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Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629.

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Von fürnembsten/ nötigsten Handwercken
schen/ ehe sie einige andere Handwerck oder Künste gelernet/
sich auff den Feldbau begeben haben. Vnd deß dings wird
l. 3. c. 8.
De Repub.
mehrbey dergleichen Scribenten gefunden. Auch auß der
Römer Historien zeuget Bodinus, daß selbige in anrichtung
jhrer Herrschafft zu förderst den Feldbau bestellet/ vnd denn
das Kriegswesen angeordnet/ als von welchen beeden sie jhre
Nahrung vnd Beschützung haben möchten. Vnd solchen
alsgrössesten vnd fürnembsten Nothwendigkeit vnd Nutzes
wegen/ haben offtermals verständige Potentaten/ theils
auch noch vnter der Heydenschafft/ als sonderlich Cyrus der
Xenoph.Persen Monarch/ vnd hernach Keyser Severus, wie auch et-
liche andere/ gar streng gebotten/ vnd Vorsehung gethan/ in
Kriegszügen vnd Heerfarten sonderlich deß Bauersmanns
zuverschonen. Dahero auch noch in den Keys. Rechten glei-
che Privilegia jhnen zugesprochen/ aber wegen neuen vnd är-
ger denn Barbarischen Kriegswesen/ je länger je weniger
gehalten werden/ also daß endlich der Verderber mit dem Ver-
derbten jämmerlich darnider ligen vnd verschmachten muß.
Es ist auch darneben den Bauersleuten erlaubet/ im fall der
Noth/ die gute Wetterszeit nicht zu versäumen/ auch an den
Sabbath oder Sontägen (venerabili die Solis) jhre Arbeit
im Feld zu verrichten/ vnd die Früchte einzubringen/ ne occa-
sione momenti pereat commoditas coelesti provisione conces-
sa,
das ist/ damit nicht durch ein plötzlich Vngewitter das je-
nige verderbet werde/ welche die Göttliche Fürsehung dem
Menschen zum genieß vnd erhaltung bescheret hat. Hingegen
aber ist befohlen/ daß an dem Sabbath oder Sontag andere
Handwercke feyren sollen. (Davon hernach in einem andern
Capitel.)

Es haben auch die erste Menschen eine gute Zeitlang
auß dem Feldbau/ vnd allerley Gewächsen/ auch hierzu gehö-

riger

Von fuͤrnembſten/ noͤtigſten Handwercken
ſchen/ ehe ſie einige andere Handwerck oder Kuͤnſte gelernet/
ſich auff den Feldbau begeben haben. Vnd deß dings wird
l. 3. c. 8.
De Repub.
mehrbey dergleichen Scribenten gefunden. Auch auß der
Roͤmer Hiſtorien zeuget Bodinus, daß ſelbige in anrichtung
jhꝛer Herꝛſchafft zu foͤrderſt den Feldbau beſtellet/ vnd denn
das Kriegsweſen angeordnet/ als von welchen beeden ſie jhre
Nahrung vnd Beſchuͤtzung haben moͤchten. Vnd ſolchen
alsgroͤſſeſten vnd fuͤrnembſten Nothwendigkeit vnd Nutzes
wegen/ haben offtermals verſtaͤndige Potentaten/ theils
auch noch vnter der Heydenſchafft/ als ſonderlich Cyrus der
Xenoph.Perſen Monarch/ vnd hernach Keyſer Severus, wie auch et-
liche andere/ gar ſtreng gebotten/ vnd Vorſehung gethan/ in
Kriegszuͤgen vnd Heerfarten ſonderlich deß Bauersmanns
zuverſchonen. Dahero auch noch in den Keyſ. Rechten glei-
che Privilegia jhnen zugeſprochen/ aber wegen neuen vnd aͤr-
ger denn Barbariſchen Kriegsweſen/ je laͤnger je weniger
gehalten werdẽ/ alſo daß endlich der Verderber mit dem Ver-
derbten jaͤmmerlich darnider ligen vnd verſchmachten muß.
Es iſt auch darneben den Bauersleuten erlaubet/ im fall der
Noth/ die gute Wetterszeit nicht zu verſaͤumen/ auch an den
Sabbath oder Sontaͤgen (venerabili die Solis) jhre Arbeit
im Feld zu verrichten/ vnd die Fruͤchte einzubringen/ ne occa-
ſione momenti pereat commoditas cœleſti proviſione conceſ-
ſa,
das iſt/ damit nicht durch ein ploͤtzlich Vngewitter das je-
nige verderbet werde/ welche die Goͤttliche Fuͤrſehung dem
Menſchen zum genieß vnd erhaltung beſcheret hat. Hingegen
aber iſt befohlen/ daß an dem Sabbath oder Sontag andere
Handwercke feyren ſollen. (Davon hernach in einem andern
Capitel.)

Es haben auch die erſte Menſchen eine gute Zeitlang
auß dem Feldbau/ vnd allerley Gewaͤchſen/ auch hierzu gehoͤ-

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Zitationshilfe: Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/60>, abgerufen am 03.05.2024.