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Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.

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D. Röslin. Jch will aber nit dis/ sonder vil mehr das gegentheil/ nemblich der Staden Freyheit prognosticiert vnd getroffen haben.

Keppler. Jch wette mit D. Röslin vmb etwas/ damaln D. Rößlin sein Epistolam geschriben/ habe er gemeint/ die Staaden werden huldigen/ vnd werde also alles das jenige/ warzu sie dise 30 Jahr hero kommen/ welliches D. Rößlin in seinem vierten Capitel hoch rühmet/ widerumb ein Catastrophen haben/ das ist zuruck fallen. Dann er hat ja geschriben/ es sey zum theil erfüllet jetzund im Niderland. Was ist dann damal geschehen Anno 1604 im Niderland/ das nit mehr den Spaniern dann den Staden fürträglich gewest were?

Fol. I iij. a. D. Rößlin. Was Kepplerus von Engelland meint/ kan ich nit recht verstehen.

Keppler. Wann Anno 1604 in Engelland die Relligion wie Anno 1554 were verändert worden/ das wer ein Catastrophe gewest. Weil aber solliches nit geschehen/ vnangesehen ein theil solliches gehoffet/ der andere geförchtet: so ist es vilmehr ein Anastrophe, ein widerauffrichtung deren gedancken/ so bey einem vnd andern theil fallen wollen. Diß nennet aber D. Rößlin auch ein Catastrophen, vnd merck ich endlich/ worinnen wir vns verstossen. Catastrophe ist ein Wort/ genommen auß den Comoedien, dann also nennet man den fünfften vnnd letzten Actum. Da heist nun D. Rößlin alles das jenig ein Catastrophen, welliches einen langwirigen handel beschleust/ wie der fünffte Actus die Comoediam beschleust.

Mir aber heist das ein Catastrophe, welliches also beschaffen ist/ wie der fünffte Actus in der Comoedia, da muß sich das spill vnverhoffentlich auß einer widerwertigkeit in ein frewd/ oder in der Tragoedia auß einem wolstand in ein erbärmlichen fall verkehren/ sonst ist es kein rechte Comoedia oder Tragoedia. Vnd also gewinnet D. Röslin auch mit Engelland/ wann er das wort Catastrophe auch für sich brauchet.

D. Rößlin. Was darff Keppler sagen hat der König in Engelland nit alles nach seinem wunsch zu ruhe gebracht.

Keppler. Jch hab ein sonderlich vnglück bey D. Rößlins vnvernemen/

D. Röslin. Jch will aber nit dis/ sonder vil mehr das gegentheil/ nemblich der Staden Freyheit prognosticiert vnd getroffen haben.

Keppler. Jch wette mit D. Röslin vmb etwas/ damaln D. Rößlin sein Epistolam geschriben/ habe er gemeint/ die Staaden werden huldigen/ vnd werde also alles das jenige/ warzu sie dise 30 Jahr hero kommen/ welliches D. Rößlin in seinem vierten Capitel hoch rühmet/ widerumb ein Catastrophen haben/ das ist zuruck fallen. Dann er hat ja geschriben/ es sey zum theil erfüllet jetzund im Niderland. Was ist dann damal geschehen Anno 1604 im Niderland/ das nit mehr den Spaniern dann den Staden fürträglich gewest were?

Fol. I iij. a. D. Rößlin. Was Kepplerus von Engelland meint/ kan ich nit recht verstehen.

Keppler. Wann Anno 1604 in Engelland die Relligion wie Anno 1554 were verändert worden/ das wer ein Catastrophe gewest. Weil aber solliches nit geschehen/ vnangesehen ein theil solliches gehoffet/ der andere geförchtet: so ist es vilmehr ein Anastrophe, ein widerauffrichtung deren gedancken/ so bey einem vnd andern theil fallen wollen. Diß nennet aber D. Rößlin auch ein Catastrophen, vnd merck ich endlich/ worinnen wir vns verstossen. Catastrophe ist ein Wort/ genommen auß den Comoedien, dann also nennet man den fünfften vnnd letzten Actum. Da heist nun D. Rößlin alles das jenig ein Catastrophen, welliches einen langwirigen handel beschleust/ wie der fünffte Actus die Comoediam beschleust.

