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Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866.

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§. 58. Solvirende Zuschläge.

c) Borax, im wasserhaltigen Zustande (Na B2 + 10 H mitBorax.
16,37 Na, 36,53 B und 47,10 H und Na B2 + 5 H mit 21,41 Na,
47,79 B und 30,80 H) und entwässert (calcinirter Borax,
Boraxglas
), schmilzt in niedrigerer Temperatur, als Glas,
verbindet sich schon in solcher leicht mit Erden und Metall-
oxyden, wird jedoch auch in höheren Temperaturen angewandt,
z. B. bei Eisenproben, wo er sich aber bei seiner Leichtflüssig-
keit mit dem Eisenoxydul vor dessen Reduction verbinden kann,
wenn nicht durch einen gleichzeitigen Kalkzuschlag die Schmelz-
barkeit der Beschickung vermindert wird. Ausserdem besitzt
er die Fähigkeit mit Kieselsäure und Silicaten, z. B. Thon,
mehr oder weniger leichtschmelzige Verbindungen einzugehen.
Bei hoher Temperatur ist derselbe nicht unbedeutend flüchtig,
scheidet dann auch im Gemenge mit Silicaten flüchtige Borsäure,
mit sehr basischen Silicaten flüchtiges Natron ab. Im uncalci-
nirten Zustande bläht er sich stark auf.

Boraxglas wird dadurch erhalten, dass man Boraxstücke
nach und nach in einen in der glühenden Muffel stehenden
Thontiegel einträgt, zum Schmelzen bringt, den Inhalt des Tie-
gels in einen blanken Metallmörser entleert, die glasige Masse
nach dem Erkalten zerkleint und siebt. Man wendet denselben
Tiegel wiederholt zum Umschmelzen an, weil die darin gebildete
Glasur ein Auflösen der Tiegelwände verhindert.

d) Phosphorsalz, (Na, NH4, H) P + 8 H mit 14,90 Na,Phosphorsalz.
12,46 NH4, 4,29 basischem und 34,32 Krystallwasser und 34,03
Phosphorsäure, wird zuweilen als noch energischeres Solvirungs-
mittel, wie Borax, angewandt, z. B. bei Nickelproben zur Tren-
nung des Nickels vom Kupfer, indem die Phosphorsäure nach
dem Austreiben des Ammoniaks und Wassers in der Hitze alle
Basen aufnimmt und sich mehr oder minder leicht schmelzbare
Doppelsalze bilden. Phosphorsalz ist zäher im Fluss, als Borax,
und bedarf deshalb höherer Temperatur zur Hervorbringung der
erforderlichen Reactionen.

Das käufliche Phosphorsalz enthält häufig Chlornatrium, von welchem
es durch Auflösen in einer geringen Menge siedenden Wassers und Krystal-
lisirenlassen gereinigt wird. Vor dem Hinzuthun des Probirgutes wird das-
selbe gewöhnlich im heissen Probirgefäss selbst von seinem Wasser- und
Ammoniakgehalt unter starkem Aufblähen befreit, worauf es still fliesst. Auch
kann, ähnlich wie beim Borax, eine vorherige Calcination stattfinden.

e) Thon, im Wesentlichen kieselsaure Thonerde mit WasserThon.
in schwankenden Verhältnissen je nach dem Grade der Ver-

§. 58. Solvirende Zuschläge.

c) Borax, im wasserhaltigen Zustande (Na B2 + 10 H mitBorax.
16,37 Na, 36,53 B und 47,10 H und Na B2 + 5 H mit 21,41 Na,
47,79 B und 30,80 H) und entwässert (calcinirter Borax,
Boraxglas
), schmilzt in niedrigerer Temperatur, als Glas,
verbindet sich schon in solcher leicht mit Erden und Metall-
oxyden, wird jedoch auch in höheren Temperaturen angewandt,
z. B. bei Eisenproben, wo er sich aber bei seiner Leichtflüssig-
keit mit dem Eisenoxydul vor dessen Reduction verbinden kann,
wenn nicht durch einen gleichzeitigen Kalkzuschlag die Schmelz-
barkeit der Beschickung vermindert wird. Ausserdem besitzt
er die Fähigkeit mit Kieselsäure und Silicaten, z. B. Thon,
mehr oder weniger leichtschmelzige Verbindungen einzugehen.
Bei hoher Temperatur ist derselbe nicht unbedeutend flüchtig,
scheidet dann auch im Gemenge mit Silicaten flüchtige Borsäure,
mit sehr basischen Silicaten flüchtiges Natron ab. Im uncalci-
nirten Zustande bläht er sich stark auf.

