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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 111. Allgemeines.
nimmt, bei einem Gehalte von 1 % Silber im Probirgut aber
auf der Wage kaum bemerklich ist, so dass man diesen Verlust
bei silberärmerem Probirgut, namentlich bei merkantilischen
Erzproben ganz ausser Berücksichtigung lässt, denselben aber
bei silberreichen Legirungen (Münzen, Brandsilber, Blick-
silber etc.) nach durch Versuche ermittelten, zu einer Tabelle
formirten Zahlen in Anrechnung bringt, weil derselbe, dem
Procentgehalt nach zwar geringer, als bei ärmeren Proben, doch
bei höhern Gehalten auf das Resultat influirt.

Plattner1) hat für Löthrohrproben den Capellenzug fürGrösse der
Silberverluste

jeden wägbaren Silbergehalt unter 1 % bei verschiedenen Blei-
mengen festgestellt.

Die umfangreichsten Versuche zur Ermittelung der Silber-
verluste bei der später zu erwähnenden hauptsächlichsten Probe,
der Ansiedeprobe, sind von Klasek2) mit Przibramer Geschicken
sowohl, als mit reinem Silber und Blei angestellt, wobei sich
der Hauptsache nach Folgendes ergeben hat:

a) der mit abnehmenden Gehalten zunehmende Silberverlust
wird um so grösser, je mehr Blei vorhanden, ohne jedoch in
gleichem Verhältniss mit der Bleimenge zu steigen.

b) Am Ende des Abtreibens ist der Silberverlust am grössten,
und es findet sich etwa die Hälfte des ganzen Silberabganges
in dem kleinen Theil der Capellenmasse, auf welchem das
Treiben beendigt wird.

c) Unter sonst gleichen Umständen kann bei zu hoher
Temperatur der Silberverlust bis 50 % grösser sein, als bei
richtig geleiteter Temperatur, indem alsdann die Flüchtigkeit
des Bleies und Silbers zunimmt und die in grösserer Hitze
lockerer werdende Capelle mehr Blei- und Silberoxydul einsaugt.
Aehnlich verhalten sich gleich von vorn herein zu locker ge-
schlagene Capellen.

d) Je weiter man das Ansieden fortsetzt, um so kleiner
wird zwar der abzutreibende Werkbleikönig und um so ge-
ringer der Capellenzug, aber um so grösser auch der Silber-
gehalt in den Ansiedeschlacken; es pflegt aber im Allgemeinen
der totale Silberverlust bei Erzeugung kleinerer Werkbleikönige
geringer zu sein, als bei grössern, indem wegen längerer Dauer

1) Plattner-Richter's Probirkunst mit dem Löthrohre. 4. Aufl. 1865.
S. 530.
2) Oestr. Ztschr. 1857 S. 370.

§. 111. Allgemeines.
nimmt, bei einem Gehalte von 1 % Silber im Probirgut aber
auf der Wage kaum bemerklich ist, so dass man diesen Verlust
bei silberärmerem Probirgut, namentlich bei merkantilischen
Erzproben ganz ausser Berücksichtigung lässt, denselben aber
bei silberreichen Legirungen (Münzen, Brandsilber, Blick-
silber etc.) nach durch Versuche ermittelten, zu einer Tabelle
formirten Zahlen in Anrechnung bringt, weil derselbe, dem
Procentgehalt nach zwar geringer, als bei ärmeren Proben, doch
bei höhern Gehalten auf das Resultat influirt.

Plattner1) hat für Löthrohrproben den Capellenzug fürGrösse der
Silberverluste

jeden wägbaren Silbergehalt unter 1 % bei verschiedenen Blei-
mengen festgestellt.

