Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791.IV. Abtheilung. Wenn sich im Deutschen ein Wort mit S an- Schmauß, deutsche z (tset) gemeinet ist, sonst würd' es Wietse
Mäutse heissen. Man versteht hier unter dem Z den Laut, den es in dem Französischen Worte Mazette Horizon hat. Weil man einmal schon im Deutschen das mit Z vergesellschaftete S nämlich das ß hat, so könnte es mit mehr Bestimmtheit dort gebraucht werden, wo das s den Laut des französischen Z andeuten soll. Darum könnte man schreiben: speißen raßen reißen statt speisen rasen reisen; und dort, wo man jetzt das ß wie ein doppeltes S braucht, immer ein ss hinsetzen, und für Roß Ross für Strauß Strauss schreiben. Durch was soll ein Ausländer wohl erkennen, daß man in der Aussprache bey sagen ein anderes s müße hören lassen als bey rasen? doch diese sind grammati- kalische Anmerkungen, die eigentlich nicht zum End- zwecke dieses Buches gehören. IV. Abtheilung. Wenn ſich im Deutſchen ein Wort mit S an- Schmauß, deutſche z (tſet) gemeinet iſt, ſonſt wuͤrd' es Wietſe
Maͤutſe heiſſen. Man verſteht hier unter dem Z den Laut, den es in dem Franzoͤſiſchen Worte Mazette Horizon hat. Weil man einmal ſchon im Deutſchen das mit Z vergeſellſchaftete S naͤmlich das ß hat, ſo koͤnnte es mit mehr Beſtimmtheit dort gebraucht werden, wo das ſ den Laut des franzoͤſiſchen Z andeuten ſoll. Darum koͤnnte man ſchreiben: ſpeißen raßen reißen ſtatt ſpeiſen raſen reiſen; und dort, wo man jetzt das ß wie ein doppeltes S braucht, immer ein ſſ hinſetzen, und fuͤr Roß Roſſ fuͤr Strauß Strauſſ ſchreiben. Durch was ſoll ein Auslaͤnder wohl erkennen, daß man in der Ausſprache bey ſagen ein anderes ſ muͤße hoͤren laſſen als bey raſen? doch dieſe ſind grammati- kaliſche Anmerkungen, die eigentlich nicht zum End- zwecke dieſes Buches gehoͤren. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <pb facs="#f0396" n="334"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">IV</hi>. Abtheilung.</hi> </fw><lb/> <p>Wenn ſich im Deutſchen ein Wort mit <hi rendition="#aq">S</hi> an-<lb/> faͤngt, und unmittelbar ein Mitlauter darauf<lb/> folgt, ſo wird es immer mit <hi rendition="#aq">ſch</hi> geſchrieben, und ſo<lb/> ausgeſprochen. Jſt dieſer zweyte Mitlauter einer<lb/> der ſtummen, ſo wird zwar nur das <hi rendition="#aq">S</hi> hingeſchrie-<lb/> ben, aber ausgeſprochen wie <hi rendition="#aq">ſch</hi> z. B. <hi rendition="#b">Spann,<lb/> Stein.</hi> Zu allen uͤbrigen Mitlautern wird gleich<lb/> der ſtaͤrkere Ziſchlaut <hi rendition="#aq">Sch</hi> genommen: <hi rendition="#b">Schlaf</hi>,<lb/> <fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#b">Schmauß</hi>,</fw><lb/><note xml:id="seg2pn_23_2" prev="#seg2pn_23_1" place="foot" n="(*)">deutſche z (tſet) gemeinet iſt, ſonſt wuͤrd' es Wietſe<lb/> Maͤutſe heiſſen. Man verſteht hier unter dem <hi rendition="#aq">Z</hi> den<lb/> Laut, den es in dem Franzoͤſiſchen Worte <hi rendition="#aq">Mazette<lb/> Horizon</hi> hat. Weil man einmal ſchon im Deutſchen<lb/> das mit <hi rendition="#aq">Z</hi> vergeſellſchaftete <hi rendition="#aq">S</hi> naͤmlich das ß hat, ſo<lb/> koͤnnte es mit mehr Beſtimmtheit dort gebraucht werden,<lb/> wo das ſ den Laut des franzoͤſiſchen <hi rendition="#aq">Z</hi> andeuten ſoll.<lb/> Darum koͤnnte man ſchreiben: ſpeißen raßen reißen<lb/> ſtatt ſpeiſen raſen reiſen; und dort, wo man jetzt das<lb/> ß wie ein doppeltes <hi rendition="#aq">S</hi> braucht, immer ein ſſ hinſetzen,<lb/> und fuͤr Roß Roſſ fuͤr Strauß Strauſſ ſchreiben.<lb/> Durch was ſoll ein Auslaͤnder wohl erkennen, daß<lb/> man in der Ausſprache bey ſagen ein anderes ſ muͤße<lb/> hoͤren laſſen als bey raſen? doch dieſe ſind grammati-<lb/> kaliſche Anmerkungen, die eigentlich nicht zum End-<lb/> zwecke dieſes Buches gehoͤren.</note><lb/></p> </div> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [334/0396]
IV. Abtheilung.
Wenn ſich im Deutſchen ein Wort mit S an-
faͤngt, und unmittelbar ein Mitlauter darauf
folgt, ſo wird es immer mit ſch geſchrieben, und ſo
ausgeſprochen. Jſt dieſer zweyte Mitlauter einer
der ſtummen, ſo wird zwar nur das S hingeſchrie-
ben, aber ausgeſprochen wie ſch z. B. Spann,
Stein. Zu allen uͤbrigen Mitlautern wird gleich
der ſtaͤrkere Ziſchlaut Sch genommen: Schlaf,
Schmauß,
(*)
(*) deutſche z (tſet) gemeinet iſt, ſonſt wuͤrd' es Wietſe
Maͤutſe heiſſen. Man verſteht hier unter dem Z den
Laut, den es in dem Franzoͤſiſchen Worte Mazette
Horizon hat. Weil man einmal ſchon im Deutſchen
das mit Z vergeſellſchaftete S naͤmlich das ß hat, ſo
koͤnnte es mit mehr Beſtimmtheit dort gebraucht werden,
wo das ſ den Laut des franzoͤſiſchen Z andeuten ſoll.
Darum koͤnnte man ſchreiben: ſpeißen raßen reißen
ſtatt ſpeiſen raſen reiſen; und dort, wo man jetzt das
ß wie ein doppeltes S braucht, immer ein ſſ hinſetzen,
und fuͤr Roß Roſſ fuͤr Strauß Strauſſ ſchreiben.
Durch was ſoll ein Auslaͤnder wohl erkennen, daß
man in der Ausſprache bey ſagen ein anderes ſ muͤße
hoͤren laſſen als bey raſen? doch dieſe ſind grammati-
kaliſche Anmerkungen, die eigentlich nicht zum End-
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Zitationshilfe: | Kempelen, Wolfgang von: Mechanismus der menschlichen Sprache. Wien, 1791, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/kempelen_maschine_1791/396>, abgerufen am 16.02.2025. |