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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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IV. Silber. Legirungen.

Man setzt jetzt auf das herausgenommene Glas h den mit de-
stillirtem Wasser befeuchteten Stöpsel (Fig. 156) und schüttelt die
trübe Flüssigkeit, indem man den Zeigefinger über den Stöpsel legt,
in kurzen Stössen kräftig gegen den oberen platten Glasrand
unter dem Halse, damit sich das Chlorsilber rasch zusammenballt
und die Flüssigkeit darüber sich völlig klärt. Dies wird befördert,
wenn die Wölbung des Glases unter dem Halse möglichst flach
ist, wo dann das Chlorsilber fester dagegen schlägt. Zur Ab-
haltung des Lichtes thut man das Glas wohl in eine Blechbüchse
und schüttelt sie; bei rascher Ausführung der Probe ist aber
diese Vorsichtsmassregel kaum nöthig.

Sind mehrere Proben auf einmal anzustellen, so bedient
man sich eines Schüttelapparates von Gay-Lussac oder
Mulder.

Bei Mulder's Apparat (Taf. VIII. Fig. 163, 164) ist auf
einem nach oben zugespitzten 0,2 Met. hohen, auf einem Tische
befestigten Holzblock a ein 1 M. langes und 0,15 M. breites
Brett b im Mittelpuncte durch ein Charnier c schaukelartig be-
weglich gemacht. An dem einen Ende des Brettes befindet sich
eine Handhabe d, auf dem anderen schraubt man zu beiden
Seiten quer über das Brett je einen hölzernen Kasten fest. Jeder
der beiden Kästen nimmt in 6 mit Tuch ausgefütterten Fächern
6 Flaschen auf. Nachdem letztere eingesetzt, spannt man einen
dicken, schwarzen, oben mit einem Streifen von vulkanisirtem
Kautschuk versehenen Tuchlappen über dem Kasten aus und
befestigt letzteren mittelst Schrauben, um ein Abspringen der
Stöpsel zu vermeiden, oder man setzt auf die Kästen e ausge-
fütterte Holzdeckel f mit Leitstäben h in Leitungen des Kastens,
welche erstere dann durch Schrauben festgeklemmt werden.

Der Apparat erhält mit der Hand bei d eine kräftige stoss-
weisse Bewegung, worauf sich die Flüssigkeit in den Gläsern
alsbald klärt. Unter den Kästen befindet sich auf dem Tische
k eine Feder.

Der complicirtere, wenig kräftiger wirkende Gay-Lussac-
sche Schüttelapparat
(Taf. VIII. Fig. 162) von Blech ent-
hält an einer Handhabe a 10 cylindrische Fächer b, hängt an
einer Schwungfeder c und wird durch Anfassen mit beiden Hän-
den bei a heftig auf- und nieder bewegt. Man befördert wohl
die Bewegung durch eine gewundene Schwungfeder d, welche
am Boden und am Schüttelapparat befestigt ist. Die Flaschen

IV. Silber. Legirungen.

Man setzt jetzt auf das herausgenommene Glas h den mit de-
stillirtem Wasser befeuchteten Stöpsel (Fig. 156) und schüttelt die
trübe Flüssigkeit, indem man den Zeigefinger über den Stöpsel legt,
in kurzen Stössen kräftig gegen den oberen platten Glasrand
unter dem Halse, damit sich das Chlorsilber rasch zusammenballt
und die Flüssigkeit darüber sich völlig klärt. Dies wird befördert,
wenn die Wölbung des Glases unter dem Halse möglichst flach
ist, wo dann das Chlorsilber fester dagegen schlägt. Zur Ab-
haltung des Lichtes thut man das Glas wohl in eine Blechbüchse
und schüttelt sie; bei rascher Ausführung der Probe ist aber
diese Vorsichtsmassregel kaum nöthig.

Sind mehrere Proben auf einmal anzustellen, so bedient
man sich eines Schüttelapparates von Gay-Lussac oder
Mulder.

