witterung des Gesteins, woraus derselbe entstanden ist. Es kommen in den reinen Kaolinthonen Verbindungen von Al4Si3 + 6H, Al2Si + 2 H, Al2Si3 + 6 H und Al Si + 2 H vor. Letzteres Ver- hältniss entspricht der Zusammensetzung von 57,14 Si, 31,72 Al und 11,14 H. Man wendet den Thon wegen seines 20--30 % und mehr betragenden Thonerdegehaltes (S. 25) als Solvirungsmittel zur Schlackenbildung (S. 23) bei höheren Temperaturen an, muss aber dabei berücksichtigen, dass die an dieselbe gebundene Kieselsäure ihrerseits auch wirksam ist. Da die Thonerde als Säure und Base auftreten kann, so wirkt sie häufig als Aus- gleichungsmittel für nachtheilige Extreme im Verkieselungszu- stande. Reiner Thon vermag mit 3/4 seines Gewichtes Kalk eine gute Schlacke zu geben.
Man wendet den Thon am besten in Gestalt eines sich weiss brennenden, also möglichst eisenfreien geschlämmten Porzellan- oder Pfeifenthons im ungebrannten oder geglühten Zustande als Pulver an und muss, um richtig beschicken zu können, seine Zusammensetzung kennen. Die englischen Probirer bedienen sich z. B. des Chinathones (S. 77), welcher im gebrannten Zustande 53 Si und 47 Al enthält.
Der im metallurgischen Laboratorium zu Clausthal zuweilen gebrauchte Thon von Elbingerode am Harz enthält nach Streng 56.3 Si, 26.2 Al, 4.8 Fe, 1.6 Ca, 1.0 Mg, 3.8 K und 7.9 Na.
Basische Zu- schläge.
2) Basische Zuschläge, für Schmelzungen in niede- ren (Potasche, Soda etc.) und höheren Temperaturen (Kreide, Flussspath etc.).
Potasche.
a) Potasche, K C mit 68,09 K und 31,91 C, schmilzt für sich bei starker Hellrothglühhitze und wirkt bei höherer Tem- peratur kräftig solvirend auf Kieselsäure, leichter auf Silicate, indem 6--8 Theile davon letztere vollständig zum Fluss bringen. Ein Zusatz von Kohlenpulver begünstigt die Zersetzung durch leichtere Abscheidung der Kohlensäure unter Kohlenoxydgas- bildung. Auch besitzt die Potasche nach Berthier1) die Fähigkeit, mit kohlensauren und schwefelsauren Erden (CaC, MgC, BaC, CaS, auch Ca Fl) bei mehr oder weniger lebhafter Rothglühhitze zu mehr oder weniger flüssigen Verbindungen zusammenzuschmelzen, wobei entweder völlige Auflösung stattfindet (Baryt- und Stron- tiansalze) oder die Erden in der flüssigen Potasche mechanisch suspendirt bleiben; desgleichen schmilzt sie auch mit den meisten
1)Berthier-Kersten, analyt. Chemie. I, 433.
Probirreagentien f. trockne Proben.
witterung des Gesteins, woraus derselbe entstanden ist. Es kommen in den reinen Kaolinthonen Verbindungen von Al4Si3 + 6H, Al2Si + 2 H, Al2Si3 + 6 H und Al Si + 2 H vor. Letzteres Ver- hältniss entspricht der Zusammensetzung von 57,14 Si, 31,72 Al und 11,14 H. Man wendet den Thon wegen seines 20—30 % und mehr betragenden Thonerdegehaltes (S. 25) als Solvirungsmittel zur Schlackenbildung (S. 23) bei höheren Temperaturen an, muss aber dabei berücksichtigen, dass die an dieselbe gebundene Kieselsäure ihrerseits auch wirksam ist. Da die Thonerde als Säure und Base auftreten kann, so wirkt sie häufig als Aus- gleichungsmittel für nachtheilige Extreme im Verkieselungszu- stande. Reiner Thon vermag mit ¾ seines Gewichtes Kalk eine gute Schlacke zu geben.
Man wendet den Thon am besten in Gestalt eines sich weiss brennenden, also möglichst eisenfreien geschlämmten Porzellan- oder Pfeifenthons im ungebrannten oder geglühten Zustande als Pulver an und muss, um richtig beschicken zu können, seine Zusammensetzung kennen. Die englischen Probirer bedienen sich z. B. des Chinathones (S. 77), welcher im gebrannten Zustande 53 Si und 47 Al enthält.