Boraxglas wird dadurch erhalten, dass man Boraxstücke
nach und nach in einen in der glühenden Muffel stehenden
Thontiegel einträgt, zum Schmelzen bringt, den Inhalt des Tie-
gels in einen blanken Metallmörser entleert, die glasige Masse
nach dem Erkalten zerkleint und siebt. Man wendet denselben
Tiegel wiederholt zum Umschmelzen an, weil die darin gebildete
Glasur ein Auflösen der Tiegelwände verhindert.

d) Phosphorsalz, (Na, NH4, H) P + 8 H mit 14,90 Na,Phosphorsalz.
12,46 NH4, 4,29 basischem und 34,32 Krystallwasser und 34,03
Phosphorsäure, wird zuweilen als noch energischeres Solvirungs-
mittel, wie Borax, angewandt, z. B. bei Nickelproben zur Tren-
nung des Nickels vom Kupfer, indem die Phosphorsäure nach
dem Austreiben des Ammoniaks und Wassers in der Hitze alle
Basen aufnimmt und sich mehr oder minder leicht schmelzbare
Doppelsalze bilden. Phosphorsalz ist zäher im Fluss, als Borax,
und bedarf deshalb höherer Temperatur zur Hervorbringung der
erforderlichen Reactionen.

Das käufliche Phosphorsalz enthält häufig Chlornatrium, von welchem
es durch Auflösen in einer geringen Menge siedenden Wassers und Krystal-
lisirenlassen gereinigt wird. Vor dem Hinzuthun des Probirgutes wird das-
selbe gewöhnlich im heissen Probirgefäss selbst von seinem Wasser- und
Ammoniakgehalt unter starkem Aufblähen befreit, worauf es still fliesst. Auch
kann, ähnlich wie beim Borax, eine vorherige Calcination stattfinden.

e) Thon, im Wesentlichen kieselsaure Thonerde mit WasserThon.
in schwankenden Verhältnissen je nach dem Grade der Ver-

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[121/0159] §. 58. Solvirende Zuschläge. c) Borax, im wasserhaltigen Zustande (Na B2 + 10 H mit 16,37 Na, 36,53 B und 47,10 H und Na B2 + 5 H mit 21,41 Na, 47,79 B und 30,80 H) und entwässert (calcinirter Borax, Boraxglas), schmilzt in niedrigerer Temperatur, als Glas, verbindet sich schon in solcher leicht mit Erden und Metall- oxyden, wird jedoch auch in höheren Temperaturen angewandt, z. B. bei Eisenproben, wo er sich aber bei seiner Leichtflüssig- keit mit dem Eisenoxydul vor dessen Reduction verbinden kann, wenn nicht durch einen gleichzeitigen Kalkzuschlag die Schmelz- barkeit der Beschickung vermindert wird. Ausserdem besitzt er die Fähigkeit mit Kieselsäure und Silicaten, z. B. Thon, mehr oder weniger leichtschmelzige Verbindungen einzugehen. Bei hoher Temperatur ist derselbe nicht unbedeutend flüchtig, scheidet dann auch im Gemenge mit Silicaten flüchtige Borsäure, mit sehr basischen Silicaten flüchtiges Natron ab. Im uncalci- nirten Zustande bläht er sich stark auf. Borax. Boraxglas wird dadurch erhalten, dass man Boraxstücke nach und nach in einen in der glühenden Muffel stehenden Thontiegel einträgt, zum Schmelzen bringt, den Inhalt des Tie- gels in einen blanken Metallmörser entleert, die glasige Masse nach dem Erkalten zerkleint und siebt. Man wendet denselben Tiegel wiederholt zum Umschmelzen an, weil die darin gebildete Glasur ein Auflösen der Tiegelwände verhindert. d) Phosphorsalz, (Na, NH4, H) P + 8 H mit 14,90 Na, 12,46 NH4, 4,29 basischem und 34,32 Krystallwasser und 34,03 Phosphorsäure, wird zuweilen als noch energischeres Solvirungs- mittel, wie Borax, angewandt, z. B. bei Nickelproben zur Tren- nung des Nickels vom Kupfer, indem die Phosphorsäure nach dem Austreiben des Ammoniaks und Wassers in der Hitze alle Basen aufnimmt und sich mehr oder minder leicht schmelzbare Doppelsalze bilden. Phosphorsalz ist zäher im Fluss, als Borax, und bedarf deshalb höherer Temperatur zur Hervorbringung der erforderlichen Reactionen. Phosphorsalz. Das käufliche Phosphorsalz enthält häufig Chlornatrium, von welchem es durch Auflösen in einer geringen Menge siedenden Wassers und Krystal- lisirenlassen gereinigt wird. Vor dem Hinzuthun des Probirgutes wird das- selbe gewöhnlich im heissen Probirgefäss selbst von seinem Wasser- und Ammoniakgehalt unter starkem Aufblähen befreit, worauf es still fliesst. Auch kann, ähnlich wie beim Borax, eine vorherige Calcination stattfinden. e) Thon, im Wesentlichen kieselsaure Thonerde mit Wasser in schwankenden Verhältnissen je nach dem Grade der Ver- Thon.

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Zitationshilfe: Kerl, Bruno: Metallurgische Probirkunst. Leipzig, 1866, S. 121. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kerl_metallurgische_1866/159>, abgerufen am 23.11.2024.