Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.

Bild:
<< vorherige Seite
über den Ursprung der Sprachen.

-- lacheNevetek-- willAkarok
-- laufeFutok-- glaubeHiszszek

Wer nun glauben sollte, daß nur eines die-
ser deutschen Wörter aus eben dem Wurzelworte
habe herstammen können, woraus das Ungarische
entstanden ist. Wenn man aus Gebelins oben an-
geführten Primitiv-Wörtern z. B. aus Qui das deut-
sche stark und das ungarische Erös, aus Eid Hand
und Kez, aus Pot Volk und Nemzet, aus Ran
Frosch und Beka, aus Pol Arbeit und Munka,
aus Bar Wort und Szo, aus Tan Fisch und Hal,
aus Coel Himmel und Meny herauszwingen woll-
te, so könnte man mit eben so viel, und vielleicht
noch mehr Wahrscheinlichkeit behaupten wollen, daß
anfangs nur einige Gattungen von vierfüßigen Thie-
ren sind erschaffen worden, und in der Folge aus
dem Tyger die Katze, aus dem Pferde der Esel,
aus dem Wolf der Hund, und aus dem Krokodille
die Eidechse hergekommen ist, weil diese doch immer
mehr Aehnlichkeit mit ihren Erzeugern hätten, als
Wörter mit einander, bey denen nicht eine Sylbe,
nicht ein Laut geblieben ist, woraus sich eine wahr-
scheinliche Etymologie ziehen ließ.


Man
C 4
uͤber den Urſprung der Sprachen.

— lacheNevetek— willAkarok
— laufeFutok— glaubeHiszszek

Wer nun glauben ſollte, daß nur eines die-
ſer deutſchen Woͤrter aus eben dem Wurzelworte
habe herſtammen koͤnnen, woraus das Ungariſche
entſtanden iſt. Wenn man aus Gebelins oben an-
gefuͤhrten Primitiv-Woͤrtern z. B. aus Qui das deut-
ſche ſtark und das ungariſche Erös, aus Eid Hand
und Kéz, aus Pot Volk und Nemzet, aus Ran
Froſch und Béka, aus Pol Arbeit und Munka,
aus Bar Wort und Szó, aus Tan Fiſch und Hal,
aus Coel Himmel und Meny herauszwingen woll-
te, ſo koͤnnte man mit eben ſo viel, und vielleicht
noch mehr Wahrſcheinlichkeit behaupten wollen, daß
anfangs nur einige Gattungen von vierfuͤßigen Thie-
ren ſind erſchaffen worden, und in der Folge aus
dem Tyger die Katze, aus dem Pferde der Eſel,
aus dem Wolf der Hund, und aus dem Krokodille
die Eidechſe hergekommen iſt, weil dieſe doch immer
mehr Aehnlichkeit mit ihren Erzeugern haͤtten, als
Woͤrter mit einander, bey denen nicht eine Sylbe,
nicht ein Laut geblieben iſt, woraus ſich eine wahr-
ſcheinliche Etymologie ziehen ließ.


