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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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X. Zinn. Trockne Proben.
als Silicat (Zinnschlacken) vorhanden, so muss dasselbe durch
Glühen mit Soda oder Schmelzen mit saurem schwefelsauren
Kali aufgeschlossen werden.

3) Die Anwesenheit metallischer Gangarten, und
zwar oxydirter (Magneteisenstein, Wolfram, Rutil,
Rotheisenstein
), geschwefelter (Kupferkies, Schwefel-
kies, Bleiglanz, Blende, Kupferglanz, Molybdän-
glanz, Grauspiessglanz
), arsenicirter (Arsenkies, Speis-
kobalt
) und metallischer (Wismuth). Damit deren Radicale
beim reducirend-solvirenden Schmelzen nicht ins Zinn gehen,
müssen sie vorher entfernt werden, was bei oxydischen Bei-
mengungen direct durch Behandlung mit Säuren geschieht, bei
den übrigen aber nach vorheriger möglichst vollständiger Ab-
röstung. Kommen mit metallischen Gangarten gleichzeitig viel
erdige vor, so muss dem Rösten und der Behandlung mit Säure
ein Schlämmen vorangehen.

§. 166. Proben für reine Zinnerze mit wenig erdigen Bei-
mengungen und ohne metallische Gangarten.


Theorie.

Dieselben bestehen wie bereits bemerkt, in einem reduciren-
den und solvirenden Schmelzen, wobei das Erz entweder direct
mit den Reductions- und Solvirungsmitteln zum Schmelzen kommt
oder zuvor durch Glühen mit Kohle reducirt wird.


Cornische
Probe.

1) Cornische Zinnprobe. Man beschickt 1 Unze (circa
28 Gramm) Zinnstein mit nahezu der gleichen Menge magerer
Steinkohle (Anthracit) und etwas Borax oder Flussspath und
schmilzt jedesmal 2 Proben 20--25 Min. lang mit Koks in 101
Mm. hohen und 76 Mm. weiten Graphittiegeln (S. 86) im
Windofen von 0,254 M. Breite, 0,178 M. Länge und 0,381 M.
Tiefe bis zum Rost bei 0,254 M. breitem und 0,076 M. hohem
Fuchs. Nachdem Alles in Fluss gekommen, rührt man mit
einem eisernen Stab um, erhitzt noch 6--8 Min., giesst das
Zinn unter Zurückhaltung der Schlacke mittelst eines Holzstabes
in eine gusseiserne Form, zerkleint und siebt die aus dem Tiegel
genommene, noch kleine Zinnkörner einschliessende Schlacke,
verwäscht das Siebfeine auf einer eisernen Schaufel in Wasser
(S. 19) und verwiegt den Zinnbarren, die Siebgröbe und das
Ausgeschlämmte zusammen.

Um von der Qualität des Zinnes Kenntniss zu erhalten,
schmilzt man das Probezinn in einer kleinen eisernen Kelle um,
giesst es in Rinnen einer Steinplatte und beurtheilt die Beschaffen-
heit des Zinnes nach dem Oberflächenansehen. Je krystallinischer

X. Zinn. Trockne Proben.
als Silicat (Zinnschlacken) vorhanden, so muss dasselbe durch
Glühen mit Soda oder Schmelzen mit saurem schwefelsauren
Kali aufgeschlossen werden.

3) Die Anwesenheit metallischer Gangarten, und
zwar oxydirter (Magneteisenstein, Wolfram, Rutil,
Rotheisenstein
), geschwefelter (Kupferkies, Schwefel-
kies, Bleiglanz, Blende, Kupferglanz, Molybdän-
glanz, Grauspiessglanz
), arsenicirter (Arsenkies, Speis-
kobalt
) und metallischer (Wismuth). Damit deren Radicale
beim reducirend-solvirenden Schmelzen nicht ins Zinn gehen,
müssen sie vorher entfernt werden, was bei oxydischen Bei-
mengungen direct durch Behandlung mit Säuren geschieht, bei
den übrigen aber nach vorheriger möglichst vollständiger Ab-
röstung. Kommen mit metallischen Gangarten gleichzeitig viel
erdige vor, so muss dem Rösten und der Behandlung mit Säure
ein Schlämmen vorangehen.

§. 166. Proben für reine Zinnerze mit wenig erdigen Bei-
mengungen und ohne metallische Gangarten.


Theorie.

Dieselben bestehen wie bereits bemerkt, in einem reduciren-
den und solvirenden Schmelzen, wobei das Erz entweder direct
mit den Reductions- und Solvirungsmitteln zum Schmelzen kommt
oder zuvor durch Glühen mit Kohle reducirt wird.