Bei Mulder’s Apparat (Taf. VIII. Fig. 163, 164) ist auf
einem nach oben zugespitzten 0,2 Met. hohen, auf einem Tische
befestigten Holzblock a ein 1 M. langes und 0,15 M. breites
Brett b im Mittelpuncte durch ein Charnier c schaukelartig be-
weglich gemacht. An dem einen Ende des Brettes befindet sich
eine Handhabe d, auf dem anderen schraubt man zu beiden
Seiten quer über das Brett je einen hölzernen Kasten fest. Jeder
der beiden Kästen nimmt in 6 mit Tuch ausgefütterten Fächern
6 Flaschen auf. Nachdem letztere eingesetzt, spannt man einen
dicken, schwarzen, oben mit einem Streifen von vulkanisirtem
Kautschuk versehenen Tuchlappen über dem Kasten aus und
befestigt letzteren mittelst Schrauben, um ein Abspringen der
Stöpsel zu vermeiden, oder man setzt auf die Kästen e ausge-
fütterte Holzdeckel f mit Leitstäben h in Leitungen des Kastens,
welche erstere dann durch Schrauben festgeklemmt werden.

Der Apparat erhält mit der Hand bei d eine kräftige stoss-
weisse Bewegung, worauf sich die Flüssigkeit in den Gläsern
alsbald klärt. Unter den Kästen befindet sich auf dem Tische
k eine Feder.

Der complicirtere, wenig kräftiger wirkende Gay-Lussac-
sche Schüttelapparat
(Taf. VIII. Fig. 162) von Blech ent-
hält an einer Handhabe a 10 cylindrische Fächer b, hängt an
einer Schwungfeder c und wird durch Anfassen mit beiden Hän-
den bei a heftig auf- und nieder bewegt. Man befördert wohl
die Bewegung durch eine gewundene Schwungfeder d, welche
am Boden und am Schüttelapparat befestigt ist. Die Flaschen

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[286/0324] IV. Silber. Legirungen. Man setzt jetzt auf das herausgenommene Glas h den mit de- stillirtem Wasser befeuchteten Stöpsel (Fig. 156) und schüttelt die trübe Flüssigkeit, indem man den Zeigefinger über den Stöpsel legt, in kurzen Stössen kräftig gegen den oberen platten Glasrand unter dem Halse, damit sich das Chlorsilber rasch zusammenballt und die Flüssigkeit darüber sich völlig klärt. Dies wird befördert, wenn die Wölbung des Glases unter dem Halse möglichst flach ist, wo dann das Chlorsilber fester dagegen schlägt. Zur Ab- haltung des Lichtes thut man das Glas wohl in eine Blechbüchse und schüttelt sie; bei rascher Ausführung der Probe ist aber diese Vorsichtsmassregel kaum nöthig. Sind mehrere Proben auf einmal anzustellen, so bedient man sich eines Schüttelapparates von Gay-Lussac oder Mulder. Bei Mulder’s Apparat (Taf. VIII. Fig. 163, 164) ist auf einem nach oben zugespitzten 0,2 Met. hohen, auf einem Tische befestigten Holzblock a ein 1 M. langes und 0,15 M. breites Brett b im Mittelpuncte durch ein Charnier c schaukelartig be- weglich gemacht. An dem einen Ende des Brettes befindet sich eine Handhabe d, auf dem anderen schraubt man zu beiden Seiten quer über das Brett je einen hölzernen Kasten fest. Jeder der beiden Kästen nimmt in 6 mit Tuch ausgefütterten Fächern 6 Flaschen auf. Nachdem letztere eingesetzt, spannt man einen dicken, schwarzen, oben mit einem Streifen von vulkanisirtem Kautschuk versehenen Tuchlappen über dem Kasten aus und befestigt letzteren mittelst Schrauben, um ein Abspringen der Stöpsel zu vermeiden, oder man setzt auf die Kästen e ausge- fütterte Holzdeckel f mit Leitstäben h in Leitungen des Kastens, welche erstere dann durch Schrauben festgeklemmt werden. Der Apparat erhält mit der Hand bei d eine kräftige stoss- weisse Bewegung, worauf sich die Flüssigkeit in den Gläsern alsbald klärt. Unter den Kästen befindet sich auf dem Tische k eine Feder. Der complicirtere, wenig kräftiger wirkende Gay-Lussac- sche Schüttelapparat (Taf. VIII. Fig. 162) von Blech ent- hält an einer Handhabe a 10 cylindrische Fächer b, hängt an einer Schwungfeder c und wird durch Anfassen mit beiden Hän- den bei a heftig auf- und nieder bewegt. Man befördert wohl die Bewegung durch eine gewundene Schwungfeder d, welche am Boden und am Schüttelapparat befestigt ist. Die Flaschen

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 286. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/324>, abgerufen am 28.04.2024.