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Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629.

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guter Künsten vnd Handwercken.
schicken können/ denn die Gesetze vermöchten/ daß man nie-Idem ibid.
mand von einiger Handarbeit aufftreiben dürffte/ damit er
sich ernerete/ ausser sonderlichen Nothfall. Es wird auch
gemeldet aus einem Schreiben des Käysers Aurelii, daß die
alten Römer ein Gesetz hatten/ keinen zum Bürger auffzu-
nehmen/ Er were denn zuvor vom Stadt Schuldheiß exa-
minirt
worden/ da hat man auch seine Hände betastet/ vnd
besehen/ waren selbige weich vnd lind/ wurde er für einen
Missiggänger gehalten vnd abgewiesen: Waren sie aber
hart vnd Arbeitsam/ wurde er zum Bürger auffgenommen.
Sie haben auch die Vbelthäter gelinder gestraffet/ welche
harte Hände hatten/ welche aber weiche Hände hatten/ wur-
den härter gestraffet. Sonderlich hat der alte Cato Cen-
sorinus
das Römische Volck streng zur arbeit gehalten/ denn
wann derselbe vber die Gassen gangen/ ist Jederman zur Ar-
beit gelauffen/ gleich wie etwa die Kinder in der Schulen vber
die Bücher fallen/ wenn der Praeceptor kömpt/ vnd haben
sonderlich die Müssiggänger diesen Catonem sehr gefürch-
tet/ weil er sie hart straffete/ vnd nicht gedulden mochte.

Es sollen aber auch die Herrschafften darumb vber den
Handwercken halten/ weil selbige in Fewersnöthen vnnd
dergleichen gefärlichkeiten sich für andern sonderlich gebrau-
chen lassen/ wie auch die Rechte hierzu ermahnen/ ad remu-Digg. tit. de
immunitat.

neranda corum pericula & labores. Ja sie seind auch vor
Alters mit etlichen Freyheiten darümb begabet worden/ quia
tam necessatiam operam publicis utilitatibus exhibent.

Xenophon. erinnert auch die Obern/ das sie der Je-Xenophon.
in paed. Cyri.
l.
8.

nigen sich annehmen/ vnd sie verehren sollen/ welche zu ge-
nmeiner Wolfahrt nützlich vnd dienstlich seyn. Darumb
nennet auch Bornitius die jenige perfectiores Respublicas,
in quibus Artifices singulares reperiuntur,
das ist/ wol-

bestal-
C c

guter Kuͤnſten vnd Handwercken.
ſchicken koͤnnen/ denn die Geſetze vermoͤchten/ daß man nie-Idem ibid.
mand von einiger Handarbeit aufftreiben duͤrffte/ damit er
ſich ernerete/ auſſer ſonderlichen Nothfall. Es wird auch
gemeldet aus einem Schreiben des Kaͤyſers Aurelii, daß die
alten Roͤmer ein Geſetz hatten/ keinen zum Buͤrger auffzu-
nehmen/ Er were denn zuvor vom Stadt Schuldheiß exa-
minirt
worden/ da hat man auch ſeine Haͤnde betaſtet/ vnd
beſehen/ waren ſelbige weich vnd lind/ wurde er fuͤr einen
Miſſiggaͤnger gehalten vnd abgewieſen: Waren ſie aber
hart vnd Arbeitſam/ wurde er zum Buͤrger auffgenommen.
Sie haben auch die Vbelthaͤter gelinder geſtraffet/ welche
harte Haͤnde hatten/ welche aber weiche Haͤnde hatten/ wur-
den haͤrter geſtraffet. Sonderlich hat der alte Cato Cen-
ſorinus
das Roͤmiſche Volck ſtreng zur arbeit gehalten/ denn
wann derſelbe vber die Gaſſen gangen/ iſt Jederman zur Ar-
beit gelauffen/ gleich wie etwa die Kinder in der Schulen vber
die Buͤcher fallen/ wenn der Præceptor koͤmpt/ vnd haben
ſonderlich die Muͤſſiggaͤnger dieſen Catonem ſehr gefuͤrch-
tet/ weil er ſie hart ſtraffete/ vnd nicht gedulden mochte.