Man
C 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0067" n="39"/>
          <fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">u&#x0364;ber den Ur&#x017F;prung der Sprachen</hi>.</fw><lb/>
          <table>
            <row>
              <cell>&#x2014; lache</cell>
              <cell> <hi rendition="#aq">Nevetek</hi> </cell>
              <cell>&#x2014; will</cell>
              <cell> <hi rendition="#aq">Akarok</hi> </cell>
            </row>
            <row>
              <cell>&#x2014; laufe</cell>
              <cell> <hi rendition="#aq">Futok</hi> </cell>
              <cell>&#x2014; glaube</cell>
              <cell> <hi rendition="#aq">Hiszszek</hi> </cell>
            </row>
          </table>
          <p>Wer nun glauben &#x017F;ollte, daß nur <hi rendition="#b">eines</hi> die-<lb/>
&#x017F;er deut&#x017F;chen Wo&#x0364;rter aus eben dem Wurzelworte<lb/>
habe her&#x017F;tammen ko&#x0364;nnen, woraus das Ungari&#x017F;che<lb/>
ent&#x017F;tanden i&#x017F;t. Wenn man aus <hi rendition="#aq">Gebelin</hi>s oben an-<lb/>
gefu&#x0364;hrten <hi rendition="#aq">Primitiv</hi>-Wo&#x0364;rtern z. B. aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Qui</hi></hi> das deut-<lb/>
&#x017F;che <hi rendition="#g">&#x017F;tark</hi> und das ungari&#x017F;che <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Erös</hi></hi>, aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Eid</hi></hi> <hi rendition="#g">Hand</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Kéz</hi></hi>, aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pot</hi></hi> <hi rendition="#g">Volk</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Nemzet</hi></hi>, aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Ran</hi></hi><lb/><hi rendition="#g">Fro&#x017F;ch</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Béka</hi></hi>, aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Pol</hi></hi> <hi rendition="#g">Arbeit</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Munka</hi></hi>,<lb/>
aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Bar</hi></hi> <hi rendition="#g">Wort</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Szó</hi></hi>, aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Tan</hi></hi> <hi rendition="#g">Fi&#x017F;ch</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Hal</hi></hi>,<lb/>
aus <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Coel</hi></hi> <hi rendition="#g">Himmel</hi> und <hi rendition="#aq"><hi rendition="#i">Meny</hi></hi> herauszwingen woll-<lb/>
te, &#x017F;o ko&#x0364;nnte man mit eben &#x017F;o viel, und vielleicht<lb/>
noch mehr Wahr&#x017F;cheinlichkeit behaupten wollen, daß<lb/>
anfangs nur einige Gattungen von vierfu&#x0364;ßigen Thie-<lb/>
ren &#x017F;ind er&#x017F;chaffen worden, und in der Folge aus<lb/>
dem Tyger die Katze, aus dem Pferde der E&#x017F;el,<lb/>
aus dem Wolf der Hund, und aus dem Krokodille<lb/>
die Eidech&#x017F;e hergekommen i&#x017F;t, weil die&#x017F;e doch immer<lb/>
mehr Aehnlichkeit mit ihren Erzeugern ha&#x0364;tten, als<lb/>
Wo&#x0364;rter mit einander, bey denen nicht <hi rendition="#b">eine</hi> Sylbe,<lb/>
nicht <hi rendition="#b">ein</hi> Laut geblieben i&#x017F;t, woraus &#x017F;ich eine wahr-<lb/>
&#x017F;cheinliche Etymologie ziehen ließ.</p><lb/>
          <fw place="bottom" type="sig">C 4</fw>
          <fw place="bottom" type="catch">Man</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[39/0067] uͤber den Urſprung der Sprachen. — lache Nevetek — will Akarok — laufe Futok — glaube Hiszszek Wer nun glauben ſollte, daß nur eines die- ſer deutſchen Woͤrter aus eben dem Wurzelworte habe herſtammen koͤnnen, woraus das Ungariſche entſtanden iſt. Wenn man aus Gebelins oben an- gefuͤhrten Primitiv-Woͤrtern z. B. aus Qui das deut- ſche ſtark und das ungariſche Erös, aus Eid Hand und Kéz, aus Pot Volk und Nemzet, aus Ran Froſch und Béka, aus Pol Arbeit und Munka, aus Bar Wort und Szó, aus Tan Fiſch und Hal, aus Coel Himmel und Meny herauszwingen woll- te, ſo koͤnnte man mit eben ſo viel, und vielleicht noch mehr Wahrſcheinlichkeit behaupten wollen, daß anfangs nur einige Gattungen von vierfuͤßigen Thie- ren ſind erſchaffen worden, und in der Folge aus dem Tyger die Katze, aus dem Pferde der Eſel, aus dem Wolf der Hund, und aus dem Krokodille die Eidechſe hergekommen iſt, weil dieſe doch immer mehr Aehnlichkeit mit ihren Erzeugern haͤtten, als Woͤrter mit einander, bey denen nicht eine Sylbe, nicht ein Laut geblieben iſt, woraus ſich eine wahr- ſcheinliche Etymologie ziehen ließ. Man C 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/67
Zitationshilfe: Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/67>, abgerufen am 21.11.2024.