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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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VI. Platin. Legirungen.
Von der Einwirkung des Platins aufs Silber beim Abtreiben war
S. 313 die Rede.


Vorprobe.

Um die Menge des Inquartationssilbers zu ermitteln, bedarfs
einer Vorprobe in der Weise, dass man höchstens 1/2 Grmm.
Legirung mit dem 2fachen Silber und der erforderlichen Blei-
menge bei sehr hoher Temperatur abtreibt, das Korn ausplattet
und in Röllchenform 2mal in einem Kolben mit reiner Schwefel-
säure von 1,85 spec. Gew. 10 Min. lang kocht, den Rückstand
erst mit Schwefelsäure, dann mit Wasser, wie bei der Gold-
probe, vollständig aussüsst, trocknet, glüht und wägt. Der
Kupfergehalt wird aus dem Verlust gefunden.


Hauptprobe.

Bei der Hauptprobe treibt man höchstens 1/2 Grmm. der
Legirung, je nach dem Ausfall der Vorprobe, mit dem erforder-
lichen Zusatze von reinem Silber oder Platin mit der nöthigen
Bleimenge in sehr hoher Temperatur ab. Zweckmässiger als
ein Zusatz von Platin ist ein solcher von Gold, weil sich die
Legirung dann leichter ausplattet und beim Abtreiben keiner so
hohen Hitze bedarf. Musste man viel Gold zusetzen, so kann
man das Verhältniss des Silbers gegen das Platingold auf 1 : 1 1/2
vermindern. Das Gold bleibt beim Platin. Das völlig bleifreie
und unter mehreren Ausglühungen ausgeblechte Korn wird mit
reiner Schwefelsäure von 1,85 spec. Gew. das erste Mal 10

12 Min. gekocht, die Lösung abgegossen, das Metall mit
etwas Schwefelsäure abgewaschen, nochmals 7 -- 8 Min. lang
mit frischer Säure gekocht und, wie oben angegeben, weiter
behandelt. Zugesetztes Gold oder Platin werden von dem ge-
fundenen Platingewichte abgezogen.


Platin mit
Gold etc.

§. 143. Platin mit Gold und Silber oder mit Gold, Silber und Kupfer.
Derartige Legirungen erfordern nachstehende Operationen, ein-
mal als Vorprobe, dann als Hauptprobe mit höchstens 1/2 Grmm.:

1) Ermittlung des Kupfergehaltes durch Abtreiben
mit Blei bei hoher Temperatur. Bei der Vorprobe nimmt man
eine reichliche Bleimenge (S. 323), bei der Hauptprobe je nach
dem Ausfall der Vorprobe die S. 323 angegebene Menge. Bei
fehlendem Kupfergehalt geht man gleich zur nachfolgenden
Operation über.

2) Trennung des Silbers von Gold und Platin
mittelst Schwefelsäure
, wobei aber nicht immer, wie bei
reinem Platin, das Verhältniss von Silber zu Platingold wie 2 : 1
zu nehmen, weil sich sonst kleine Mengen Platin in der

VI. Platin. Legirungen.
Von der Einwirkung des Platins aufs Silber beim Abtreiben war
S. 313 die Rede.


Vorprobe.

Um die Menge des Inquartationssilbers zu ermitteln, bedarfs
einer Vorprobe in der Weise, dass man höchstens ½ Grmm.
Legirung mit dem 2fachen Silber und der erforderlichen Blei-
menge bei sehr hoher Temperatur abtreibt, das Korn ausplattet
und in Röllchenform 2mal in einem Kolben mit reiner Schwefel-
säure von 1,85 spec. Gew. 10 Min. lang kocht, den Rückstand
erst mit Schwefelsäure, dann mit Wasser, wie bei der Gold-
probe, vollständig aussüsst, trocknet, glüht und wägt. Der
Kupfergehalt wird aus dem Verlust gefunden.


Hauptprobe.