Cornische
Probe.

1) Cornische Zinnprobe. Man beschickt 1 Unze (circa
28 Gramm) Zinnstein mit nahezu der gleichen Menge magerer
Steinkohle (Anthracit) und etwas Borax oder Flussspath und
schmilzt jedesmal 2 Proben 20—25 Min. lang mit Koks in 101
Mm. hohen und 76 Mm. weiten Graphittiegeln (S. 86) im
Windofen von 0,254 M. Breite, 0,178 M. Länge und 0,381 M.
Tiefe bis zum Rost bei 0,254 M. breitem und 0,076 M. hohem
Fuchs. Nachdem Alles in Fluss gekommen, rührt man mit
einem eisernen Stab um, erhitzt noch 6—8 Min., giesst das
Zinn unter Zurückhaltung der Schlacke mittelst eines Holzstabes
in eine gusseiserne Form, zerkleint und siebt die aus dem Tiegel
genommene, noch kleine Zinnkörner einschliessende Schlacke,
verwäscht das Siebfeine auf einer eisernen Schaufel in Wasser
(S. 19) und verwiegt den Zinnbarren, die Siebgröbe und das
Ausgeschlämmte zusammen.

Um von der Qualität des Zinnes Kenntniss zu erhalten,
schmilzt man das Probezinn in einer kleinen eisernen Kelle um,
giesst es in Rinnen einer Steinplatte und beurtheilt die Beschaffen-
heit des Zinnes nach dem Oberflächenansehen. Je krystallinischer

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[382/0420] X. Zinn. Trockne Proben. als Silicat (Zinnschlacken) vorhanden, so muss dasselbe durch Glühen mit Soda oder Schmelzen mit saurem schwefelsauren Kali aufgeschlossen werden. 3) Die Anwesenheit metallischer Gangarten, und zwar oxydirter (Magneteisenstein, Wolfram, Rutil, Rotheisenstein), geschwefelter (Kupferkies, Schwefel- kies, Bleiglanz, Blende, Kupferglanz, Molybdän- glanz, Grauspiessglanz), arsenicirter (Arsenkies, Speis- kobalt) und metallischer (Wismuth). Damit deren Radicale beim reducirend-solvirenden Schmelzen nicht ins Zinn gehen, müssen sie vorher entfernt werden, was bei oxydischen Bei- mengungen direct durch Behandlung mit Säuren geschieht, bei den übrigen aber nach vorheriger möglichst vollständiger Ab- röstung. Kommen mit metallischen Gangarten gleichzeitig viel erdige vor, so muss dem Rösten und der Behandlung mit Säure ein Schlämmen vorangehen. §. 166. Proben für reine Zinnerze mit wenig erdigen Bei- mengungen und ohne metallische Gangarten. Dieselben bestehen wie bereits bemerkt, in einem reduciren- den und solvirenden Schmelzen, wobei das Erz entweder direct mit den Reductions- und Solvirungsmitteln zum Schmelzen kommt oder zuvor durch Glühen mit Kohle reducirt wird. 1) Cornische Zinnprobe. Man beschickt 1 Unze (circa 28 Gramm) Zinnstein mit nahezu der gleichen Menge magerer Steinkohle (Anthracit) und etwas Borax oder Flussspath und schmilzt jedesmal 2 Proben 20—25 Min. lang mit Koks in 101 Mm. hohen und 76 Mm. weiten Graphittiegeln (S. 86) im Windofen von 0,254 M. Breite, 0,178 M. Länge und 0,381 M. Tiefe bis zum Rost bei 0,254 M. breitem und 0,076 M. hohem Fuchs. Nachdem Alles in Fluss gekommen, rührt man mit einem eisernen Stab um, erhitzt noch 6—8 Min., giesst das Zinn unter Zurückhaltung der Schlacke mittelst eines Holzstabes in eine gusseiserne Form, zerkleint und siebt die aus dem Tiegel genommene, noch kleine Zinnkörner einschliessende Schlacke, verwäscht das Siebfeine auf einer eisernen Schaufel in Wasser (S. 19) und verwiegt den Zinnbarren, die Siebgröbe und das Ausgeschlämmte zusammen. Um von der Qualität des Zinnes Kenntniss zu erhalten, schmilzt man das Probezinn in einer kleinen eisernen Kelle um, giesst es in Rinnen einer Steinplatte und beurtheilt die Beschaffen- heit des Zinnes nach dem Oberflächenansehen. Je krystallinischer

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/420>, abgerufen am 28.04.2024.