Der im metallurgischen Laboratorium zu Clausthal zuweilen gebrauchte Thon von Elbingerode am Harz enthält nach Streng 56.3 Si, 26.2 Al, 4.8 Fe, 1.6 Ca, 1.0 Mg, 3.8 K und 7.9 Na.
Basische Zu- schläge.
2) Basische Zuschläge, für Schmelzungen in niede- ren (Potasche, Soda etc.) und höheren Temperaturen (Kreide, Flussspath etc.).
Potasche.
a) Potasche, K C mit 68,09 K und 31,91 C, schmilzt für sich bei starker Hellrothglühhitze und wirkt bei höherer Tem- peratur kräftig solvirend auf Kieselsäure, leichter auf Silicate, indem 6—8 Theile davon letztere vollständig zum Fluss bringen. Ein Zusatz von Kohlenpulver begünstigt die Zersetzung durch leichtere Abscheidung der Kohlensäure unter Kohlenoxydgas- bildung. Auch besitzt die Potasche nach Berthier1) die Fähigkeit, mit kohlensauren und schwefelsauren Erden (CaC, MgC, BaC, CaS, auch Ca Fl) bei mehr oder weniger lebhafter Rothglühhitze zu mehr oder weniger flüssigen Verbindungen zusammenzuschmelzen, wobei entweder völlige Auflösung stattfindet (Baryt- und Stron- tiansalze) oder die Erden in der flüssigen Potasche mechanisch suspendirt bleiben; desgleichen schmilzt sie auch mit den meisten
1)Berthier-Kersten, analyt. Chemie. I, 433.
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Probirreagentien f. trockne Proben.
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Al2Si + 2 H, Al2Si3 + 6 H und Al Si + 2 H vor. Letzteres Ver-
hältniss entspricht der Zusammensetzung von 57,14 Si, 31,72 Al
und 11,14 H. Man wendet den Thon wegen seines 20—30 % und
mehr betragenden Thonerdegehaltes (S. 25) als Solvirungsmittel
zur Schlackenbildung (S. 23) bei höheren Temperaturen an,
muss aber dabei berücksichtigen, dass die an dieselbe gebundene
Kieselsäure ihrerseits auch wirksam ist. Da die Thonerde als
Säure und Base auftreten kann, so wirkt sie häufig als Aus-
gleichungsmittel für nachtheilige Extreme im Verkieselungszu-
stande. Reiner Thon vermag mit ¾ seines Gewichtes Kalk
eine gute Schlacke zu geben.
Man wendet den Thon am besten in Gestalt eines sich weiss
brennenden, also möglichst eisenfreien geschlämmten Porzellan-
oder Pfeifenthons im ungebrannten oder geglühten Zustande
als Pulver an und muss, um richtig beschicken zu können, seine
Zusammensetzung kennen. Die englischen Probirer bedienen
sich z. B. des Chinathones (S. 77), welcher im gebrannten
Zustande 53 Si und 47 Al enthält.
Der im metallurgischen Laboratorium zu Clausthal zuweilen
gebrauchte Thon von Elbingerode am Harz enthält nach Streng
56.3 Si, 26.2 Al, 4.8 Fe, 1.6 Ca, 1.0 Mg, 3.8 K und 7.9 Na.
2) Basische Zuschläge, für Schmelzungen in niede-
ren (Potasche, Soda etc.) und höheren Temperaturen (Kreide,
Flussspath etc.).
a) Potasche, K C mit 68,09 K und 31,91 C, schmilzt für
sich bei starker Hellrothglühhitze und wirkt bei höherer Tem-
peratur kräftig solvirend auf Kieselsäure, leichter auf Silicate,
indem 6—8 Theile davon letztere vollständig zum Fluss bringen.
Ein Zusatz von Kohlenpulver begünstigt die Zersetzung durch
leichtere Abscheidung der Kohlensäure unter Kohlenoxydgas-
bildung. Auch besitzt die Potasche nach Berthier 1) die Fähigkeit,
mit kohlensauren und schwefelsauren Erden (CaC, MgC, BaC, CaS,
auch Ca Fl) bei mehr oder weniger lebhafter Rothglühhitze zu
mehr oder weniger flüssigen Verbindungen zusammenzuschmelzen,
wobei entweder völlige Auflösung stattfindet (Baryt- und Stron-
tiansalze) oder die Erden in der flüssigen Potasche mechanisch
suspendirt bleiben; desgleichen schmilzt sie auch mit den meisten
1) Berthier-Kersten, analyt. Chemie. I, 433.
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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 122. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/160>, abgerufen am 22.07.2024.
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