 178. S. 243.
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[383/0421] §. 166. Proben für reine Erze. die Oberfläche, je gelber die Farbe und je grösser die Ein- senkungen, um so unreiner, spröder ist das Zinn bei mehr oder weniger körnigem Bruche, dagegen rein bei glatter, reiner, glänzender Oberfläche und ohne Körniges im Bruche. Wenn- gleich man nach dieser Probe bis 10 % Zinn zu wenig aus- bringt, so giebt sie doch dem geübten Praktiker Resultate, welche mit den im Grossen erfolgenden wohl vergleichbar sind. Man erfährt durch die Probe den Zinngehalt und ob das erfol- gende Zinn zur besten oder minderen Sorte gehören wird und berechnet dann nach dem für die betreffende Zinnsorte geltenden Standard 1) den Werth des Erzes. Nach Jeannel 2) erkennt man noch 1/10000 Blei im Zinn, wenn man letzteres mit Salpetersäure behandelt, filtrirt und zum Filtrat einen Krystall von Jodkalium setzt, wo dann in Ammoniak unlösliches gelbes Jodblei gefällt wird. 2) Deutsche Zinnprobe. Man reibt 1 Probircentner Erz mit 15—20 Pfd. Kohlenstaub innig zusammen, thut das Gemenge in eine Kupfertute, schüttet 2½—3 Ctr. schwarzen Fluss oder ein Gemenge von 2 Thln. Potasche (oder wasser- freier Soda) und 1 Thl. Mehl nebst 25 Pfd. Boraxglas hinzu, giebt eine Kochsalzdecke, darauf ein Stückchen Kohle und setzt die bedeckte Tute bei allmäliger Steigerung der Tempe- ratur nach dem Abflammen einer ¾ —1stündigen angehenden Weissglühhitze im Muffel- oder Windofen oder einer ½—¾stün- digen Hitze im Gebläseofen aus. Den behutsam aus dem Ofen genommenen Tiegel lässt man hinreichend erkalten, indem das Zinn längere Zeit flüssig bleibt, und trennt dann den bei gut gerathener Probe unter der farblosen oder grünlichen Schlacke liegenden Zinnkönig von ersterer. Bei reinen Erzen ist der König zinnweiss, dehnbar, blank und folgt, zu feinen Spänen geschnitten, dem Magnete nicht. Deutsche Probe. Wie bereits bemerkt, erfolgt das Zinn häufig in mehreren Körnern. Sind solche in der Schlacke wahrzunehmen, so müssen sie aus derselben ausgeschlämmt und mit in Rechnung gebracht werden. Man giebt den Zinngehalt bis auf 1 Pfd. an. Zinnschlacken beschickt man bei geringeren Gehalten mit schwarzem Fluss und Borax, reichere Schlacken auch noch mit Glas. 1) B. u. h. Ztg. 1862. S. 261. 2) Dingl., Bd. 178. S. 243.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/421>, abgerufen am 23.11.2024.