Mir aber heist das ein Catastrophe, welliches also beschaffen ist/ wie der fünffte Actus in der Comoedia, da muß sich das spill vnverhoffentlich auß einer widerwertigkeit in ein frewd/ oder in der Tragoedia auß einem wolstand in ein erbärmlichen fall verkehren/ sonst ist es kein rechte Comoedia oder Tragoedia. Vnd also gewinnet D. Röslin auch mit Engelland/ wann er das wort Catastrophe auch für sich brauchet.

D. Rößlin. Was darff Keppler sagen hat der König in Engelland nit alles nach seinem wunsch zu ruhe gebracht.

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[[53]/0055] D. Röslin. Jch will aber nit dis/ sonder vil mehr das gegentheil/ nemblich der Staden Freyheit prognosticiert vnd getroffen haben. Keppler. Jch wette mit D. Röslin vmb etwas/ damaln D. Rößlin sein Epistolam geschriben/ habe er gemeint/ die Staaden werden huldigen/ vnd werde also alles das jenige/ warzu sie dise 30 Jahr hero kommen/ welliches D. Rößlin in seinem vierten Capitel hoch rühmet/ widerumb ein Catastrophen haben/ das ist zuruck fallen. Dann er hat ja geschriben/ es sey zum theil erfüllet jetzund im Niderland. Was ist dann damal geschehen Anno 1604 im Niderland/ das nit mehr den Spaniern dann den Staden fürträglich gewest were? Fol. I iij. a. D. Rößlin. Was Kepplerus von Engelland meint/ kan ich nit recht verstehen. Keppler. Wann Anno 1604 in Engelland die Relligion wie Anno 1554 were verändert worden/ das wer ein Catastrophe gewest. Weil aber solliches nit geschehen/ vnangesehen ein theil solliches gehoffet/ der andere geförchtet: so ist es vilmehr ein Anastrophe, ein widerauffrichtung deren gedancken/ so bey einem vnd andern theil fallen wollen. Diß nennet aber D. Rößlin auch ein Catastrophen, vnd merck ich endlich/ worinnen wir vns verstossen. Catastrophe ist ein Wort/ genommen auß den Comoedien, dann also nennet man den fünfften vnnd letzten Actum. Da heist nun D. Rößlin alles das jenig ein Catastrophen, welliches einen langwirigen handel beschleust/ wie der fünffte Actus die Comoediam beschleust. Mir aber heist das ein Catastrophe, welliches also beschaffen ist/ wie der fünffte Actus in der Comoedia, da muß sich das spill vnverhoffentlich auß einer widerwertigkeit in ein frewd/ oder in der Tragoedia auß einem wolstand in ein erbärmlichen fall verkehren/ sonst ist es kein rechte Comoedia oder Tragoedia. Vnd also gewinnet D. Röslin auch mit Engelland/ wann er das wort Catastrophe auch für sich brauchet. D. Rößlin. Was darff Keppler sagen hat der König in Engelland nit alles nach seinem wunsch zu ruhe gebracht. Keppler. Jch hab ein sonderlich vnglück bey D. Rößlins vnvernemen/

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Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Gloning: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Irmtraud Neumeier: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Nicolas Roudet: Bereitstellung der Texttranskription. (2013-11-25T20:48:33Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Marc Kuse: Bearbeitung der digitalen Edition. (2013-11-25T20:48:33Z)
SLUB Dresden: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-12-10T13:26:34Z)

Weitere Informationen:

Reste a corriger : figures astrologiques (p. 104), grec (pp. 114, 117, 134, 135)

Bleibt noch zu korrigieren : astrologische Figuren (Seite 104 KGW), griechisch (Seite 114, 117, 134, 135).

Die Transkription erfolgte nach den unter https://www.deutschestextarchiv.de/doku/basisformat formulierten Richtlinien.

Verfahren der Texterfassung: manuell (einfach erfasst).

Die Transkription beruht auf dem Abdruck des Textes in Max Caspar und Franz Hammer (Hg.): Johannes Kepler, Gesammelte Werke. München 1941 (= Kleinere Schriften 1601/1611, Bd. 4), S. 103–144.

  • fremdsprachliches Material: gekennzeichnet
  • Zeilenfall: aufgehoben
  • Silbentrennung: aufgehoben



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Zitationshilfe: Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609, S. [53]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609/55>, abgerufen am 08.05.2024.