Es ſollen aber auch die Herrſchafften darumb vber den
Handwercken halten/ weil ſelbige in Fewersnoͤthen vnnd
dergleichen gefaͤrlichkeiten ſich fuͤr andern ſonderlich gebrau-
chen laſſen/ wie auch die Rechte hierzu ermahnen/ ad remu-Digg. tit. de
immunitat.

neranda corum pericula & labores. Ja ſie ſeind auch vor
Alters mit etlichen Freyheiten daruͤmb begabet worden/ quia
tàm neceſſatiam operam publicis utilitatibus exhibent.

Xenophon. erinnert auch die Obern/ das ſie der Je-Xenophon.
in pæd. Cyri.
l.
8.

nigen ſich annehmen/ vnd ſie verehren ſollen/ welche zu ge-
nmeiner Wolfahrt nuͤtzlich vnd dienſtlich ſeyn. Darumb
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[201/0213] guter Kuͤnſten vnd Handwercken. ſchicken koͤnnen/ denn die Geſetze vermoͤchten/ daß man nie- mand von einiger Handarbeit aufftreiben duͤrffte/ damit er ſich ernerete/ auſſer ſonderlichen Nothfall. Es wird auch gemeldet aus einem Schreiben des Kaͤyſers Aurelii, daß die alten Roͤmer ein Geſetz hatten/ keinen zum Buͤrger auffzu- nehmen/ Er were denn zuvor vom Stadt Schuldheiß exa- minirt worden/ da hat man auch ſeine Haͤnde betaſtet/ vnd beſehen/ waren ſelbige weich vnd lind/ wurde er fuͤr einen Miſſiggaͤnger gehalten vnd abgewieſen: Waren ſie aber hart vnd Arbeitſam/ wurde er zum Buͤrger auffgenommen. Sie haben auch die Vbelthaͤter gelinder geſtraffet/ welche harte Haͤnde hatten/ welche aber weiche Haͤnde hatten/ wur- den haͤrter geſtraffet. Sonderlich hat der alte Cato Cen- ſorinus das Roͤmiſche Volck ſtreng zur arbeit gehalten/ denn wann derſelbe vber die Gaſſen gangen/ iſt Jederman zur Ar- beit gelauffen/ gleich wie etwa die Kinder in der Schulen vber die Buͤcher fallen/ wenn der Præceptor koͤmpt/ vnd haben ſonderlich die Muͤſſiggaͤnger dieſen Catonem ſehr gefuͤrch- tet/ weil er ſie hart ſtraffete/ vnd nicht gedulden mochte. Idem ibid. Es ſollen aber auch die Herrſchafften darumb vber den Handwercken halten/ weil ſelbige in Fewersnoͤthen vnnd dergleichen gefaͤrlichkeiten ſich fuͤr andern ſonderlich gebrau- chen laſſen/ wie auch die Rechte hierzu ermahnen/ ad remu- neranda corum pericula & labores. Ja ſie ſeind auch vor Alters mit etlichen Freyheiten daruͤmb begabet worden/ quia tàm neceſſatiam operam publicis utilitatibus exhibent. Digg. tit. de immunitat. Xenophon. erinnert auch die Obern/ das ſie der Je- nigen ſich annehmen/ vnd ſie verehren ſollen/ welche zu ge- nmeiner Wolfahrt nuͤtzlich vnd dienſtlich ſeyn. Darumb nennet auch Bornitius die jenige perfectiores Reſpublicas, in quibus Artifices ſingulares reperiuntur, das iſt/ wol- beſtal- Xenophon. in pæd. Cyri. l. 8. C c

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Zitationshilfe: Kentz, Paul: Güldener Handwercksboden. Leipzig, 1629, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kentz_handwerksboden_1629/213>, abgerufen am 25.11.2024.