Bei der Hauptprobe treibt man höchstens ½ Grmm. der
Legirung, je nach dem Ausfall der Vorprobe, mit dem erforder-
lichen Zusatze von reinem Silber oder Platin mit der nöthigen
Bleimenge in sehr hoher Temperatur ab. Zweckmässiger als
ein Zusatz von Platin ist ein solcher von Gold, weil sich die
Legirung dann leichter ausplattet und beim Abtreiben keiner so
hohen Hitze bedarf. Musste man viel Gold zusetzen, so kann
man das Verhältniss des Silbers gegen das Platingold auf 1 : 1 ½
vermindern. Das Gold bleibt beim Platin. Das völlig bleifreie
und unter mehreren Ausglühungen ausgeblechte Korn wird mit
reiner Schwefelsäure von 1,85 spec. Gew. das erste Mal 10

12 Min. gekocht, die Lösung abgegossen, das Metall mit
etwas Schwefelsäure abgewaschen, nochmals 7 — 8 Min. lang
mit frischer Säure gekocht und, wie oben angegeben, weiter
behandelt. Zugesetztes Gold oder Platin werden von dem ge-
fundenen Platingewichte abgezogen.


Platin mit
Gold etc.

§. 143. Platin mit Gold und Silber oder mit Gold, Silber und Kupfer.
Derartige Legirungen erfordern nachstehende Operationen, ein-
mal als Vorprobe, dann als Hauptprobe mit höchstens ½ Grmm.:

1) Ermittlung des Kupfergehaltes durch Abtreiben
mit Blei bei hoher Temperatur. Bei der Vorprobe nimmt man
eine reichliche Bleimenge (S. 323), bei der Hauptprobe je nach
dem Ausfall der Vorprobe die S. 323 angegebene Menge. Bei
fehlendem Kupfergehalt geht man gleich zur nachfolgenden
Operation über.

2) Trennung des Silbers von Gold und Platin
mittelst Schwefelsäure
, wobei aber nicht immer, wie bei
reinem Platin, das Verhältniss von Silber zu Platingold wie 2 : 1
zu nehmen, weil sich sonst kleine Mengen Platin in der

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[324/0362] VI. Platin. Legirungen. Von der Einwirkung des Platins aufs Silber beim Abtreiben war S. 313 die Rede. Um die Menge des Inquartationssilbers zu ermitteln, bedarfs einer Vorprobe in der Weise, dass man höchstens ½ Grmm. Legirung mit dem 2fachen Silber und der erforderlichen Blei- menge bei sehr hoher Temperatur abtreibt, das Korn ausplattet und in Röllchenform 2mal in einem Kolben mit reiner Schwefel- säure von 1,85 spec. Gew. 10 Min. lang kocht, den Rückstand erst mit Schwefelsäure, dann mit Wasser, wie bei der Gold- probe, vollständig aussüsst, trocknet, glüht und wägt. Der Kupfergehalt wird aus dem Verlust gefunden. Bei der Hauptprobe treibt man höchstens ½ Grmm. der Legirung, je nach dem Ausfall der Vorprobe, mit dem erforder- lichen Zusatze von reinem Silber oder Platin mit der nöthigen Bleimenge in sehr hoher Temperatur ab. Zweckmässiger als ein Zusatz von Platin ist ein solcher von Gold, weil sich die Legirung dann leichter ausplattet und beim Abtreiben keiner so hohen Hitze bedarf. Musste man viel Gold zusetzen, so kann man das Verhältniss des Silbers gegen das Platingold auf 1 : 1 ½ vermindern. Das Gold bleibt beim Platin. Das völlig bleifreie und unter mehreren Ausglühungen ausgeblechte Korn wird mit reiner Schwefelsäure von 1,85 spec. Gew. das erste Mal 10 12 Min. gekocht, die Lösung abgegossen, das Metall mit etwas Schwefelsäure abgewaschen, nochmals 7 — 8 Min. lang mit frischer Säure gekocht und, wie oben angegeben, weiter behandelt. Zugesetztes Gold oder Platin werden von dem ge- fundenen Platingewichte abgezogen. §. 143. Platin mit Gold und Silber oder mit Gold, Silber und Kupfer. Derartige Legirungen erfordern nachstehende Operationen, ein- mal als Vorprobe, dann als Hauptprobe mit höchstens ½ Grmm.: 1) Ermittlung des Kupfergehaltes durch Abtreiben mit Blei bei hoher Temperatur. Bei der Vorprobe nimmt man eine reichliche Bleimenge (S. 323), bei der Hauptprobe je nach dem Ausfall der Vorprobe die S. 323 angegebene Menge. Bei fehlendem Kupfergehalt geht man gleich zur nachfolgenden Operation über. 2) Trennung des Silbers von Gold und Platin mittelst Schwefelsäure, wobei aber nicht immer, wie bei reinem Platin, das Verhältniss von Silber zu Platingold wie 2 : 1 zu nehmen, weil sich sonst kleine Mengen Platin in der

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 324. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/362>, abgerufen am 23.11.2024.