Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609.Keppler. Aber die definitiones verborum als ein hochnotwendig stuck/ stehen allzeit vornen an: die hat D. Röslin außgelassen/ soviel auß folgenden worten abzunemen. D. Rößlin. Jst nun Kepplerus ein dapfferer Man/ vnnd ein Mathematicus, soll er sich dieser Logischen vnd Thorechten weiß zuschreiben billich schämen/ vnd soll ein glehrter des andern wort nit so leicht auffassen/ wann sie schon etwa dunckel seind vnd anders gezogen werden mögen. Keppler. Warlich Herr Doctor/ mein allzuviel vnnd starcke lieb zu der Mathematica hat mich ad insaniam/ das ist/ zu dieser thorhait gebracht/ das ich des H. D. wort Mathematice, das ist schlecht wie sie lautten/ auffgefangen: dann in Euclide bedarff es nit vil rathens wie ers gemaint da lassen sich die wort auch nit ziehen/ sondern seind Sonnenklar. D. Röslin. Es soll einer des andern Gemüth vnd Sinn fassen/ sonderlich ein freund des andern/ vnd darnach alles richten. Keppler. Dise reden gehören für politicos vnd weltiche hendel/ nit für disputatores philosophicos: Jch bin vnd bleib ein gut Freund politice, vnd gestehe keinswegs/ das ich hiermit D. Röslins gestumpffiert habe: wann ich schon sag Non sequitur et tamen verum factum est: quod valde miror. D. Rößlin. Was aber hievon mein Sinn vnd Gemüht/ ist im vorigen Capitel außgeführet worden. Keppler. Ja jetzo ist es geschehen/ Jch aber hab zuvor geschriben/ bin derhalb mit dieser jetzigen erklärung nichts desto höher anklaget. Doch will ich die jetzige erklärung vber die hievorige nicht gelobt haben. Dann so man die mir/ als einem Mathematico auffdrechen vnd einschieben wolte/ müste ich meines beruffs Ehr retten/ vnnd mich eben so starck drüber verwundern/ als in meim Buch de stella beschehen: dann es einmal nichts mathematicum das ist nichts necessarium ist/ sondern auff eiteln vernünfftigen conjecturis beruhet. D. Rößlin. Die Cometen, so vor dem 1556. Jahr gewesen/ gehören nit zu diesem handel: haben jre sachen bedeutet/ die alle Anno1557 zu end gelauffen. Keppler. Aber die definitiones verborum als ein hochnotwendig stuck/ stehen allzeit vornen an: die hat D. Röslin außgelassen/ soviel auß folgenden worten abzunemen. D. Rößlin. Jst nun Kepplerus ein dapfferer Man/ vnnd ein Mathematicus, soll er sich dieser Logischen vnd Thorechten weiß zuschreiben billich schämen/ vnd soll ein glehrter des andern wort nit so leicht auffassen/ wann sie schon etwa dunckel seind vnd anders gezogen werden mögen. Keppler. Warlich Herr Doctor/ mein allzuviel vnnd starcke lieb zu der Mathematica hat mich ad insaniam/ das ist/ zu dieser thorhait gebracht/ das ich des H. D. wort Mathematicè, das ist schlecht wie sie lautten/ auffgefangen: dann in Euclide bedarff es nit vil rathens wie ers gemaint da lassen sich die wort auch nit ziehen/ sondern seind Sonnenklar. D. Röslin. Es soll einer des andern Gemüth vnd Sinn fassen/ sonderlich ein freund des andern/ vnd darnach alles richten. Keppler. Dise reden gehören für politicos vnd weltiche hendel/ nit für disputatores philosophicos: Jch bin vnd bleib ein gut Freund politicè, vnd gestehe keinswegs/ das ich hiermit D. Röslins gestumpffiert habe: wann ich schon sag Non sequitur et tamen verum factum est: quod valdè miror. D. Rößlin. Was aber hievon mein Sinn vnd Gemüht/ ist im vorigen Capitel außgeführet worden. Keppler. Ja jetzo ist es geschehen/ Jch aber hab zuvor geschriben/ bin derhalb mit dieser jetzigen erklärung nichts desto höher anklaget. Doch will ich die jetzige erklärung vber die hievorige nicht gelobt haben. Dann so man die mir/ als einem Mathematico auffdrechen vnd einschieben wolte/ müste ich meines beruffs Ehr retten/ vnnd mich eben so starck drüber verwundern/ als in meim Buch de stella beschehen: dann es einmal nichts mathematicum das ist nichts necessarium ist/ sondern auff eiteln vernünfftigen conjecturis beruhet. D. Rößlin. Die Cometen, so vor dem 1556. Jahr gewesen/ gehören nit zu diesem handel: haben jre sachen bedeutet/ die alle Anno1557 zu end gelauffen. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0026" n="24"/> <p>Keppler. Aber die <hi rendition="#aq"><foreign xml:lang="lat">definitiones verborum</foreign></hi> als ein hochnotwendig stuck/ stehen allzeit vornen an: die hat D. Röslin außgelassen/ soviel auß folgenden worten abzunemen. </p> <p>D. Rößlin. 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D. Rößlin. Jst nun Kepplerus ein dapfferer Man/ vnnd ein Mathematicus, soll er sich dieser Logischen vnd Thorechten weiß zuschreiben billich schämen/ vnd soll ein glehrter des andern wort nit so leicht auffassen/ wann sie schon etwa dunckel seind vnd anders gezogen werden mögen.
Keppler. Warlich Herr Doctor/ mein allzuviel vnnd starcke lieb zu der Mathematica hat mich ad insaniam/ das ist/ zu dieser thorhait gebracht/ das ich des H. D. wort Mathematicè, das ist schlecht wie sie lautten/ auffgefangen: dann in Euclide bedarff es nit vil rathens wie ers gemaint da lassen sich die wort auch nit ziehen/ sondern seind Sonnenklar.
D. Röslin. Es soll einer des andern Gemüth vnd Sinn fassen/ sonderlich ein freund des andern/ vnd darnach alles richten.
Keppler. Dise reden gehören für politicos vnd weltiche hendel/ nit für disputatores philosophicos: Jch bin vnd bleib ein gut Freund politicè, vnd gestehe keinswegs/ das ich hiermit D. Röslins gestumpffiert habe: wann ich schon sag Non sequitur et tamen verum factum est: quod valdè miror.
D. Rößlin. Was aber hievon mein Sinn vnd Gemüht/ ist im vorigen Capitel außgeführet worden. Keppler. Ja jetzo ist es geschehen/ Jch aber hab zuvor geschriben/ bin derhalb mit dieser jetzigen erklärung nichts desto höher anklaget.
Doch will ich die jetzige erklärung vber die hievorige nicht gelobt haben. Dann so man die mir/ als einem Mathematico auffdrechen vnd einschieben wolte/ müste ich meines beruffs Ehr retten/ vnnd mich eben so starck drüber verwundern/ als in meim Buch de stella beschehen: dann es einmal nichts mathematicum das ist nichts necessarium ist/ sondern auff eiteln vernünfftigen conjecturis beruhet.
D. Rößlin. Die Cometen, so vor dem 1556. Jahr gewesen/ gehören nit zu diesem handel: haben jre sachen bedeutet/ die alle Anno1557 zu end gelauffen.
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Zitationshilfe: | Kepler, Johannes: Antwort auf Röslini Diskurs. Prag, 1609, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/keppler_antwort_1609/26>, abgerufen am 16.02.2025. |