Die umfangreichsten Versuche zur Ermittelung der Silber-
verluste bei der später zu erwähnenden hauptsächlichsten Probe,
der Ansiedeprobe, sind von Klasek2) mit Przibramer Geschicken
sowohl, als mit reinem Silber und Blei angestellt, wobei sich
der Hauptsache nach Folgendes ergeben hat:

a) der mit abnehmenden Gehalten zunehmende Silberverlust
wird um so grösser, je mehr Blei vorhanden, ohne jedoch in
gleichem Verhältniss mit der Bleimenge zu steigen.

b) Am Ende des Abtreibens ist der Silberverlust am grössten,
und es findet sich etwa die Hälfte des ganzen Silberabganges
in dem kleinen Theil der Capellenmasse, auf welchem das
Treiben beendigt wird.

c) Unter sonst gleichen Umständen kann bei zu hoher
Temperatur der Silberverlust bis 50 % grösser sein, als bei
richtig geleiteter Temperatur, indem alsdann die Flüchtigkeit
des Bleies und Silbers zunimmt und die in grösserer Hitze
lockerer werdende Capelle mehr Blei- und Silberoxydul einsaugt.
Aehnlich verhalten sich gleich von vorn herein zu locker ge-
schlagene Capellen.

d) Je weiter man das Ansieden fortsetzt, um so kleiner
wird zwar der abzutreibende Werkbleikönig und um so ge-
ringer der Capellenzug, aber um so grösser auch der Silber-
gehalt in den Ansiedeschlacken; es pflegt aber im Allgemeinen
der totale Silberverlust bei Erzeugung kleinerer Werkbleikönige
geringer zu sein, als bei grössern, indem wegen längerer Dauer

1) Plattner-Richter’s Probirkunst mit dem Löthrohre. 4. Aufl. 1865.
S. 530.
2) Oestr. Ztschr. 1857 S. 370.
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[237/0275] §. 111. Allgemeines. nimmt, bei einem Gehalte von 1 % Silber im Probirgut aber auf der Wage kaum bemerklich ist, so dass man diesen Verlust bei silberärmerem Probirgut, namentlich bei merkantilischen Erzproben ganz ausser Berücksichtigung lässt, denselben aber bei silberreichen Legirungen (Münzen, Brandsilber, Blick- silber etc.) nach durch Versuche ermittelten, zu einer Tabelle formirten Zahlen in Anrechnung bringt, weil derselbe, dem Procentgehalt nach zwar geringer, als bei ärmeren Proben, doch bei höhern Gehalten auf das Resultat influirt. Plattner 1) hat für Löthrohrproben den Capellenzug für jeden wägbaren Silbergehalt unter 1 % bei verschiedenen Blei- mengen festgestellt. Grösse der Silberverluste Die umfangreichsten Versuche zur Ermittelung der Silber- verluste bei der später zu erwähnenden hauptsächlichsten Probe, der Ansiedeprobe, sind von Klasek 2) mit Przibramer Geschicken sowohl, als mit reinem Silber und Blei angestellt, wobei sich der Hauptsache nach Folgendes ergeben hat: a) der mit abnehmenden Gehalten zunehmende Silberverlust wird um so grösser, je mehr Blei vorhanden, ohne jedoch in gleichem Verhältniss mit der Bleimenge zu steigen. b) Am Ende des Abtreibens ist der Silberverlust am grössten, und es findet sich etwa die Hälfte des ganzen Silberabganges in dem kleinen Theil der Capellenmasse, auf welchem das Treiben beendigt wird. c) Unter sonst gleichen Umständen kann bei zu hoher Temperatur der Silberverlust bis 50 % grösser sein, als bei richtig geleiteter Temperatur, indem alsdann die Flüchtigkeit des Bleies und Silbers zunimmt und die in grösserer Hitze lockerer werdende Capelle mehr Blei- und Silberoxydul einsaugt. Aehnlich verhalten sich gleich von vorn herein zu locker ge- schlagene Capellen. d) Je weiter man das Ansieden fortsetzt, um so kleiner wird zwar der abzutreibende Werkbleikönig und um so ge- ringer der Capellenzug, aber um so grösser auch der Silber- gehalt in den Ansiedeschlacken; es pflegt aber im Allgemeinen der totale Silberverlust bei Erzeugung kleinerer Werkbleikönige geringer zu sein, als bei grössern, indem wegen längerer Dauer 1) Plattner-Richter’s Probirkunst mit dem Löthrohre. 4. Aufl. 1865. S. 530. 2) Oestr. Ztschr. 1857 S. 370.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/275>, abgerufen am 21.11.2024.