Kepler, Johannes: Tertius interveniens. Franckfurt am Mäyn, 1610.Also sihet man/ wann es früh kalt wirdt/ vnd ein lindter Winter folgt/ daß es hernach gern auch spaate Kälte gibt: Als ob die Kälte einer gewissen maaß materialiter außgemessen/ vnnd sich von einer vnnatürlichen Wärme/ wie das Wasser im Bach durch einen grossen Stein von einander theilen/ vnd halb hinder sich/ halb für sich schalten liesse. Die Wärme Anno 1606. im Decembr. hat gleichsfalls jhre verborgene Vrsach in dem Erdtboden gehabt. Dann auch der Sommer zuvor feucht vnd vngesundt gewest/ daher ein Sterben gefolgt. Dann wann es viel von vnten auff dauwet/ da ist es vnnatürlich warm/ dann nicht allein die Sonne wärme gibt/ sondern auch die Erde in jhr selber eine Wärme hat/ wie Abrahamus Scultetus in seinem Sermon wider die Sternguckerey recht erjnnert: ohne welche Wärme nicht müglich ist/ daß ein materia aquosa in die Höhe gehe. Dann wann diese Wärme nachlässet/ dadurch eine solche materia hinauff kommen/ so gehet sie tropffen oder flockenweiß zusammen/ vnd fället wider vnter sich. CXXXVI. Cardanus mag den Aphorismum etwa Anno 1548. geschrieben haben/ vnd nur auff ein Jahr/ vnd zwar totaliter darauff gesehen/ wie jetzo von den Astrologis geklagt worden. Er ist in Astrologia nit der beste/ so anderst ein Wahl vnter solchen Scribenten/ wie gut er in Medicina sey/ mag D. Feselius vrtheilen Wann er einer Sach mit Fleiß nachtrachten wöllen/ glaub ich wol/ daß er ein diuinum ingenium möge gehabt haben. Er steckt aber so voller vnbesunnener eynfälle/ daß nicht müglich ist/ er dem hundersten Theil mit gebührendem Fleiß nachgetrachtet habe. Man siehet offt in seinen Aphorismis, daß er sie auß einem einigen Exempel daher schreibe/ welches er fein nechst darbey/ oder nit weyt darvon setzt. Jn Summa/ er hat seinen Eynfällen getrauwet/ als weren es oracula, vnd hierzu sich seines erlangten Ruffs/ vnd der Leute Vnwissenheit Uiijr
Also sihet man/ wann es früh kalt wirdt/ vnd ein lindter Winter folgt/ daß es hernach gern auch spaate Kälte gibt: Als ob die Kälte einer gewissen maaß materialiter außgemessen/ vnnd sich von einer vnnatürlichen Wärme/ wie das Wasser im Bach durch einen grossen Stein von einander theilen/ vnd halb hinder sich/ halb für sich schalten liesse. Die Wärme Anno 1606. im Decembr. hat gleichsfalls jhre verborgene Vrsach in dem Erdtboden gehabt. Dann auch der Sommer zuvor feucht vnd vngesundt gewest/ daher ein Sterben gefolgt. Dann wann es viel von vnten auff dauwet/ da ist es vnnatürlich warm/ dann nicht allein die Sonne wärme gibt/ sondern auch die Erde in jhr selber eine Wärme hat/ wie Abrahamus Scultetus in seinem Sermon wider die Sternguckerey recht erjnnert: ohne welche Wärme nicht müglich ist/ daß ein materia aquosa in die Höhe gehe. Dann wann diese Wärme nachlässet/ dadurch eine solche materia hinauff kommen/ so gehet sie tropffen oder flockenweiß zusammen/ vnd fället wider vnter sich. CXXXVI. Cardanus mag den Aphorismum etwa Anno 1548. geschrieben haben/ vnd nur auff ein Jahr/ vnd zwar totaliter darauff gesehen/ wie jetzo von den Astrologis geklagt worden. Er ist in Astrologia nit der beste/ so anderst ein Wahl vnter solchen Scribenten/ wie gut er in Medicina sey/ mag D. Feselius vrtheilen Wann er einer Sach mit Fleiß nachtrachten wöllen/ glaub ich wol/ daß er ein diuinum ingenium möge gehabt haben. Er steckt aber so voller vnbesunnener eynfälle/ daß nicht müglich ist/ er dem hundersten Theil mit gebührendem Fleiß nachgetrachtet habe. Man siehet offt in seinen Aphorismis, daß er sie auß einem einigen Exempel daher schreibe/ welches er fein nechst darbey/ oder nit weyt darvon setzt. Jn Summa/ er hat seinen Eynfällen getrauwet/ als weren es oracula, vnd hierzu sich seines erlangten Ruffs/ vnd der Leute Vnwissenheit Uiijr
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Also sihet man/ wann es früh kalt wirdt/ vnd ein lindter Winter folgt/ daß es hernach gern auch spaate Kälte gibt: Als ob die Kälte einer gewissen maaß materialiter außgemessen/ vnnd sich von einer vnnatürlichen Wärme/ wie das Wasser im Bach durch einen grossen Stein von einander theilen/ vnd halb hinder sich/ halb für sich schalten liesse.
Die Wärme Anno 1606. im Decembr. hat gleichsfalls jhre verborgene Vrsach in dem Erdtboden gehabt. Dann auch der Sommer zuvor feucht vnd vngesundt gewest/ daher ein Sterben gefolgt. Dann wann es viel von vnten auff dauwet/ da ist es vnnatürlich warm/ dann nicht allein die Sonne wärme gibt/ sondern auch die Erde in jhr selber eine Wärme hat/ wie Abrahamus Scultetus in seinem Sermon wider die Sternguckerey recht erjnnert: ohne welche Wärme nicht müglich ist/ daß ein materia aquosa in die Höhe gehe. Dann wann diese Wärme nachlässet/ dadurch eine solche materia hinauff kommen/ so gehet sie tropffen oder flockenweiß zusammen/ vnd fället wider vnter sich.
CXXXVI.
Cardanus mag den Aphorismum etwa Anno 1548. geschrieben haben/ vnd nur auff ein Jahr/ vnd zwar totaliter darauff gesehen/ wie jetzo von den Astrologis geklagt worden. Er ist in Astrologia nit der beste/ so anderst ein Wahl vnter solchen Scribenten/ wie gut er in Medicina sey/ mag D. Feselius vrtheilen Wann er einer Sach mit Fleiß nachtrachten wöllen/ glaub ich wol/ daß er ein diuinum ingenium möge gehabt haben. Er steckt aber so voller vnbesunnener eynfälle/ daß nicht müglich ist/ er dem hundersten Theil mit gebührendem Fleiß nachgetrachtet habe.
Man siehet offt in seinen Aphorismis, daß er sie auß einem einigen Exempel daher schreibe/ welches er fein nechst darbey/ oder nit weyt darvon setzt.
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(2013-11-19T13:21:53Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Oliver Trübestein: Bereitstellung der Texttranskription.
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Hannah Sophia Glaum: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2013-11-19T13:21:53Z)
Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel: Bereitstellung der Bilddigitalisate (Signatur Nx 22 (1))
(2013-12-10T14:15:34Z)
Weitere Informationen:Die Transkription erfolgte nach den unter http://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien. Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst). Als Leitdruck wurde ein gescannter Ausschnitt aus Johannes Kepler: Gesammelte Werke. Band IV herangezogen. Die beim Leitdruck genannte Bibliothek ist nur eine von vielen, die dieses Buch besitzt.
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